Große blaue Kartons stehen seit Juni 2012 in den Mensen I und II: Pfandflaschenboxen. Dahinter steckt eine Spendensammelaktion der UNICEF-Hochschulgruppe. Im Rahmen des UNICEF-Großprojekts „Wasser wirkt“ werden hier Gelder gesammelt, um den Zugang zu sauberem Trinkwasser in Äthiopien zu verbessern. Brunnen sind dort vor allem in ländlichen Gegenden weit verstreut. Dadurch müssen die dafür zuständigen Frauen und Mädchen oft Stunden am Tag aufwenden, um das Wasser zu holen. Die Schulbildung der Mädchen kommt dabei meistens zu kurz. Neben der Wasserversorgung nimmt somit für Carina B., Leiterin des Pfandflaschenprojekts, auch der Bildungserhalt eine bedeutende Rolle ein: „Es ist uns wichtig, dass die Kinder die Möglichkeit erhalten, zur Schule gehen zu können.“

Dazu ist es nötig, die Trinkwasserversorgungsrate deutlich zu erhöhen. Während in städtischen Gegenden etwa zwei Drittel der Bevölkerung Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, liegt dieser Anteil in ländlichen Gegenden sogar unter einem Drittel. Etwas mehr als 200 Brunnen sind geplant, um die Wasserversorgung zu verbessern. Dazu kommt zur Verbesserung der Hygiene-Situation der Bau sanitärer Anlagen. Aber auch die Aufklärungsarbeit ist wichtig. Das Erlernen einfacher Hygiene-Regeln kann Durchfallerkrankungen verhindern und so Leben retten. Hilfe zur Selbsthilfe steht im Vordergrund. Dorfbewohner werden zur Instandhaltung der Anlagen und zur Wissensvermittlung geschult.

Aus verschiedenen Vorschlägen von UNICEF wählte die Hochschulgruppe das Stichwort „Pfandflaschenbox“, die Ausgestaltung erfolgte dann komplett eigenständig. Das Projekt schien perfekt für die Mensen in Kiel zu sein, da dort trotz des Pfandflaschenverkaufs durch Automaten keine Rückgabemöglichkeit für die gekauften Flaschen vorhanden ist. So können Studierende leere Pfandflaschen wieder loswerden und nebenbei unbürokratisch einem guten Zweck dienen. Die Testphase in der vorlesungsfreien Zeit bestätigte diese Vermutung. Innerhalb der ersten vier Monate brachte die Box in der Mensa I bereits 80,53€ ein. Zweimal musste sie in der Zeit entleert werden, Benzinkosten entstanden dabei keine. „Wir haben die Flaschen mit fünf großen Müllsäcken im Bus transportiert. Insgesamt brauchten wir zur Pfandflaschenrückgabe etwa zwei Stunden“, erzählt Carina. Auch zur Erstellung der Boxen wurden keine Spendengelder verwendet. Für das Material wurden alte Kartons recycelt, die blaue Farbe für die Kartons finanzierten die Studierenden aus eigener Tasche. Um die Organisationskosten durch UNICEF möglichst gering zu halten, werden die gesammelten Spenden einmal im Semester als eine große Spende an das Äthiopien-Projekt von UNICEF gesendet. Dort wird von den Spenden noch insgesamt circa 13 Prozent abgezogen, davon circa viereinhalb Prozent für Verwaltungskosten und circa achteinhalb Prozent für Öffentlichkeitsarbeit. Benneke findet es „wichtig, dass die Verwaltungskosten möglichst gering gehalten werden.“

Ziel der Hochschulgruppe ist, aus der Pfandflaschenbox ein dauerhaftes Projekt zu machen. Weitere Boxen sind angedacht, „im Audimax-Foyer würde eine Box auch gut passen“, sagt Benneke. Eine dritte Box ist bereits vorhanden, diese ist allerdings als „mobile Box“ gedacht. Zur Anwendung kam sie erstmals bei einer Projektwoche zu UNICEF-Themen in der Integrierten Gesamtschule Friedrichsort. Dort wurden mittels Pfandflaschen etwa zwölf Euro gesammelt. Derartige Aufklärungsarbeit an Schulen ist neben dem Sammeln von Spenden ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit der Hochschulgruppe. Benneke ruft zur Beteiligung auf: „Alle Studierenden und andere Interessierte können gerne zu einem Treffen kommen und mitmachen.“ Das Treffen finden alle zwei Wochen dienstags in der Knorrstraße 4 statt, die genauen Termine sind auf Facebook zu finden.

Aufgrund von Müllproblemen klebt mittlerweile ein Aufkleber auf der Box: „Ich mag keinen Müll.“ Kurios dabei: Lediglich Servietten landeten in der Box.

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