Die Bachelor- oder Masterarbeit ist für viele nicht nur der letzte Haken auf der Checkliste für den Abschluss, sondern ein Prozess, in den viele Wochen, Herzblut und graue Zellen fließen. Lasst uns also darüber reden, statt die Arbeit danach direkt im Schrank verschwinden zu lassen! Dieses mal sprechen wir mit Eric Kluge über seine druckfrische Masterarbeit in der Philosophie, der dem ALBRECHT exklusiv von seinem Werk berichtet.

Eric KlugeEric studiert Deutsch und Philosophie. Das Thema: Byung-Chul Han als Kritiker der heutigen Kultur? Eine historische Ausarbeitung der Kulturkritik mit Blick auf zeitgenössische Erscheinungsformen

DER ALBRECHT: Worum geht‘s in deiner Arbeit?
Eric: In meiner Masterarbeit setze ich mich mit der Thematik der Kulturkritik auseinander. Um herauszufinden, was dieser Begriff eigentlich bedeutet, habe ich meine Arbeit mit einer historischen Abhandlung der Kulturkritik begonnen. Meine kleine Zeitreise beginnt in der Antike über die Aufklärung bis hin zur Gegenwart. Ich möchte zeigen, dass der umstrittene und viel diskutierte Philosoph Byung-Chul Han ein Kulturkritiker der heutigen Zeit ist. Mit seinem pessimistischen Blick auf die Entwicklung der Technik und deren Auswirkung auf den Menschen in der Gegenwart und der Zukunft habe ich ihn in die Tradition der Kulturkritik einordnen können.

Wie bist du zu deinem Thema gekommen?
Durch ein Seminar bin ich auf Byung-Chul Han aufmerksam geworden. Seine Thesen, Anmerkungen und Gedanken über unser heutiges Leben sind sehr provokativ und bieten deshalb auch viel Potenzial für philosophische Diskussionen. Gerade über soziale Medien verliert er kein gutes Wort. Das fand ich von Anfang an interessant.

Wie viel Zeit hast du für die gesamte Arbeit gebraucht? Hat das deinen Erwartungen entsprochen?
Die Arbeit habe ich in knapp zwei Monaten geschrieben, davor habe ich aber schon über mehrere Monate mal mehr und mal weniger recherchiert. Ich bin im Großen und Ganzen zufrieden mit meiner Arbeit.

Was war die größte Schwierigkeit, auf die du gestoßen bist?
Die Zeit war tatsächlich mein größter Feind!

Stressfaktor von null (Das hat mein Ghostwriter gut gemacht!) bis zehn (Wo ist mein Doktortitel?) beim Schreiben?
Während des Schreibens war ich eigentlich nie gestresst. Wenn ich aber am Ende eines langen Arbeitstages in der Bibliothek die noch verbleibende Zeit bis zur Abgabe gesehen habe, schoss mein Stresslevel immer mindestens auf 100.

Was hilft bei Schreibkrisen?
Bei mir ist es tatsächlich so, dass ich Abstand von der Arbeit brauche. Direkt nach dem Anmelden bin ich erstmal eine Woche in den Urlaub gefahren. Das war vielleicht im Nachhinein nicht die schlauste Idee, hat mir aber richtig viel Energie zum späteren Durchpowern gegeben.

Welcher Aspekt des Schreibens hat dich nachträglich am meisten geprägt?
Die Beschäftigung mit den Thesen Byung-Chul Hans: Er hat teilweise sehr krasse Ansichten, die man aber, wenn man sich näher damit beschäftigt, sehr gut nachvollziehen kann. Es ist immer ein bisschen seltsam, wenn einem auffällt, dass ein Fremder etwas schreibt, das auch auf das eigene Leben zu passen scheint. Ich verbringe teilweise wirklich zu viel Zeit auf sozialen Plattformen. Aber auch andere Themen haben mich wirklich nachhaltig geprägt. Unter dem Stichwort ‚Selbstausbeutung‘ fasst Han zusammen, dass wir immer und überall arbeiten, uns quasi selbst versklaven, uns aber vorgespielt wird, dass wir das alles selbst entscheiden. Dabei dienen wir aber alle einem System. Ein Kreislauf der Ausbeutung.

Was hast du mit deinem Master in der Tasche vor?
Ich hatte vor Kurzem ein Vorstellungsgespräch in einem Verlagshaus und warte noch auf eine Rückmeldung.

 

 

Autor*in

Eva ist seit November 2015 in der Redaktion. Sie studiert Biochemie und Molekularbiologie an der CAU. Als Ressortleiterin hat sie sich bis Anfang 2019 um den Hochschulteil der Zeitung gekümmert, mittlerweile schlägt ihr Herz für Online.

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