In der Reihe Cinéma, Mon Amour stellt DER ALBRECHT Kieler Kinos vor. Für den fünften Teil (Teil 1 – Das Kommunale Kino in der Pumpe; Teil 2 – Das Traum-Kino, Teil 3 – Das FahrradKinoKombinat, Teil 4 – Filmriss das Unikino) habe ich ein Lichtspielhaus ausgewählt, welches eher als Kinopalast statt Kinotheater bezeichnet werden kann, das CinemaxX Kiel.

Die Lichtspielpaläste der großen Kinoketten, wie beispielsweise das CineStar, UCI oder CinemaxX, um nur drei zu nennen, plagt im Allgemeinen und innerhalb des cinephilen Milieus im Besonderen ein schlechter Ruf. Von einer Zerstörung der cineastischen Vielfalt oder dem Einheitsbrei der Plexxe wird mancherorts gespottet, andere beklagen die Eintrittspreise für zu hoch. Die CinemaxX Entertainment GmbH & Co. KG ist mit 30 Lichtspielhäusern und 263 Leinwänden in Deutschland die drittgrößte Kinokette. Zehn dieser Säle entfallen davon auf das CinemaxX Kiel, in denen knapp 3000 Besucher*innen Platz finden, womit sie über mehr Sitzplätze und Säle verfügen als alle anderen Kieler Kinos zusammen.

Geleitet wird das CinemaxX Kiel von Jan Per Sellmer, der seine Leidenschaft zum Kino bereits während des Studiums an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel zum Nebenjob gemacht hat, als er im Traum-Kino arbeitete. Ab 1999 ist Sellmer dann zum CinemaxX Kiel gewechselt, wo er anfänglich weiter als Projektionist gearbeitet hat, bis er 2011 zum Assistenten der Theaterleitung und zwei weitere Jahre später zum Theaterleiter befördert wurde.

Das Kino im Allgemeinen und das CinemaxX-Unternehmen im Besonderen ist eine Welt von Licht und Schatten. Hinter der purpurnen Corporate Identity verbirgt sich ein technisch hervorragend ausgestattetes Kino mit einer Programmvielfalt, die über die Stereotypen Events wie MÄNNERABEND oder Ladies Night hinausgeht. Regelmäßig sind aktuelle türkische, indische und russische O-Ton Vorführungen, aktuelle Serien (The Walking Dead) sowie Animes im Programm zu finden. Außerdem können parallel zum regulären Kinobetrieb ebenso Livestreams, zum Beispiel aus der Metropolitan Opera in New York und dem Royal Opera House in London, besucht werden. Alle Original-Ton-Liebhaber*innen haben doppelt Glück, denn der O-Ton Montag und Dienstag sind gleichzeitig vergünstigte Kino-Tage. Studierende zahlen dort für eine 2D-Vorstellung im Parkett 6,10 Euro, damit ist der Eintrittspreis im durchschnittlichen Preissegment der Kieler-Ticketpreise (für Studierende) zu verorten. Zu beachten ist jedoch, dass das Preissystem vom CinemaxX auf Staffelpreisen basiert, jede zusätzliche Option erhöht den Eintrittspreis. In dem Fall kann eine Vorstellung am Freitag mit Überlänge und in 3D 12,10 Euro oder im VIP-Sessel bis zu 15,30 Euro kosten, ohne die Snackbar vorher aufgesucht zu haben.

Ein weiteres Herausstellungsmerkmal, neben den großen Leinwänden und dem guten Sound, ist der allgemein angenehme Sitzkomfort. Zum einen erlaubt der Fußraum auch größeren Menschen die Filme in einer bequemen Sitzposition zu genießen und zum anderen ermöglichen die aufsteigenden Sitzreihen einen freien Blick auf die Leinwand, auch wenn eine größer gewachsene Person vor einem sitzen sollte.

Die Kinopreise in Kiel sind im Vergleich zu anderen Großstädten relativ günstig. Das ist unter anderem auf die stark ausgeprägte Kinokultur in Kiel zurückzuführen, zu der ebenso das CinemaxX Kiel seinen Beitrag leistet. Das vielfältige Angebot an Kinos war in Kiel nicht immer gegeben. Zwischen 1964 bis 1979 bestimmte der Kinobesitzer Klaus Scepanik, sarkastisch auch Kino-König oder Kieler-Kinomogul genannt, welche Filme in den damals neun Kinos der Stadt gespielt wurden.

Parallel zum Verkauf von Scepaniks Lichtspielhäusern an die Ufa (Universum Film AG) im Jahr 1980 entstanden erste Alternativen (1979 Kommunale Kino, 1987 Traum-Kino). Die rückläufigen Besucherzahlen an den Kinokassen der 1980er und 90er Jahre führten jedoch dazu, dass nicht nur in Kiel Kinosäle schließen mussten.

Nichtsdestoweniger hat Hans-Joachim Flebbe (Gründer der CinemaxX AG) mit seinem Konzept des neuen Kinopalastes Erfolge gefeiert. 1991 eröffneten die ersten Lichtspielpaläste in Hannover und Essen, zwei Jahre später eines in München und im März 1995 eröffnete das Kieler CinemaxX. Nach der verlustreichen Übernahme der insolventen Ufa Filmtheater durch die CinemaxX AG im Jahr 2000, hat sich die Kinokette langsam wieder erholt und zu einem profitablen Unternehmen entwickelt. Gleichzeitig stand die Kino-Kette aufgrund ihrer Tarifpolitik mehrmals in der öffentlichen Kritik, während Herbert Kloiber (Besitzer der Tele München Gruppe und ehemals größter Aktionär der CinemaxX AG) aus dem Verkauf seiner Anteile an die britischen Kinokette vue im Jahr 2012 174 Mio. Euro erhielt.

Der ökonomische Vorteil der Kinoketten kann ebenso als ihr größter Nachteil betrachtet werden. Das CinemaxX Kiel ist Teil einer Einkaufsgemeinschaft, weshalb es einige Filme günstiger einkauft, als beispielsweise Kinos die keinem Verbund angehören. Die Crux daran ist, dass diese Filme zentral für die Lichtspielhäuser programmiert werden. Abhängig von der Anzahl der Säle und freien Programmslots des jeweiligen CinemaxX-Kinos, kann das Lichtspielhaus zusätzlich zu den obligatorischen Vorstellungen eigens Filme einkaufen und in das Programm integrieren. Aus diesem Grund kann sich das Programm vom CinemaxX Bremen im Detail von dem in Kiel unterscheiden.

Schlussendlich hat die Misswirtschaft des damaligen Mutterkonzerns CinemaxX AG den Kieler Kinomarkt wieder für eigenständige Lichtspielhäuser geöffnet und damit zu der aktuellen Vielfalt der Kieler Kinokultur beigetragen.

Autor*in

Marc studierte Politik, Soziologie und Medienwissenschaft in Kiel. Für den ALBRECHT schreibt er seit 2015 insbesondere für das Kulturressort und dessen Filmsparte KinoKatze.

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