Nach rund 16 Stunden Flug lande ich auf der kleinen, afrikanischen Insel Mauritius. In meinem siebenwöchigen Praktikum soll ich hier nicht nur lernen, was Arbeiten außerhalb Europas heißt, sondern das bunte Treiben Afrikas kennenlernen, das insbesondere auf Mauritius durch die Zuwanderung von Indern und Chinesen mehr als multikulti ist. Interkulturelle Erfahrungen sammeln, internationale Freundschaften schließen und die Sehenswürdigkeiten der Insel in abenteuerlichen Autofahrten entdecken – ein Arbeitsalltag einmal anders.

Ich arbeitete mit der NGO Youth SCEAL zusammen, die sich zum Ziel gesetzt hat, jungen Mauritianern nahezubringen, die Universität zu besuchen. Dies ist nötig, da Jugendliche der Insel oftmals frühzeitig die Schule abbrechen. Der Grund dafür ist gesellschaftlich bedingt: Die Eltern verlangen von ihren Kindern finanzielle Unterstützung für die Familie und das so früh wie möglich. Jedoch ist der Arbeitsmarkt auf Mauritius nicht groß aufgestellt und so geraten viele junge Menschen durch Langeweile und Perspektivlosigkeit an Drogen und Alkohol. Nicht selten werden sie auch viel zu früh Eltern. Um Jugendlichen Mut zu geben und sie zu motivieren, habe ich mithilfe der anderen 13 internationalen Studenten einen Blog betrieben, auf dem wir selbsterstellte Videos und Interviews hochgeladen haben.

Da wir Praktikanten uns unsere Arbeitszeiten selbst einteilen, nutzen wir dies regelmäßig um Ausflüge zu machen und die Insel kulturell zu entdecken. Mauritius ist bunt. Nicht nur Kleidung, Lebensmittel und die Landschaft, sondern auch und insbesondere die Bevölkerung. Diese setzt sich nämlich zusammen aus Hindus, Muslimen und Christen. Die indisch-stämmige Bevölkerung überwiegt und so gibt es viele indische Einflüsse in der mauritianischen Kultur, vor allem was das scharfe Essen anbetrifft. Das friedliche Miteinander dieser multikulturellen Gesellschaft basiert auf Offenheit, Toleranz und vor allem gegenseitigem Respekt. So ist es kein Problem, dass eine Moschee neben einem Hindutempel steht und eine Straße weiter die christliche Kirche zu finden ist.

Foto: Roufa Ferchichi
Foto: Roufa Ferchichi

Das heiße Klima auf der Insel lädt täglich zu Strandbesuchen ein. Ob Mon Choisy, Flic en Flac, Blue Baie oder Grand Baie: Tauchen, Schnorcheln, Speedboot-Fahren, Katamaran oder auch einfach mal nur faul am Strand liegen. Diese Möglichkeiten gibt es auf Mauritius in Massen. Das Wasser ist kristallklar, die Riffe voller bunter Fische und die Strömung eindeutig stärker als an der Ostsee. Eine echte Seltenheit ist es, Wale zu sehen. Allerdings habe ich das Glück gleich eine ganze Gruppe der Giganten beim Jagen beobachten zu können. Neigt sich der Tag dem Ende zu, gibt es insbesondere im Westen der Insel, in Tamarin, wunderschöne Sonnenuntergänge zu sehen und in der Nacht funkeln die Sterne so hell, dass die ganze Milchstraße erkennbar ist.

Mein schönstes Erlebnis, das beispielhaft für die Offenheit der Mauritianer steht, ist das Ganesh Chaturthi Festival. Mehrere Tage lang feiern die Hindus ihrem Gott Ganesha zu Ehren ein Fest, bei dem gemeinsam mit der Familie gebetet, gesungen und gegessen wird. Durch Zufall geraten ich und meine Freunde in diese Zeremonie und werden von einer Familie eingeladen, an diesem Fest teilzunehmen. Uns wird der Ablauf erklärt: Du verbrennst Blumen und küsst die Statue der Elefantengestalt, um dir etwas zu wünschen. Begleitet von Gesang wird die Statue dann ins Wasser getragen und versenkt. Zwischen Gesängen und Schenkungen von Früchten und Blüten an Ganesha, kommen immer wieder Kinder und Frauen auf uns zu und schmieren uns Farbe ins Gesicht. Die Aufgeschlossenheit der Menschen gegenüber Besuchern, die wunderschöne Landschaft und die anderen Studenten, die ich nun meine Freunde nenne, haben die sieben Wochen zu einem unvergesslichen Abenteuer für mich gemacht und ich kann es nur jedem empfehlen, selbst den Schritt ins Ausland zu wagen!

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