Philharmonisches Orchester Kiel spielte die neunte Sinfonie von Antonín Dvořák beim Mittagskonzert im Audimax

Das Gefühl der innerlichen Zerrissenheiten kennen viele Studierende gerade zu Beginn der neuen Lebensphase. Die großartigen Eindrücke einer unbekannten Stadt und die gewonnene Freiheit führen zu Euphorie, andererseits bleibt die Sehnsucht nach der Heimat. Bereits nach kurzer Zeit klafft der Zwiespalt zwischen Zuhause, wo alles vertrauter war, und den Wahrnehmungen der Besonderheiten des neuen Lebensraumes auseinander. Genau diese Emotionen brachte Antonín Dvořák in seiner neunten Sinfonie Aus der neuen Welt zum Ausdruck. Der tschechische Nationalkomponist hatte sein Land verlassen, um in New York ein neues Leben zu beginnen und sah sich mit unbekannten Gefühlen konfrontiert, die er in Musik übersetzt hat.

Dieses Stück spielte das Kieler Philharmonische Orchester im Mittagskonzert des musikwissenschaftlichen Instituts der Universität Kiel. „Damit wird die seit 2008 bestehende Reihe gekrönt“, freute sich Universitätsmusikdirektor Bernhard Emmer. Der Frederik-Paulsen-Hörsaal war bis auf den letzten Platz besetzt, sodass einige Zuhörer die 45 Minuten im Stehen genießen mussten. Die Zuhörerinnen und Zuhörer hatten an diesem Mittag die Möglichkeit einem Stück aus dem dritten Philharmonischen Konzert, das am Wochenende vorher stattfand, zu lauschen.

Foto: alo
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Bereits in den leisen Tönen zu Beginn des ersten Satzes bewiesen die Mitglieder des Kieler Philharmonischen Orchesters eine perfekte Intonation. Ganz langsam bauten sie über die Dynamik Spannung auf. Dirigent Georg Fritzsch forderte mit weiten Armbewegungen einen runderen Klang aus dem Orchester. Die Musikerinnen und Musiker von fünf Kontinenten folgten den Anweisungen des Generalmusikdirektors das ganze Konzert über. In ihren Solopassagen mit der Querflöte stach Ursula Freimuth durch weiche und gleichzeitig lebendige Töne hervor. Souverän und leicht interpretierte die Flötistin ihre Melodiestücke. Dagegen wirkte ihre Kollegin Elizabeth Farell aufgeregt und hektisch.

Im berühmten Englisch-Horn-Solo im zweiten Satz brillierte Yahiko Nishiura mit einem traumhaften Legato. Die Töne wirkten wie eine ununterbrochene Linie, die aufgrund ihres Wohlklangs nie aufhören sollte. Das restliche Orchester übertrug die verschiedenen Stimmungen, wie Staunen, Aufregung, Spannung, Melancholie und Sehnsucht. Dazu trugen besonders die Violinen bei, die mit feinem Vibrato in den leisen Passagen Sehnsucht erzeugten.

Wildheit und Leichtigkeit brachten Staccato- Töne zwischen den einzelnen Instrumenten im dritten Satz auf den Punkt zusammen. Die vielen einzelnen Klangelemente prasselten wie feine Kugeln auf den Zuhörer herunter. Nebenbei ließ sich das Hauptmotiv verfolgen, das durch die einzelnen Instrumentengruppen wanderte und präsent, aber nicht aufdringlich war. Die zackig-fröhliche Melodie und der sehr bedachte, intensive vierte Satz schlossen den Spannungsbogen des Ersten. Die Zuhörer lauschten gebannt. Insgesamt war es ein großartiges Konzert. Herrvorragende Solisten und ein leidenschaftliches Orchester sorgten für puren Hörgenuss.

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