Politiker*innen müssen der Presse meist Fragen beantworten, die mit aktuellen Ereignissen, Forderungen aus der Wirtschaft und Opposition oder Wahlen zusammenhängen. Die persönliche Seite unserer Volksvertreter*innen kennen wir hingegen kaum. In der neuen Reihe Zwölf Fragen an… stellt DER ALBRECHT Politiker*innen von einer anderen Seite vor. Heute: der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der schleswig-holsteinischen FDP, Christopher Vogt.

Wie sieht ein guter Tag für Sie aus?

Ich unternehme etwas mit meiner Frau und unserer kleinen Tochter und gehe abends zu Sankt Pauli ins Stadion.

Wer ist Ihr Vorbild?

Politisch ist das ganz klar Hans-Dietrich Genscher. Er war ein großer Liberaler und bewundernswerter Staatsmann. Von seinem Lebenswerk profitieren wir alle noch heute. Seine rhetorischen Fähigkeiten, sein Humor und seine Coolness vermisse ich sehr.

Was regt Sie so richtig auf?

Dass die aktuell Regierenden unser Land zu wenig auf die bevorstehenden Herausforderungen vorbereiten. Wir leben zu sehr von der Substanz und müssen uns mehr mit der Frage beschäftigen, wovon wir morgen leben wollen. Dass wir in Freiheit, Frieden und auch großem Wohlstand leben, ist ja schließlich alles andere als selbstverständlich.

Wenn Sie nicht in die Politik gegangen wären, was würden Sie dann machen?

Dann würde ich in meinem Beruf als Wirtschaftsingenieur arbeiten. Das werde ich in einigen Jahren auch wieder tun. Es gibt zwar einige wenige Ausnahmen, aber ein politisches Mandat ist in der Regel ja nur eine Tätigkeit für einige Jahre. Und das ist auch richtig so.

Was war der dramatischste Moment in Ihrer politischen Karriere?

Die Sanierung des Landeshaushalts zur CDU/FDP-Regierungszeit war schon eine sehr heftige Zeit und ich denke da noch oft an die historische Studenten-Demo vor dem Landeshaus. Den Wahlabend, an dem meine Partei 2013 aus dem Bundestag geflogen ist, muss ich auch kein zweites Mal haben. Umso mehr freue ich mich auf den Wiedereinzug der erneuerten FDP im September.

Woher kommen Ihre politischen Haltungen?

Ich komme aus einer sehr politischen Familie, was mich sicherlich schon früh geprägt hat. Außerdem hatte ich einige sehr politische Lehrer und auch Mitschüler, mit denen man leidenschaftlich diskutieren konnte. Während meine Familie damals eher konservativ war, waren meine Lehrer eher links. Vielleicht bin ich auch deshalb Liberaler geworden.

Was ist das beste Buch, das Sie je gelesen haben?

Da fallen mir gleich mehrere ein, aber ich habe wohl kein Buch so oft gelesen wie Von Bismarck zu Hitler von Sebastian Haffner. Das kann ich nur jedem empfehlen, der sich für die deutsche Geschichte interessiert.

Woran denken Sie, wenn Sie nicht einschlafen können?

Das passiert zum Glück sehr selten. Meistens denke ich dann über private Dinge nach.

Was ist das Größte beziehungsweise Wichtigste, was Sie in der deutschen Gesellschaft/Politik bewirkt haben?

Das ist die angepackte Haushaltskonsolidierung in unserer Regierungszeit zwischen 2009 und 2012. Das war nicht populär, aber notwendig und unter dem Strich richtig. Das Thema Generationengerechtigkeit war mir schon sehr früh wichtig und wir hatten als Junge Liberale die Schuldenbremse, wie sie später auch umgesetzt wurde, bereits 2005 vorgeschlagen. Jetzt leiste ich meinen bescheidenen Anteil an der Wiederauferstehung der liberalen Partei, die wir meines Erachtens in Deutschland dringend brauchen.

Was ist – Ihrer Meinung nach – die beste Lösung für die Probleme in unserer Gesellschaft?

Beste Bildung für jeden, damit alle eine faire Chance haben, aus ihrem Leben das Beste machen zu können.

Was nimmt – Ihrer Meinung nach – zu viel Raum in der politischen Debatte ein?

Die Selbstbeschäftigung der politisch Handelnden. Es wird mir zu viel über Verfahren und Personen und zu wenige über Konzepte und Ideen gesprochen.

Wovor fürchten Sie sich am meisten?

Vor einem weiteren Auseinanderbrechen Europas und einem gefährlichen Rückfall in den Nationalismus. Alle, die das nicht wollen, sollten vom Sofa runterkommen und sich engagieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Die Fragen wurden per E-Mail an die Gesprächspartner*innen beziehungsweise an die zuständigen  Pressesprecher*innen  geschickt und schriftlich beantwortet.


Bildquelle: Christopher Vogt

Autor*in

Rebecca war von 2014 bis 2019 teil der ALBRECHT-Redaktion. In der Zeit hat sie für ein Jahr das Lektorat geleitet und war ein weiteres Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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