Marc Asmuß

Marc studierte Politik, Soziologie und Medienwissenschaft in Kiel. Für den ALBRECHT schreibt er seit 2015 insbesondere für das Kulturressort und dessen Filmsparte KinoKatze.

Als ‚Systemsprenger‘ werden Menschen bezeichnet, die sich aufgrund besonderer Verhaltensauffälligkeiten nur schwer oder gar nicht in Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe integrieren lassen. Nora Fingscheidt erzählt in ihrem Langfilmdebüt von solch einem Kind. Die alleinerziehende Mutter ist von den Wutausbrüchen ihrer neunjährigen Tochter so überfordert, dass das Jugendamt sie unterstützen muss. Weil Benni, die eigentlich Bernadette heißt, immer nur zurück zu ihrer Mutter möchte, scheint jede neue Pflegefamilie, Wohngruppe oder Sonderschule von Beginn an zum Scheitern verurteilt zu sein. Endlich hat Nora Fingscheidts Berlinale-Hit einen regulären Kinostart erhalten. Sieben Monate nach der Premiere schaue ich SYSTEMSPRENGER noch einmal. Obwohl mir…

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Bereits vor dem Kinostart von Peter Farrellys neuen Film Green Book haben Feuilleton und Filmorganisationen wie das National Board of Review den Film gelobt und als potentiellen Oscarkandidaten betitelt. Kann Peter Farrelly, der Regisseur von Dumm und Dümmer, Verrückt nach Marry und Schwer verliebt ein ernstes Biopic verfilmen?

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Wer über das Kinojahr 1998 spricht kommt an einem Film nicht vorbei, Titanic von James Cameron. Jedes Jahr sammeln Redaktionen die Ereignisse des zurückliegenden Jahres, um sie im Dezember in Magazinen, Zeitungen, Radio- und Fernsehsendungen noch einmal komprimiert ins Gedächtnis zu rufen, bevor sie mit den Neujahrsvorsätzen wieder in Vergessenheit geraten. Wer soll sich bei der Menge an Serien- und Filmproduktionen noch an das Kinoprogramm der 1990er Jahre erinnern. Lassen Sie mich Ihre Erinnerungen, bei einem nicht ganz ernst gemeinten Rückblick auffrischen.

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WUFF ist, neben Asphaltgorillas, bereits der zweite Film von Detlev Buck, der dieses Jahr in den Kinos anläuft. Die Handlung ist schnell umrissen, Buck erzählt in mehreren Handlungssträngen lustige, traurige und romantische Ereignisse seiner zwei- und vierbeinigen Protagonisten.

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(Isabel Prahl, D 2017) Ab sofort auf DVD und VoD erhältlich Isabel Prahls Langfilmdebüt 1000 Arten Regen zu beschreiben erzählt die Geschichte vom Zerfall einer Familie. Initiiert wird dies durch den achtzehnjährigen Sohn Mike (Béla Gabor Lenz), der eines Tages sein Zimmer nicht mehr verlässt und damit fast jeglichen sozialen Kontakt zu seiner Familie und der Gesellschaft abbricht. In Japan werden das Phänomen sowie die praktizierenden Menschen als ‚Hikikomori‘ (sich einschließen) bezeichnet. Mike bleibt während des Films nur ein buchstäblicher Schatten, eine schemenhafte Gestalt in unscharfen Heimvideos. Prahls Werk konzentriert sich auf die Reaktionen der ausgeschlossenen Familienmitglieder. Sie zeigt deren…

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Mit TRANSIT adaptiert Christian Petzold den Exilroman von Anna Seghers und erzählt eine tragische Geschichte aus der Vergangenheit im Gewand der Gegenwart. Ebenso könnte es eine dystopische Vision einer nicht so fernen Zukunft sein. Die Gesetze von Zeit und Raum scheinen in der französischen Küstenstadt Marseille aufgehoben zu sein.

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The Killing of a Sacred Deer (Yorgos Lanthimos, GB/USA 2017) Wer die früheren Filme (Dogtooth, The Lobster) des griechischen Regisseurs kennt, weiß um dessen Besonderheit. Er polarisiert das Publikum mit seinen Werken, ähnlich wie beispielsweise Michael Haneke. Doch selbst ohne das Wissen über seine älteren Filme, wird einem schnell bewusst, dass The Killing of a Sacred Deer unkonventionell erzählt. Mittels der Verwendung von Totalen in den Zimmern muten die Figuren teilweise verloren oder distanziert an und gleichzeitig erzeugt das Bild eine Leerstelle, die auf etwas Unbekanntes verweist. Lanthimos Filme erzählen auf eine poetische Weise von individuellen und gesellschaftlichen Missständen, wobei…

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Nie war es einfacher einen Film zu produzieren. Wir erfahren eine Demokratisierung des Filmemachens, davon profitieren primär Filmschaffende. Parallel führt es zu einem größeren Output sowie heterogeneren Feld an Filmproduktionen, welches im besten Fall wiederum zu Synergieeffekte für regionale Filmfestivals und deren Publikum führt.

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Lady Bird ist Greta Gerwigs Regiedebüt und fühlt sich nichtsdestoweniger so vertraut an. Das mag mit der namensgebenden Protagonistin Lady Bird (Saoirse Ronan) zusammenhängen, deren bürgerlicher Name Christine ist. Sie verkörpert eine Figur, die ebenso gut ein Prequel anderer von Gerwig selbst gespielten Charaktere sein könnte. Lady Bird ist eine ehrliche Geschichte über eine junge Frau in ihren späten Teen-Years, mit allem Kitsch, Spaß und Peinlichkeiten, die einen in der High School erwarten. Parallel zeigt der Film ein wundervolles Mutter-Tochter-Portrait auf. Der Soundtrack, unter anderem mit Alanis Morissette und John Hartford, glänzt darüber hinaus in der Kür und rundet den…

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Vom Regisseur Guillermo del Toro, der uns bereits mit Crimson Peak und Pans Labyrinth in Welten entführt hat, die auf der Grenzlinie von Realität und Phantasie existieren, läuft diesen Monat der neueste Film in den Kinos an: The Shape of Water. Die Prämisse ist alt, der Film erzählt von Zuneigung, Liebe und Persönlichkeiten, die in der dargestellten Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Besonders wird er erst durch die Figuren und das Setting, welche an die frühen Werke eines Tim Burton erinnern. The Shape of Water ist ein düsteres, trauriges, aber in seinem Mikrokosmos zugleich wundervolles Märchen für Erwachsene. 8/10 Kinokatzenpunkte Bildquelle…

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Der Zombiehype ebbt auch im neuen Jahr nicht ab, im Gegenteil. Die Metapher der Überbevölkerung, Anonymisierung sowie der nimmersatten und gegenseitig tilgenden Menschheit hat bereits alle Genres infiziert. Dass das Thema nichtsdestotrotz spannende Geschichten erzählen kann, beweist Trey Edwards Shults Film It comes at Night. Nach dem Ausbruch eines Virus lebt eine dreiköpfige Familie in einem provisorisch verschanzten Haus inmitten eines Walds. Der kammerspielartige Mystery-Horror-Film blickt auf den Mikrokosmos einer Familie und verhandelt über eine Laufzeit von 90 Minuten, wie viel Menschlichkeit sich die Figuren bewahrt haben, als plötzlich eine fremde Person vor ihrem Haus steht. 7 von 10 Kinokatzenpunkten…

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Michael Showalters Film The Big Sick ist keine gewöhnliche rom-com. Ebenso wenig ist es eine Standard dramedy. Der Plot erinnert an eine Kombination aus 90er Jahre rom-com mit Sandra Bullock und Seinfeld, nur mit pakistanischem Hintergrund. Darin liegt die Krux, der Film will zu viel, wodurch seine Figuren und Witze flach wirken. Freunde*innen der romantisch-dramatischen Komödie werden nichtsdestoweniger auf ihre Kosten kommen. Vergesst die Taschentücher nicht, wenn ihr die Vorstellung besucht. 6 von 10 Kinokatzenpunkte Bildquelle Titelbild: Weltkino Filmverleih GmbH

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Zwei Blockbuster werden den Kino-Herbst eröffnen. Zum einen Denis Villeneuves Blade Runner 2049 (5. Oktober) und zum anderen die deutsche Produktion Fack ju Göthe 3 (26. Oktober) von Bora Dagtekin. Wer jedoch europäische Autorenfilme mag, sollte ein Kinoticket für Michael Hanekes neuen Film Happy End (12. Oktober) lösen. In Happy End erzählt Haneke von den verborgenen Gefühlen seiner Figuren. Der äußere Schein der wohlhabenden Familie wirkt makellos, doch selbst im Privaten verhält sich die Familie oberflächlich, fast klinisch. Ihre gewalttätigen, sexuellen oder kriminellen Geheimnisse werden im 21. Jahrhundert natürlich über das Internet kanalisiert. Zusammenfassend ist Happy End eine toll besetzte…

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Von 1924 bis 1967 galt im US-Bundesstaat Virginia der Racial Integrity Act, demnach eine Eheschließung zwischen Weißen und Nichtweißen verboten war. Jeff Nichols (Take Shelter, Mud, Midnight Special) erzählt in Loving die Geschichte zweier Liebender, denen das Gesetz verbietet, als Ehepaar zusammenzuleben. Der Plot klingt kitschig oder nach einem Politthriller, doch er ist keines von beiden. Der Film ist warmherzig und bescheiden wie seine Figuren, und glorifiziert sein Protagonistenpaar nicht zu Helden. Politische Aufstände sind im Fernsehen zu sehen oder werden stellvertretend von Anwälten übernommen. Ähnlich dem LIFE-Magazin-Fotografen in der Geschichte, sind auch wir nur stille, kurzzeitige Gäste im Haus…

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Braucht es einen Mann, um einen Mann großzuziehen, fragt sich die alleinerziehende Mutter Dorothea (Annette Bening) in Mike Mills 20th Century Women. Nachdem Mills mit Beginners eine Vatergeschichte begonnen hat, schließt er seine Elternerzählung mit einer Mutterrolle ab. Die Geschichten existieren unabhängig voneinander, jedoch verbinden sie Mills Stilmittel. Voice-Over, Text- sowie historische Fotoeinblendungen werden verwendet, um in der Zeit vor- und zurückzuspringen. Die Erzählung beginnt 1979. So wie das Jahr zwischen zwei Jahrzehnten liegt, wissen auch die Figuren nicht genau, wohin sie gehören. Dorothea lebt mit ihrem 15-jährigen Sohn Jamie (Lucas Jade Zumann), der jede Nacht platonischen Besuch von Julie…

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