Die Thor Heyerdahl stach erneut mit dem Programm „Klassenzimmer unter Segeln“ in See

Eine beeindruckende Reise begann für 34 Jugendliche am 22. Oktober. 182 Tage werden sie auf einem Schiff über die Meere segeln. Die Schülerinnen und Schüler kommen aus ganz Deutschland und haben eines gemeinsam: den Wunsch nach einem Abenteuer. „Ich reise sehr gerne und freue mich, neue Länder und Kulturen kennenzulernen“, erzählte Jara Chladek kurz vor dem Auslaufen der Thor Heyerdahl. Und viel Neues steht der Schülerin auf jeden Fall bevor: Auf dem Dreimasttoppsegelschoner wird die Besatzung nach Teneriffa und Grenada segeln, den Atlantik überqueren, Panama, Kuba und die Azoren erkunden.

Zum zehnten Mal findet das von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen organisierte Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ (KuS) statt. Das Projekt ist ein eigenständiger Forschungsbereich am Institut für Erziehungswissenschaft. Prof. Dr. Thomas Eberle und weitere Wissenschftler haben sich die Entwicklung der Persönllichkeit im jugendlichen Alter zum Thema. Neben den Projektteilnehmern werden auch Schülerinnen und Schüler in ganz Deutschland befragt. Die Ergebnisse der Studien sollen langfristig zu einer Optimierung des Schulalltags dienen. So werden uterschidliche Lehrmethoden, die Schüler-Lehrer-Beziehung und die Förderung von Sozialkompetenzen untersucht.

Neben dem Lernverhalten steht auf der Thor Heyerdahl der sozio-emotionale Reifeprozess im Fokus. Die Teilnehmer lernen sowohl den normalen Unterrichtsstoff, als auch den Schiffsbetrieb zu organisieren. Gemeinsam mit den ehrenamtlichen Besatzungsmitgliedern sind die Schüler verantwortlich für die Navigation des Segelschiffes, kümmern sich um die Zubereitung des Essens, das Putzen und organisieren die Exkursionen an Land. Hier ist Teamgeist gefragt. „Wir werden lernen, nicht aufzugeben, auch wenn es mal schwierig wird“, erklärte die Leiterin Ruth Merk.

Thor Heyerdahl // atAber von Sorgen und Angst ist bei den Schülern nichts zu spüren. „Wir freuen uns auf die nächsten 182 Tage und wollen alle Herausforderungen meistern“, versichern sie bei der Verabschiedung. Am Ufer stehen die Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde der jungen Abenteurer. Aber auch ehemalige Teilnehmer des Projekts sind gekommen, um bei der Vorbereitung der Fahrt oder beim Auslaufen zu helfen. „Man fühlt sich immer ein bisschen wie zuhause, wenn man zur Thor zurück kommt“, schwärmt Melanie Käser. Vor fünf Jahren war sie selbst auf der Reise dabei und freut sich jedes Jahr viele Freunde wiederzutreffen, mit denen sie lange auf engen Raum gewohnt hat. Mit vielen neuen Leuten zusammenzuleben bereitet der Schülerin Amelie Forster keine Sorgen: „Wir haben uns in den zwei Wochen der Vorbereitungszeit schon sehr gut kennengelernt.“

Mit warmen Worte und Gesang wurde die Thor unter der Leitung von Kapitän Detlef Soitzek verabschiedet. Der erfahrene Kapitän war bereits auf vielen Expeditionen unterwegs, unter anderem mit dem norwegischen Forscher Thor Heyerdahl, nach dem er das Schiff benannte. „Man muss das Meer von all seinen Seiten kennen lernen“, machte er zum Abschied klar. Während der Reise werden sie tolle, aufregende und überraschende Momente erleben, aber auch komplizierte Tage werden dabei sein.

Besonders für die schwierigen Zeiten sprachen die Eltern ihren Kindern Mut zu. Stolz zeigten sie sich, dass ihre Töchter und Söhne auf sich allein gestellt auf die Reise gingen. Zum Abschied sangen sie: „Bis wir uns wiedersehen, halte Gott euch fest in seiner Hand. Führe die Straße, die ihr geht, immer nur zu eurem Ziel bergab.“

Mit roten Augen und dem Taschentuch in der Hand standen die Familien am Kai und die Jugendlichen auf dem Deck. Doch viel Zeit für Abschiedsschmerz blieb nicht, denn schon hieß es Leinen los und hier wurde jede Hand gebraucht. Es saß noch nicht jeder Handgriff, aber bis April haben die Schülerinnen und Schüler viel Zeit auf ihrer Abenteuerfahrt zu lernen.

 

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