Es ist kurz vor Seminarbeginn und Du stehst immer noch am Audimax. Der fünfte Bus ist schon abgefahren und wieder war kein Platz für Dich. Hättest Du Dich noch reingedrängelt, wärest Du der Mensch gewesen, der die dritte Tür am Schließen hindert. Natürlich könntest Du auf den nächsten Bus warten und riskieren, dass er wieder überfüllt an Deiner Nase vorbeifährt. Du könntest aber auch abenteuerlustig das neueste Angebot der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel in Kooperation mit der Deutschen Bahn nutzen: Das Kieler campusrad.

Das Konzept des per Handy mietbaren Fahrrads ist ein bewährtes. In 50 deutschen Städten, wie zum Beispiel Hamburg, Lübeck und Flensburg aber auch Köln, Stuttgart und München besteht diese Möglichkeit bereits. Über die App Call A Bike können sich Interessierte in wenigen Schritten mit ihrer Kreditkarte registrieren und sofort die Gelegenheit nutzen.

Nun wurde diese Idee von Kieler StudentInnen aufgegriffen und für den studentischen Bedarf überarbeitet. Dies macht die Kieler Universität zur ersten, die dieses Projekt auf dem Campus anbietet. Im Zuge des YooWeeDoo-Ideenwettbewerb 2013 entstand so das umweltschonende campusrad. Seit Ende März lassen sich nun 55 Fahrräder an vier Stationen auf dem Campus finden: am Audimax, an der Olshausenstraße 75, der Leibnizstraße 3 und am Bioturm. Eine fünfte Station ist am Hauptbahnhof verortet. Aufgrund der verschiedenen Standorte auf dem Campusgelände ist das campusrad flexibel einsetzbar.

Um eines der Räder nutzen zu können, reicht die Online-Registrierung, die einen Zugriff auf die Call A Bike-App ermöglicht. Es gibt, neben der Registrierung in der App, zwei verschiedene Möglichkeiten zur Anmeldung. Zum einen die Registrierungsseite der Bahn, auf der sich sowohl StudentInnen mit der Angabe ihrer Hochschule, als auch Nicht-StudentInnen anmelden können. Zum anderen gibt es den Link der offiziellen campusrad-Seite der Uni, in dem schon vor Anmeldevorgang registriert wird, dass es sich um einen Unistudenten handelt. Leider erschwert die teilweise überlastete Internetverbindung des Uninetzes die Anmeldung, da man nach dem Abschicken der persönlichen Daten nicht genau feststellen kann, ob diese erfolgreich verlaufen ist. Es kommt vor, dass eine Email zur Bestätigung der Registrierung nicht versendet wird. Ein persönliches Nachfragen per Hotline ist dann nötig, um Kundennummer und Passwort für die App-Anmeldung zu erfahren.

Sobald die Registrierung erfolgt ist, können die Campusräder genutzt werden. Freigegeben wird das ausgewählte Fahrrad durch die Eingabe des Codes in der App, welcher sich auf den Fahrrädern befindet. Eine andere Möglichkeit ist das Ausleihen per Anruf bei der auf dem Fahrrad befindlichen Telefonnummer. Danach ist das Rad freigegeben, der Sicherungsstab kann entfernt werden und die Fahrt losgehen. Um es wieder abzugeben, muss es an einer der Stationen abgestellt werden und die Sicherung wieder eingerastet sein.

Auf dem Campusgelände befinden sich die robusten Fahrräder, deren gleichmäßige Verteilung jedoch nicht direkt geregelt ist. Zur Zeit der Entstehung dieses Artikels waren nur rund 25 Prozent der Räder am Audimax zu finden, das klingt zwar zunächst recht gerecht, doch befindet sich somit der Großteil der Fahrräder um unteren Teil des Uniberges. Wie die Verteilung funktioniert ist eine Frage, die bisher ungeklärt bleibt.

Jede erste halbe Stunde ist für StudentInnen kostenlos, jede weitere Minute kostet acht Cent. Wer das ausgeliehene Fahrrad 24 Stunden mietet, zahlt als StudentIn höchstens neun Euro pro Tag. Noch günstiger wird die Jahresausleihe, bei der StudentInnen 24 Euro bezahlen. Die Räder sind mit GPS ausgestattet, damit sie für Reparaturen geortet werden können und die Qualität gewährleistet ist. Schäden an den Fahrrädern können vom Nutzer per App gemeldet werden.

Nach einer ausgiebigen Probefahrt lässt sich sagen, dass das campusrad eine gute Idee ist. Sobald die Registrierung erfolgreich abgeschlossen ist, ist es ein guter Weg, sich flexibel und umweltschonend auf dem Campus fortzubewegen. Die genannten Kritikpunkte, wie die ungleichmäßige Verteilung oder die problematische Anmeldung zeigen, dass das Konzept noch ausbaufähig ist, aber eine Menge Potenzial hat.

 

 

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