EIn Kommentar von Jonna Blauert und Maxine Holsten

Sieben Weiden hinter Hamburg, mitten in ländlicher Ostseeidylle, liegt die Stadt Kiel. Hier versammeln sich alljährlich vorfreudige soon-to-be Studenten und Studentinnen, die Erstis, auf dem Hochschulcampus, der ihnen spannende neue Erfahrungen, düstere Geheimnisse und verworrene Rätsel verspricht. Einst Erstis wie ihr, standen wir hier, mit Kaffeefluss in den Adern, Entschlossenheit im Blick, bereit, uns dem Studium an der CAU zu stellen. Doch das Studium selbst verblasste zunächst hinter anderen Strapazen.

Viel problematischer sind die Organisation und die Vorbereitung des Studiums, die bereits vor der Ersti-Woche beginnen. Nachdem ihr euch eurer Bewerbung wegen durch das Campusmanagementsystem gequält habt, gilt es, sich einem weiteren System zu stellen: Das Univis erwartet euch auf dem Weg zu eurem persönlichen Stundenplan. Univis ist berüchtigt für seine Willkür und Selbstständigkeit. Es vergisst schnell, was so eben mühselig zusammengestellt wurde. So eigensinnig wie dieses System ist, helfen zumeist auch die besten Infoveranstaltungen nicht. Plötzlich stehen in der Freitagsspalte, die doch blanko bleiben sollte, schwarze Zeichen wie „8.00“. Morgens? Ja. Das ist der Umgangston des Univis.

Spätestens jetzt sollte eines gelernt sein: Die Macht ist mit den Systemen, nicht mit dir. Systemen? Wieder richtig. Denn das zweite System auf dem Weg zur ersten richtigen Vorlesung wird nicht das letzte sein! Die CAU empfängt ihre Erstis mit einem verwirrenden Konstrukt aus verschiedenen Portalen und Websites, die weder übersichtlich sind noch besonders gut funktionieren. Portale wie Univis, QIS/LSF, OLAT und HisInOne sind nur der Anfang. Hinzu kommt eine nicht zu bestimmende Anzahl an studiengangbezogenen Programmen, in denen die Kursverteilung abhängig von Professor*in und Dozent*in vergeben werden. Das jedoch gängigste System, in dem die Kurse vergeben werden, ist das bereits genannte Portal QIS/LSF. Während eines mit dem Portal geführten Kampfes um das präferierte Proseminar am Mittwochnachmittag kann schon mal das gesamte System abstürzen, denn mehrere hundert Mitstudierende klicken in derselben Sekunde den Button „belegen“. Am liebsten verlässt das System euch zwei Minuten vor dem großen Finale und ihr findet euch abermals am Ort für Resignation und Enttäuschung wieder: in der Freitagsspalte, zusammen mit dem Kurs, den kein anderer haben wollte.

Vielleicht erzählen wir die Geschichte von 1001 Uniportal ähnlich wie ein Märchen, weil wir hoffen, dass sie sich sehr bald in etwas verwandelt, das dem nahekommt. Etwas, das irgendwann einmal so absurd klingt, dass man sich fragt, ob es jemals wahr gewesen ist. Vielleicht habt ihr in ein paar Jahren das Glück, eure Geschichte mit „Damals, als es noch 1001 Uniportal gab…“ zu beginnen. Ähnlich wie wir euch heute auch eine Geschichte von 1001 StudiCard hätten erzählen können. Man munkelt, es habe einmal vor langer, langer Zeit nicht eine, nicht zwei, nicht drei, nicht vier, sondern fünf Karten gegeben. Ihr Glücklichen kennt nur noch eine StudiCard, die ihr zücken müsst, wenn ihr Bus fahren, in der Mensa essen oder ein Buch ausleihen wollt. Ein perfektes Multitool für den Studienalltag. Es bleibt zu hoffen, dass sich unseren Uniportalen eine ähnliche Zukunft offenbart.


Bildquelle: Felix Fischer

Autor*in

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