Im Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei in Neumühlen-Dietrichsdorf geht es um den Alltag von Metallgießern

Von glühendem Rot bis zu einem beinahe reinen Weiß reichen die Farben verschiedener Buntmetalle, wenn sie auf bis zu 1250 Grad Celsius erhitzt werden. Das zeigt ein riesiges Bild im Industriemuseum Howaldtsche Metallgießerei. Das Museum in Neumühlen-Dietrichsdorf ist in einem außergewöhnlichen Gebäude des bekannten Architekten Heinrich Moldenschardt untergebracht. Es wurde 1884 gebaut, nicht im Krieg zerstört, und war bis 1980 in Betrieb. Im Museum geht es einerseits um den Stadtteil Dietrichsdorf andererseits um die Werftgeschichte und natürlich die Gießerei als solche. Gerade die Gießerei ist mit der originalen Innenausstattung aus den 1980er Jahren sehenswert. Dort sind die alten Öfen, Tiegel und Werkzeuge zu sehen. Mit ihnen wurden vorwiegend Schiffszubehör aus Bronze, Rotguss und Messing gegossen.

Mindestens eines der zehn bis zwanzig Teammitglieder, die den Museumsbetrieb am Laufen halten, ist immer da, um den Weg vom Modell zum fertigen Werkstück zu verdeutlichen. Dieter Kohtz und Bertram Pangel haben sich die Zeit genommen, dem ALBRECHT den Prozess des Metallgießens an der Produktion eines Kipphebels für den Zylinder eines Motors zu erklären. Dieser beginnt mit dem zu erstellenden Stück, das zuerst als (Holz-) Modell vorliegen muss. Dieses Modell wird in der Mitte geteilt und jede Hälfte in einem Kästchen in formbaren Sand gebettet. „Der Sand verhält sich wie Knete“, erklärt Dieter Kohtz. Er behält seine Form, wenn er fest in den Formkasten gepresst wird.

Der größte Teil der Arbeit eines Metallgießers ist das Erstellen der Formen, erklärt Dieter Kohtz. „Das ist ein bisschen wie als Erwachsener in einem Sandkasten zu spielen“, sagt er und lächelt. Den meisten Teil des Tages wurden die Formkästen gefüllt und auf dem Boden der ganzen Werkstatt verteilt. Erst abends wurden sie alle nacheinander gegossen und über Nacht ausgehärtet.

Sind die Formkästen ganz mit Sand gefüllt, wird das Modell entfernt. Nun müssen noch Öffnungen geschaffen werden, damit das flüssige Metall einlaufen kann, erklärt Dieter Kohtz. Doch ein Loch allein reicht nicht, da das Metall beim Abkühlen schwindet und das Werkstück dadurch zu klein geraten könnte. Nachdem die beiden Hälften exakt aufeinander gesetzt sind, kann gegossen werden. Betram Pangel nimmt eine Kelle mit einer Zinnlegierung und füllt das circa 290 Grad heiße Metall durch die Öffnungen in den Hohlraum des Formkastens. Bereits nach fünf Minuten ist der Kipphebel fertig. Beim Entfernen der Form und des Sandes kommt die Form zum Vorschein. „Kinder sagen dann immer, dass es aussieht, wie ein Rennauto“, freut sich Kohtz. In einem nächsten Schritt müsste ein Putzer den Formsand restlos von der Form entfernen und das überschüssige Metall vom Einguss abtrennen. Das kann eine sehr staubige Angelegenheit werden, da ein Teil der Sandkörner bei den extrem hohen Gießtemperaturen zerplatzt und zu schwarzem Staub wird. Alle weiteren Schritte wurden an anderen Stellen getätigt.

Die Arbeitsschritte der Metallgießerei werden im Museum jedenfalls auch für Kinder verständlich aufgearbeitet. Wer das Museum besuchen möchte, kann sich jeden Sonntag von 14.00 Uhr bis 16.00 Uhr entweder mit der Schwentine-Fähre oder dem Bus auf das Ostufer begeben. Die Mitarbeiter freuen sich immer über einen Besuch und beantworten alle Fragen rund ums Gießen von Metall.

Autor*in
Share.
Leave A Reply