Die Bachelor- oder Masterarbeit ist für viele Studierende nicht nur der letzte Haken auf der Checkliste zum Abschluss, sondern ein Prozess, in den viele Wochen, Herzblut und graue Zellen fließen. Lasst uns also darüber reden, statt die Arbeit danach direkt im Schrank verschwinden zu lassen! Dieses Mal sprechen wir mit unserer Redakteurin Nadine über ihre Bachelorarbeit in der deutschen Sprachwissenschaft, in welcher sie der Frage nachgeht, welche Rolle die deutsche Sprache für Migrant:innen und Personen mit Migrationshintergrund spielt.   

DER ALBRECHT: Worum geht es in deiner Bachelorarbeit?  

In meiner Bachelorarbeit gehe ich der Frage nach, welche Faktoren bei Migrant:innen und Personen mit Migrationshintergrund für eine Identifizierung mit der deutschen Sprache – oder eben auch keine Identifizierung – sorgen können. Außerdem habe ich untersucht, in welchem Verhältnis diese Einstellung zur deutschen Sprache zu den Einstellungen zur Mutter- oder Zweitsprache steht. Mir war es wichtig, alle Konstellationen mit einzubeziehen: Manche Personen bezeichnen zum Beispiel Deutsch als ihre Muttersprache, obwohl dies nicht die Sprache ist, welche sie zuerst erlernt haben.  

Ich habe dann einen Fragebogen erstellt, an welchem rund 100 Proband:innen teilgenommen haben. Besonders erstaunlich fand ich, dass bei einem Großteil der Teilnehmer:innen die Identifizierung mit der deutschen Sprache höher ist als bei der Mutter-/Zweitsprache, die deutsche Sprache aber mit deutlich negativeren Attributen verbunden wird, wie zum Beispiel ‘kalt’, ‘kompliziert’ oder ‘unromantisch’.  

Wie bist du zu diesem Thema gekommen?  

Durch meinen Freund. Er ist in einem anderen Land geboren und hat die deutsche Sprache im Alter von ungefähr fünf oder sechs Jahren erlernt. Ich fand es sehr faszinierend, dass er seine Muttersprache aber jedoch mittlerweile laut eigenen Angaben stark verlernt hat und sich auch nicht mehr mit ihr identifiziert, sondern vollständig mit der deutschen Sprache. Deshalb wollte ich untersuchen, ob sich das auch über eine größere Personengruppe sagen lässt, oder ob es sich um eine individuelle Erfahrung handelt. 

Wie viel Zeit hast du für die gesamte Arbeit gebraucht?  

Das ist im Nachhinein schwierig zu sagen – mit der Vorarbeit, also der Themenfindung und Entwicklung habe ich bereits im Sommer 2020 begonnen. Dann waren nochmal circa zwei Monate Pause dazwischen, bevor ich Mitte Oktober so richtig losgelegt habe und sie Ende Dezember 2020 abgegeben habe. Der reine Schreibprozess hat ungefähr acht Wochen gedauert.  

Was war die größte Schwierigkeit, auf die du gestoßen bist?  

Sicherlich die coronabedingte Situation. Ich fand es unglaublich schwierig, diesen ganzen Prozess ohne ausgedehnte Bib-Sessions und Austausch auf dem Flur mit Kommiliton:innen durchzustehen. An einem normalen Unitag im Homeoffice die Motivation aufzutreiben und sich vor den Laptop zu setzen ist schwierig, aber sich dann für die Bachelorarbeit zu motivieren, fiel mir persönlich viel schwerer. Ich bin unendlich dankbar, dass ich tolle Freund:innen an meiner Seite hatte, die mich motiviert und mir bei der Korrektur geholfen haben. Das ist gerade in dieser Situation Gold wert.  

Stressfaktor von null (das hat mein Ghostwriter gut gemacht!) bis zehn (Wo ist mein Doktortitel?) beim Schreiben?  

Ungefähr bei sieben. Als es an den Analyseteil der Arbeit ging, stieg mein Stresslevel dann doch schlagartig an. Da ich vorher noch nie einen Fragebogen ausgewertet hatte, musste ich mich nun in die Methodik noch einarbeiten. Und erstmal wieder lernen, wie man Prozente ausrechnet!  

Was hilft bei Schreibkrisen?  

Mir persönlich hilft es immer, trotzdem zu schreiben. Ich setze mir für jeden Tag ein Ziel, wie viel ich schaffen will, zum Beispiel zwei bis drei Seiten. Und diese schreibe ich dann, auch wenn jedes Wort eine Qual ist. Das Wichtigste ist, erstmal was auf dem Papier zu haben, und im Zeitplan zu sein. Die Überarbeitung später fällt viel leichter und bei gutem Zeitmanagement bleibt dafür dann auch genügend Zeit. So habe ich mich gar nicht erst in Schreibblockaden reingesteigert.  

Was hast du jetzt mit deinem Bachelorabschluss in der Tasche vor?  

Weiterstudieren! Ich studiere jetzt Medienwissenschaft und Deutsche Sprachwissenschaft im Master und bisher macht es mir viel Spaß. Was danach kommt – gute Frage. Aber so weit ist es zum Glück noch nicht. 🙂  

Autor*in

Nadine ist 22 Jahre alt und studiert Germanistik und Medienwissenschaft im Master an der CAU. Seit Oktober 2018 ist sie Teil der Albrecht-Redaktion und hat vom Sommersemester 2019 bis Sommersemester 2020 das Kulturressort geleitet. Nun kümmert sie sich um die Social Media-Präsenz, schreibt aber auch noch fleißig Artikel.

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