Eine Vorstellung des Mannes, der der Kieler Uni ihren Namen gab

Wir leben in Kiel, studieren oder arbeiten an der Kieler Universität und gehen immer wieder an dem Schriftzug ‚Christian-Albrechts- Universität‘ vorbei. ‚Schöner Name‘, denkt sich vielleicht der eine oder andere. Oder auch „Ach, daher kommt CAU“. Vielleicht denken sich aber auch einige „Wer ist denn eigentlich dieser Christian Albrecht?“. Ja, wer war Christian Albrecht? Viele werden wohl wissen, dass er der Mann war, der vor nun schon über 350 Jahren die hiesige Hochschule gründete. Damit hört es bei den meisten aber auch schon auf.

Oliver Auge, Professor für Regionalgeschichte mit Schwerpunkt Schleswig-Holstein, brachte in diesem Jahr ein Buch heraus, das die Fragen um die Person des Universitätsgründers beantworten kann. Christian Albrecht. Herzog – Stifter – Mensch heißt das Buch, zu dessen Thema es im letzten Jahr bereits eine Vorlesung von Herrn Auge gab. In seiner Forschung interessiert er sich besonders für die Dynastie der Gottorfer, eine Nebenlinie des Hauses Oldenburg, die oft um ihre Handlungsspielräume und das Herrschaftsgebiet, das Teile der Herzogtümer Schleswig und Holstein umfasste, ringen musste. Durch das Universitätsjubiläum im vergangenen Jahr, zu dem Herr Auge ebenfalls ein Buch herausbrachte, beschäftigte er sich mehr mit Christian Albrecht und so kam es zu dem Buch, das uns im Titel immerhin schon verrät, dass unser Universitätsgründer ein Herzog war. Das soll jedoch noch nicht genug Information sein.

Christian Albrecht war der Sohn von Herzog Friedrich III. und Maria Elisabeth von Sachsen und stammte somit aus der Gottorfer Linie der Oldenburger. Er wurde 1641 als zehntes Kind und als fünfter Sohn geboren. Insgesamt hatte er 15 Geschwister, von denen jedoch nur neun das Erwachsenenalter erreichten. Als Spätgeborener und besonders als fünfter Sohn, spielte er eigentlich keine Rolle bei der Frage nach der Herrschaftsnachfolge. Allerdings starben zwei seiner älteren Brüder bereits im Kindesalter. Seine nächstälteren Brüder Friedrich und Johann Georg wurden auf eine Reise geschickt, die sie bilden und auf ihre spätere Verantwortung vorbereiten sollte. Friedrich starb jedoch auf dieser Reise, sodass Johann Georg der Erbprinz wurde und Christian Albrecht an die zweite Stelle der Erbfolge rückte. Dadurch wurde er Koadjutor, der wichtigste Mitarbeiter des Fürstbischofs und dessen Nachfolger. Dieses Amt sollte traditionsgemäß der Zweite in der Reihe der Thronfolger bekleiden. Und somit erlangte er bereits im Jahre 1654, also gerade mal mit 13 Jahren, ein geistliches Amt.

Bereits im Jahr darauf starb auch sein Bruder Johann Georg, sodass Christian Albrecht, der ursprünglich an fünfter Stelle der Erbfolge stand, Erbprinz wurde und der Nachfolger seines Bruders als Fürstbischof von Lübeck. Durch den Tod des Vaters im Jahre 1659 wurde er Herzog von Schleswig-Holstein- Gottorf. Seine Herrschaft trat der junge Herzog am Ende von Kriegszeiten zwischen Dänemark und Schweden an und so kam es, dass er sein neues Amt kennenlernen konnte, als immerhin zehn Jahre, von 1660 bis 1670, Frieden um sein Gebiet herrschte.

In dieser befriedeten Zeit kam es zu der Gründung der Universität in Kiel, die wir heute unter seinem Namen als Christian- Albrechts-Universität kennen. Dieser Gründung verdankt Christian Albrecht seinem hohen Bekanntheitsgrad. Professor Auge nennt ihn jedoch den „bekanntesten Unbekannten aus dem Hause Gottorf“. Nach seiner Auffassung wäre Christian Albrecht heute wohl kaum noch bekannt, hätte er nicht die Universität gegründet. Dabei war dies nicht mal seine eigene Idee. Sein Vater hatte schon viele Jahre zuvor entsprechende Pläne, kam jedoch aufgrund von Krieg und anderen Umständen nicht dazu, diese umzusetzen. In seinem Testament übergab er dann seinem Sohn die Pflicht, eine Universität im Herrschaftsgebiet zu gründen. Christian Albrecht selbst hatte kein so großes Interesse an der Wissenschaft wie sein Vater, kam dessen Wunsch jedoch 1665 nach und gründete die heutige Christian-Albrechts- Universität zu Kiel.

Geheiratet hat Christian Albrecht 1667 die dänische Prinzessin Friederike Amalie, mit der er vier Kinder zeugte. Die Verhandlungen zwischen Dänemark und Gottorf geschahen, ohne dass die beiden späteren Eheleute sich jemals zuvor gesehen hatten, denn eine Ehe war zur damaligen Zeit keine Liebesangelegenheit, sondern diente der Politik, dem Besitz und der Sicherung legitimer Nachkommen. Die dänische Prinzessin war dem Herzog eine treue Ehefrau, eine hilfreiche Vermittlerin zu dem dänischen Königshaus und eine Unterstützerin seiner schwedenfreundlichen Politik. Seine Herrschaft war geprägt von Auseinandersetzungen mit seinem Schwager Christian V., nachdem dieser 1670 dänischer König wurde. Um seinem Schwager zu entgehen, musste Christian Albrecht sogar mehrere Male ins Exil nach Hamburg fliehen.

Trotz des gewissen Maßes an Ausbildung, die ein Fürstensohn genießen konnte, war Christian Albrecht wohl nicht ausreichend auf seine Aufgabe als Herzog vorbereitet. Sein Charakter war anders als der seines Vaters, er interessierte sich eher für die Jagd, für Feste und vergnüglichere Dinge als Politik und Herrschaft. Wie Professor Auge es sagt, sei die mühselige Arbeit nicht gerade seine Leidenschaft gewesen. Christian Albrecht stand seine ganze Herrschaft über im Schatten seines Vaters und befand sich durch seine schwedenfreundliche Politik und seinen Konflikt mit dem dänischen König in einer Zwickmühle zwischen den beiden skandinavischen Ländern.

Mag seine Herrschaft auch nicht zu seinem Bekanntheitsgrad passen, so wird man doch hoffentlich auch in 100 Jahren noch wissen, dass er die Kieler Universität gründete, an der so viele junge Menschen lernen und sich für das Leben bilden können.

Beitragsbild: Maler Jürgen Ovens

Autor*in

Judith ist seit April 2015 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Geschichte auf Fachergänzung seit dem Wintersemester 2013/14.
Sie leitet das Lektorat des ALBRECHTS.

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