Es ist früher Morgen. Ich stehe auf. Ich mache Kaffee. Mit frisch aufgebrühtem Heißgetränk beginne ich, durch die aktuellen Nachrichten meines Smartphones zu scrollen. Das Übliche. Von heiß diskutierten Themen wie Menschenrechtsverletzungen und der Bundestagswahl bis hin zur Klimakrise wird Etliches abgedeckt. Gähnend lehne ich mich zurück. Noch in der Bewegung spült eine Woge der Ungläubigkeit über mich hinweg, wie der kurz darauf vor Überraschung verschüttete Kaffee.  

Eine Push-Meldung von T-Online hat mich in ihren Bann gezogen: „MorgenNews: Wetter bleibt trüb und grau, USA erwägen Luftangriffe“. Während die Haut meiner Oberschenkel die ersten Brandblasen wirft, setze ich mich aufrecht hin, die Gedanken rasen: Hat uns die aufregende Realität von Katastrophenfilmen aus den 1990er Jahren endlich erreicht? Anstatt Asteroiden zu zerbomben, erklären wir dem schlechten Wetter wortwörtlich den Krieg? Könnte der zynische Begriff „Bombenwetter“ eine neue Bedeutung bekommen? Doch wenig später folgt die Ernüchterung: Es sind unglücklich kombinierte Meldungen verschiedener Artikel. 

Wahrscheinlich ist es besser so, sage ich mir. Manchmal wünsche ich mir insgeheim, die Welt wäre so unkompliziert und gleichzeitig aufregend wie in einem dieser Hollywood-Streifen. Probleme werden in die Luft gejagt und am Ende schütteln sich Anzugträger fleißig die Hände und beglückwünschen sich für den Erfolg. Konflikte, die sich auf diese Weise befriedigend lösen ließen, sind in der Menschheitsgeschichte jedoch rarer gesät als Klausuren in der Korrekturmappe von Armin Laschet.  

Nun breitet sich stattdessen Erleichterung in mir aus. Der Gedanke, eine Bombe beispielsweise auf die Klimakrise zu werfen und „gut is‘“, ist geradezu lachhaft. Das wäre ja, als würde mit Kanonen auf Spatzen, nein, mit Spatzen auf Kanonen geschossen werden. Das trifft es besser. Mir kann keiner erzählen, jemand würde das ernsthaft in Betracht ziehen… oh… „Donald Trump bringt Atombombeneinsatz gegen Hurrikans ins Gespräch [August 2019, ZEIT online]”. Aber das ehemalige Toupet eines US-Präsidenten wird doch bestimmt die Ausnahme darstellen. Da bin ich mir sehr sicher. Oder zumindest relativ sicher. Oder? 

Zugegeben, es ist die bequemere Lösung, Waffen haben wir viele. Und Kühlschränke, um den folgenden Atomkrieg à la Indiana Jones zu überleben, auch. Die Alternative wäre, sich konstruktiv mit Problemen auseinanderzusetzen. Langsam weicht die Erleichterung einem etwas mulmigen Gefühl in der Magengrube. Ich trinke den verbliebenen Schluck aus der Tasse. Der Kaffee ist kalt. 

von Philipp Weyand

Autor*in

Hier veröffentlicht DER ALBRECHT seine Gastartikel – eingesandt von Studierenden, Professor*innen und Leser*innen der Zeitung.

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