„Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau“. Die Vorlesung mal anders zum Thema Mord & Totschlag beginnt wie der gewöhnliche Sonntagabend in deutschen Wohnzimmern. Doch dies ist nicht die heimische Couch, auf der sich an diesem Donnerstag gefläzt wird, auch nicht die weniger gemütlichen Sitze im Audimax der CAU, wo die Veranstaltungsreihe normalerweise stattfindet, sondern die Sessel des Studio Kinos am Dreiecksplatz. Passend zu den Vortrags-Themen Der Kieler Tatort und Hitchcock findet die Veranstaltungsreihe Vorlesung mal anders in diesem Wintersemester hier ihren Abschluss. Und schon im Intro, das auf die Tagesschau folgt, wird der wichtige Hinweis gegeben, mit dem fast jeder Krimi überlebt werden kann: „Biegen Sie nie von der Hauptstraße ab!“

Warum ist es überhaupt zur Tradition geworden, sich sonntags um 20.15 Uhr vor dem Fernseher einzufinden, um das ewige Katz-und-Maus-Spiel von Mördern und Ermittlern in der ARD gespannt zu verfolgen? Die erste Referentin Nicole Palliwoda führt dies auf die Kontinuität der seit den 1970er-Jahren laufenden Filmreihe zurück. So kann man den typischen sonntäglichen Krimi-Abend auf 123 Sekunden herunterbrechen, wie in einem äußerst amüsanten Video veranschaulicht. Auch die Regionalität spielt eine große Rolle, wie es Ingo Irsigler am Beispiel des Kieler Tatorts ausführt. Nordfriesland wird dort schon mal zur „gesetzesfreien Zone“ wie in der Folge Jagdrevier aus der Anfangszeit mit Kommissar Finke. Genre-Zitate wie diese Anspielung auf den Western und das Abweichen von der üblichen Krimi-Norm prägen die Filme. Der Vortrag macht in jedem Fall Lust darauf, am 30. März den nächsten Kieler Tatort, Borowski und das Meer, zu sehen.

Die Frage nach dem Hintergrund des Kults stellt sich auch beim zweiten Thema des Abends, dem Regisseur Alfred Hitchcock und seinem Film Psycho. Referent Dominik Orth wird nicht müde zu betonen, dass es sich um einen der „berühmtesten Filme“ mit dem „berühmtesten Tatort“, dem „berühmtesten Mord“ und der „berühmtesten Musik“ der Filmgeschichte handelt. Das liegt unter anderem an dem raffinierten Schnitt, durch den nicht nur Spannung auf- und abgebaut, sondern auch beeinflusst wird, in welchem Maße sich der Zuschauer mit den Charakteren identifiziert. Aber auch das geschickte Marketing Hitchcocks dürfte zu Psychos Erfolg beigetragen haben. Um dies zu überprüfen oder sich einfach nur wohlig zu gruseln, bleiben viele Zuhörer noch, um sich den ganzen Film anzusehen, den das Studio im Anschluss an die Veranstaltung zeigt.

Im Sommersemester 2014 wird die Vorlesung mal anders der Veranstalter Gerrit Lembke und Ingo Irsigler fortgesetzt. Was sich hinter dem neuen Thema Parallelwelten verbirgt, bleibt bis dahin wohl ein Geheimnis, klar ist jedoch, dass es wieder sehr unterhaltsam werden wird.

 Anzeigebild: Da lebt sie noch – das Opfer Marion Crane aus Psycho. Foto: Malte Deffert

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