Die Bachelor- oder Masterarbeit ist für viele Studierende nicht nur der letzte Haken auf der Checkliste für den Abschluss, sondern ein Prozess, in den viele Wochen, Herzblut und graue Zellen fließen. Lasst uns also darüber reden, statt die Arbeit danach direkt im Schrank verschwinden zu lassen! Dieses Mal sprechen wir mit unserer Redakteurin Sophie über ihre Bachelorarbeit in der Germanistik – ihr Thema: Stadtimagination und die mentale Repräsentation von Raumbeschreibungen.

DER ALBRECHT: Worum geht‘s in deiner Bachelorarbeit?

Sophie: In meiner Arbeit habe ich mich mit den Themen Stadtimagination und Raumsemantik in Thomas Manns Der Tod in Venedig beschäftigt. Mich hat interessiert, wie sprachliche Beschreibungen von Räumlichkeit bei den Rezipierenden mentale räumliche Vorstellungen evozieren. Hierzu habe ich im Theorieteil zum einen ein Modell zur mentalen Repräsentation von Räumlichkeit entwickelt, das auf verschiedenen Erkenntnissen und Theorien der Kognitiven Linguistik und der Kognitionswissenschaft basiert. Zum anderen habe ich verschiedene Wortarten auf ihr räumliches Potential hin untersucht. Diesen Analyserahmen habe ich anschließend auf Der Tod in Venedig angewendet.

Wie bist du zu deinem Thema gekommen?

Ich habe mich bereits in der Schule sehr für das menschliche Gehirn und seine Funktionen interessiert. Im Bachelorstudium habe ich dann ein Seminar bei Herrn Dr. Heinz zu dem Thema Das mentale Lexikon belegt, welches mein Interesse an dem Wechselverhältnis von Kognition und Sprache geweckt hat. Ähnlich erging es mir mit Der Tod in Venedig – seit ich die Novelle in einem Seminar gelesen habe, lässt mich der Text einfach nicht mehr los.

Wie viel Zeit hast du für die gesamte Arbeit gebraucht?

Rechne ich die Recherche zur Themenfindung und -eingrenzung mit ein, dann komme ich mit allem auf beinahe fünf Monate. Da das Thema der mentalen Repräsentation von Räumlichkeit für mich ein vollkommen neues Themenfeld war, habe ich mich zunächst ausführlich zwei Monate in die Thematik und die verschiedenen Theorien eingelesen. Für das Schreiben und die Überarbeitung habe ich dann noch einmal zwei Monate benötigt.

Was war die größte Schwierigkeit, auf die du gestoßen bist?

Herausfordernd war, die vielen verschiedenen Informationen und Ansatzpunkte aus den verschiedenen Quellen für mich zu ordnen und in einen Zusammenhang zu stellen. Geholfen hat mir hier das Erstellen eines riesigen Clusters auf meinem Zimmerboden, wo ich alle Karteikarten frei hin- und herschieben konnte.

Stressfaktor von null (Das hat mein Ghostwriter gut gemacht!) bis zehn (Wo ist mein Doktortitel?) beim Schreiben?

Dadurch, dass ich rechtzeitig mit der Recherche angefangen und nur noch wenige Kurse im Wintersemester hatte, war ich insgesamt ziemlich ruhig. Der Stressfaktor lag bei der Recherche bei Drei und beim Schreiben meist bei Vier oder Fünf. Aber es gab auch ein paar Momente, in denen ich nicht weiterkam und leichte Panik bekommen habe (Stressfaktor Sieben).

Was hilft bei Schreibkrisen?

Kurz aufstehen und sich bewegen (manchmal reichen schon drei Minuten, um einen neuen Gedanken zu fassen), Sport, um den Kopf frei zu bekommen, Kochen und schöne Spaziergänge mit Freunden oder der Familie.

Was hast du jetzt mit deinem Bachelor in der Tasche vor?

Ich studiere jetzt im Master of Education weiter meine Fächer Deutsch und Kunst, um anschließend hoffentlich irgendwann Lehrerin zu werden! (sld)

FB-Teaser: Wie rufen sprachliche Beschreibungen von Raum eigentlich Raumvorstellungen hervor? Mit diesem Thema hat sich unsere Redakteurin Sophie in ihrer Bachelorarbeit auseinandergesetzt und berichtet hier dem ALBRECHT von ihren Erfahrungen.

Autor*in

Sophie studiert Germanistik und Kunst. Seit April 2015 ist sie Teil der Redaktion des ALBRECHTs. Sophie ist für den Bereich 'Zeichnungen' zuständig und greift hier auch gerne selbst zum Stift.

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