Eindrücke aus dem Leben dreier ausländischer Studierender

Keinen Termin beim Hausarzt bekommen, im Studierendenwohnheim keine Bettdecke vorfinden, neue Freund:innen kennenlernen, dem Tanzlehrer Englisch beibringen sowie das Gefühl, am Ende nicht mehr zurück zu wollen – mit diesen und weiteren Erlebnissen haben drei ausländische Studierende dem ALBRECHT einen Einblick in ihren Aufenthalt in Kiel gegeben: ein Student aus Bangladesch, der an der FH Informatik und Ingenieurswesen studiert, eine französische Kunststudentin von der Muthesius Kunsthochschule und ein angehender Masterabsolvent in Computer Science an der CAU, der aus Pakistan kommt. „For a new person it´s very difficult to get started, everything is very new”, berichtet der Informatik-Ingenieurswesen-Student aus Bangladesch. Das Schlüsselelement dafür ist eine gelungene Integration, darüber sind sich alle drei Befragten einig. Kontaktpersonen zu haben, die einen am Anfang herumführen, freundliche Kommiliton:innen, respektvolle Dozierende und neue Freundschaften sind wichtige Elemente eines gelungenen Auslandsaufenthalts.  

Austausch ist Bereicherung 

Doch so einfach sei das gar nicht, berichtet der Student aus Bangladesch weiter. Integration  kommt nur zustande, wenn das Gegenüber dafür ebenfalls offen ist: „Integration comes from both sides. It is about openness. I have seen German students who are living in their bubble.” Es wäre hilfreich, wenn die Bereitschaft höher wäre, mehr als nur ein paar Worte zu wechseln, erzählt er und weist darauf hin, dass ein internationaler Austausch eine Bereicherung für beide Parteien sei.  

Der angehende Masterabsolvent aus Pakistan kann das bestätigen. „I was trying to understand how life works here and once I was settled in, I didn’t know what to do in my free time. I joined a Rock’n’Roll dancing group here in Kiel. It was a very positive experience. My trainer didn´t know English but now he speaks it very well because I taught him English and he showed me dancing. It was a win-win situation.” 

Neben seiner positiven Erfahrung im Tanzstudio berichtet er, dass sich seine Persönlichkeit ebenfalls innerhalb der letzten vier Jahre, die er in Kiel verbracht hat, sehr gewandelt hat. Der Kontrast von Pakistan zu Deutschland hat ihm neueund auch wichtige Sichtweisen über das Leben gezeigt.  

Fehlende Kommunikation 

Die Kunststudentin aus Frankeich, welche für ein Auslandssemester die Muthesius Kunsthoch-
schule
besucht, berichtet von einem sehr durchmischten Aufenthalt. Freundliche Kommili-ton:innen und neue positive Eindrücke haben sie sehr bereichert, doch gleichzeitig gab es eine fehlende Komponente in ihrem Auslandssemester, die ihre Zeit in Kiel bisher negativ geprägt hat – die Unterstützung ihrer Lehrkräfte: „There is a lack of communication from the teachers towards the students. I actually struggle a lot with my art class teacher. I barely know her and I have seen her only two times in two months. I tried to communicate with her, but I have the feeling she has no time for me and that’s really sad.” Mehr Unterstützung in Form von neuen Denkanstößen und Projekten hätte ihr sehr geholfen, ihr Semester mehr auskosten zu können.  

Denn ohne Unterstützung und Kommunikation sind viele am Anfang aufgeschmissen. Der Student aus Pakistan erzählt dabei von einer neuen Mitbewohnerin in seinem Studierendenwohnheim, die eine ähnliche Erfahrung gemacht hat, weil sie niemand richtig informierte: „The first day she was very confused and she complained that there was nothing in her room, not even a blanket. She was so worried, because she didn’t know anything. We helped her to get started. For new people it’s very difficult. If they do not get any support, they don’t know what to do.” Um dem entgegenzuwirken und für mehr Unterstützung am Anfang zu sorgen, berichtet er von der Pakistan Students Association (PSA), welche Studierenden aus Pakistan bei allen wichtigen Dingen am Anfang hilft. 

Aufeinander zugehen  

Für alle drei hat der Aufenthalt in Kiel positive Erfahrungen mitgebracht, die sie nicht bereuen. Der angehende Masterabsolvent sagt: „Germany has given me a lot of opportunities, which I might not have had in other countries.” Jedoch wird der Wunsch nach mehr Unterstützung und Förderung geäußert: „I would consider my experience abroad a fifty-fifty thing. Because I have met really cool people and I am happy to be outside of my comfortable life. But I was hoping for more, you know?”, berichtet die Kunststudentin aus Frankreich.  

Vielleicht können wir zu dem Wunsch nach mehr Unterstützung und Integration ebenfalls etwas beitragen, indem wir offener auf unsere ausländischen Kommiliton:innen zugehen. Dem stimmt auch der Student aus Bangladesch zu: „Without mutual exchange I don’t see the point of integration, even when I put effort in learning German and being open. Communication is key. If you have no communication, you don’t have integration.”  

Autor*in

Sarah ist 23 Jahre alt und studiert seit dem Wintersemester 2019/20 Geographie an der CAU. Seit Januar 2021 ist sie Teil der ALBRECHT-Redaktion und schreibt für das Ressort Hochschule.

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