Liebe Leser, zurzeit konsumiert Ihr ein Printmedium. Dieses hat den Vorteil, dass Ihr es in der Hand halten könnt, die ganze Zeitung recyclebar ist, die schönsten Bilder ausschneidbar sind und die genialsten Stellen mit rotem Edding markiert werden können. Generell sind Augen die am besten trainierten Sinnesorgane. Deshalb verlassen wir uns auf sie am liebsten und ziehen viele unserer Informationen aus den visuellen Reizen unserer Umgebung. Es gibt allerdings auch unsichtbare Informationen in unserer Umwelt. Jene erklingen zum Beispiel aus einem dieser mysteriösen oberen Räume des Mensagebäudes. Hier offenbart sich mit Mischpult, Mikrofonen und diversen Computern die Redaktion des Campusradio IndieWelle. Seit dem 13. Juni 2003 produzieren und senden von hier regelmäßig Studenten der CAU Kiel. Dafür nutzen sie Tontechnik und Funk statt Papier, um Kiel Nachrichten, gute Musik und interessante Themen näher zu bringen. Gesendet wird all das über den Offenen Kanal Kiel (FM 101.2) zu vier festen Sendezeiten in der Woche. (Das Programm findet ihr weiter links.) Unausgestrahlte Beiträge oder regelmäßige Nachrichten werden außerdem auf der Homepage bereitgestellt.

Wie bei anderen Medien auch, ist es zunächst Aufgabe der Redaktion, gute Themen zu sichten, zu denen einzelne Redakteure dann recherchieren. Je nach Programmanforderung wird das Ganze anschließend zu einer sachlichen Nachrichtensendung, einer humorvollen Erzählung oder kritischen Darstellung. Das äußert sich nicht nur in der Formulierung, sondern bei der finalen Aufnahme auch in der Intonation, den Pausen und dem persönlichen Sprachstil. Was gleichsam simpel und anspruchsvoll klingt, ist die professionelle Arbeitsweise von Radiojournalisten. Rune Weichert, Chefredakteur des Campusradios, stellt heraus, dass ‚Universitätsradio‘ keinesfalls eine Abstufung ist. „Unsere Arbeitsweise ist sehr nah an der der großen Sender.“ So hätten schon viele Redakteure der letzten elf Jahre IndieWelle als Sprungbrett zur Arbeit in namhaften Sendern genutzt. Zwar wirkt das Mischpult zunächst riesengroß und kompliziert, nach einer kurzen Erklärung wird allerdings klar, dass technisches Vorwissen hier nicht nötig ist. Auch eine weitere Annahme, die vielleicht manche vom Studio fernhält, nämlich dass der Klang der Stimme entscheidend sei, stellt sich als falsch heraus. Berührungsängste sind hier nicht angebracht, so Rune. Denn das Konzept ‚Lehr- und Lernradio‘ beziehe sich nicht nur auf die redaktionelle Arbeitsweise, auch die Stimme könne trainiert und gestaltet werden. Wie bei jeder anderen Arbeit auch, sei hier natürlich Feedback für alle ein gutes Mittel zum Erfolg. Rune sagt, er habe noch keinen Menschen erlebt, den er wegen seiner Stimme als nicht radiotauglich befunden hätte.

Moderations- oder Vortragstauglichkeit wird außerdem auch dadurch in den Hintergrund gerückt, als dass das Campusradio sich nicht nur als Informations-, sondern auch als Musiksender versteht. Wie der Name, so auch die Musik: IndieWelle steht für Unabhängigkeit, Offenheit und den Hang zum Alternativen. In der Musik äußert sich das unter anderen in der Sendung Hydrazine, ein wöchentliches Programm aus Electro, Techhouse, Breakbeat und ähnlichem, das alle digitalen Geschmäcker befriedigt. Des Weiteren gibt es die Musiksendung Synthie und Flöte, wo alle Genres ohne Zwang und Ordnung und nur aus dem reinsten Interesse gespielt werden. Neben dem festen musikalischen Programm kümmert sich die Musikredaktion außerdem um die Zusammenstellung von hörenswerten Playlists für andere Sendungen, und dient natürlich auch dem musikalischen Austausch zwischen den Redakteuren.

Auch über Kultur, Gesellschaft, den Campus oder andere präferierte Themen wird in Redaktionen (Musik, Nachrichten, etc.) recherchiert, gesprochen, berichtet und gesendet. Neben Reportagen, Nachrichten zur halben Stunde, Humorprogramm oder vielleicht sogar einem sportlichen Beitrag, können in der redaktionseigenen PRAbteilung auch Events wie Powerpointkaraoke, Musikfestivals oder Poetry-Slams mitgestaltet und immer gern gehört werden.

Es gibt also viel zu tun und lernen für alle, die sich mit dem Radiojournalismus vertraut machen wollen. Hierfür wird im November ein Seminarwochenende angeboten, bei dem einem der Einstieg durch Workshops und Co. erleichtert werden soll. Die ganze Redaktion trifft sich immer donnerstags um 18 Uhr, daneben haben die einzelnen Redaktionen noch externe Treffen.

Doch wie bei normalen Radiosendern geht es natürlich nicht nur ums Mitmachen, sondern besonders um das Konsumieren. So heißt es für alle die lieber einfach zuhören: einschalten, sich überraschen lassen und genießen.

Autor*in

Studiert seit 2013 Psychologie in Kiel, und frönt dem ALBRECHT seit dem Wintersemester 2014/15, von 2015 bis 2017 als Bildredakteurin und von Januar 2017 bis Januar 2018 als stellvertretende Chefredakteurin.

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