Relativ spontan und kurzfristig entschied ich im Mai 2019 allein nach Portugal zu fliegen. Es ging das erste Mal für mich dorthin, das Reisen auf eigene Faust kannte ich jedoch bereits durch meine Zeit in Australien nach dem Abitur. Damals fand ich sehr schnell Reisepartner*innen. Diesmal wollte ich allein bleiben, da ich jetzt vor allem auf der Suche nach Zeit für mich selbst war.  

Los geht’s! 

Es war ein Mittwoch, als meine Füße das allererste Mal den Boden Portugals berührten. Ich hatte mir einen Mietwagen genommen, doch bis zur Abholung dauerte es eine Weile, und so kam es dazu, dass ich mich zwischen wild diskutierenden Französ*innen und Engländer*innen wiederfand, die wie ich auf ihr Auto warteten. Dann war es endlich soweit: Ich und das Auto und dieses Gefühl der Freiheit – unbeschreiblich.  

Mein Mietwagen

Mir sollte für die nächsten sieben Tage ein kleines Zimmer gehören, das unweit eines wunderschönen Strandes in einem Ort namens Burgau an der Algarve liegt. Zu meinem Glück war das Dorf, in dem ich wohnte, genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Winzig, mit verschachtelter Straßenführung, einem Stadtstrand und mit Dorfbewohner*innen, die auf Plastikstühlen am Gehwegrand sitzen.  

Der Eingang zu meinem Zimmer

Oh, Portugal 

Ich liebte es, in meinem eigenen Auto durch die Gegend zu düsen, unbekannte Gegenden zu erkunden, verliebte mich in eine Stadt namens Sagresder südwestlichste Ort Europas, so wild und noch unbeugsam gegenüber touristischem Einfluss. Ich liebte das Wetter – im Mai gab es Temperaturen um die 25 Grad – den Wind, das Meer, und den Strand, besonders abends, wenn ich ihn mit niemand anderem mehr teilen musste.  

Allein am Strand

Sagres liegt ungefähr eine Stunde Fahrtzeit von Burgau entfernt und ist ein typisches Surfer-Mekka. Jedes Geschäft und jede der wenigen Touristenattraktionen hatte irgendetwas mit Wassersport oder anderen Wasseraktivitäten zu tun. Dabei ist der Ort überhaupt nicht überladen. Die wenigen Läden liegen sehr verstreut und lassen Sagres ruhig und naturbelassen wirken. Unweit vom Ort entfernt liegt das Cabo de São Vincente, der südwestlichste Zipfel Europas. Auf den 75 Meter hohen Klippen steht ein Leuchtturm, der vom Meer aus bereits aus 50 Kilometern Entfernung gesehen werden kann.  

Ich fuhr mit dem Auto dorthin und parkte für mein Befinden relativ nah an den Steilklippen auf einem öffentlichen Parkplatz. Es war damals so stürmisch, dass ich mir trotz angezogener Handbremse ernsthaft Sorgen machte, das Auto könnte ins tobende Meer stürzen. Windfeste Kleidung ist hier wirklich angebracht! Vom Leuchtturm aus schlängeln sich viele Wanderwege ins Landesinnere und enden oft an kleinen, ruhigeren Stränden, die zum Erholen einladen. Ich ging wandern, schwamm im eiskalten Atlantik, und schlenderte abends durch die Straßen von Lagos, dem nächstgrößeren Ort.  

Einer der vielen Wanderwege vom Cabo de Sao Vincente

Lagos ist im Gegensatz zu den umliegenden Dörfern eine große Stadt. Wie viele Städte im südlichen Europa hat Lagos inmitten einer modernen Infrastruktur ein historisches Stadtzentrum. Mediterranes Flair und Kopfsteinpflaster – herrlich. Lagos hat noch dazu eine beeindruckende Seefahrergeschichte, weshalb die Hafenanlagen und die kleinen Fischerhäfen echte Must-Sees sind. Fisch und Meeresfrüchte sind übrigens auch ein ganz elementarer Bestandteil der portugiesischen Küche und werden dort frisch und lecker zubereitet in vielen der kleinen Restaurants angeboten.  

Aber auch von Burgau direkt gibt es viel zu entdecken. Es gibt etliche kleinere oder größere Wandertouren, die dort beginnen und sich entweder direkt an der Küste von Strand zu Strand hangeln oder durch die vielen kleinen, hübschen Dörfer der Algarve führen. Portugal ist also sowohl für Strand- als auch für Aktivurlauber wärmstens zu empfehlen. Im Mai hat die Tourismussaison noch nicht, oder vielleicht gerade erst begonnen, deshalb war ich bei meinen Wanderungen meistens ganz allein in der Natur, und bin nur selten jemandem begegnet, was schön war.  

Der Stadtstrand von Burgau

Die Algarve ist ein bekanntes touristisches Reiseziel in Portugal. Wer wie ich am liebsten unberührte Natur und endlose Strände hat, für den gilt: je westlicher, desto schöner. Carrapateria ist so ein Ort, und abgesehen von Natur und Strand gibt es dort auch nicht viel. Ein kleines portugiesisches Café liegt im Herzen des Dorfes, in dem ich einen ganzen Nachmittag saß, altmodisch Postkarten schrieb und natürlich Pastéis de Nata, kleine Puddingtörtchen mit Blätterteig, gegessen habe. 

Der Strand von Carrapateira

Ich komme wieder! 

Die Zeit verging und ich ließ zu, dass Portugal und seine Menschen mein Herz eroberten und schwärmte jeder Person, die es hören wollte, vor, wie schön es dort war. Und ich würde wiederkommen, das schwor ich mir. Geplant war es, im April nach Lissabon und von dort aus nach Nazaré zu reisen. Ein Traum für alle, die das Surfen lieben und bewundern, denn dort kommt es vor, dass die Wellen bis zu 25 Meter hoch werden.  

Autor*in

Anika studiert BWL an der Fachhochschule Kiel. Seit September 2019 ist sie beim ALBRECHT als Redakteurin tätig, seit Januar 2020 zusätzlich als Ressortleiterin der Gesellschaft.

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