Um auf dem Campus von A nach B zu kommen, gibt es viele Möglichkeiten. Für die Luftliebenden unter uns bietet sich ein Spaziergang entlang der gefühlt niemals endenden Olshausenstraße an. Die Sportlichen schwingen sich auf ihr Rad und die Fauleren unter uns nutzen dann einen der vielen Busse, die an den Haltestellen an der CAU halten. 

In der Theorie sind das tatsächlich einige. Die Linien 6, 50, 61/62, 81, 91/92 und die 60S befördern uns Student*innen mehrmals in der Stunde über den Campus und noch weiter. Auf ihrer Webseite schreibt die KVG, dass durchschnittlich alle zwei Minuten ein Bus an einer der Haltestellen hält. Wird das Wort ‚durchschnittlich‘ überlesen, so könnte jemand denken, dass das doch eine gute Quote ist. Doch Student*innen, die nach Seminarschluss zum Beispiel an der Universitätsbibliothek einsteigen wollen, können über diese Aussage seitens der KVG nur lachen. 

Hurtig, hurtig!

Ein Blick auf die dort hängenden Fahrpläne lässt schmunzeln. Es gibt drei Linien, die ihren Weg zum Botanischen Garten und von dort aus wieder zurück in die Stadt finden, die 81, die 60S und die 50. Wie allen Studierenden klar ist, enden die allermeisten Seminare und Vorlesungen immer um Viertel vor. Die Dozierenden nutzen ihre Minuten nur zu gern voll aus, sodass es schier unmöglich ist, den Seminarraum vor dem offiziellen Seminarschluss zu verlassen, ohne bereits vorher seine Sachen zu packen und zu gehen. 

Schnell den Gang entlang, die Treppen hinunter und ab zur nächsten Haltestelle – nur um dort festzustellen, dass die 60S bereits um 45 und die 81 nur eine Minute später ihre Fahrten an der Unibibliothek fortgesetzt haben und somit über alle Berge sind, bevor die Studierenden überhaupt die Haltestelle erreicht, geschweige denn den Seminarraum verlassen haben. 

Die nächsten Busse halten gute 15 Minuten später und dann direkt wieder alle drei auf einmal. Seit einiger Zeit hat die KVG kleine Plakate in ihre Wartehäuser gehängt, die darauf hinweisen, dass es doch klug sei, bei einem vollen Bus einfach auf den nächsten zu warten – 15 Minuten später versteht sich. Denn die wenigsten Studierenden bekommen die Busse zum Seminarende, sodass die Linien zur vollen Stunde allesamt gut befüllt sind. Manchmal auch zu gut gefüllt.  

Also denkt sich der*die ein oder andere Studierende: „Ich bleibe lieber draußen stehen und nehme den nächsten Bus. Der ist dann auch leerer.“ Die KVG klatscht bei dieser Aussage, doch eben diese Studierenden werden auch zu 100 Prozent zu spät zu ihrem nächsten Seminar kommen, denn wenn die Busse erst um Viertel nach an der Universitätsbibliothek halten, wird es schwer, zeitgleich im Seminar im CAP3 zu sitzen. 

I’m wasting my time

Die KVG betreibt also sogenannte ‚Campus-Linien‘, aber wirklich sinnvoll fahren sie nicht. Eher schürt sich so der Frust, schon wieder 15 Minuten warten zu müssen, was vor allem im Winter oder bei Regen kein Vergnügen ist. In den Wintermonaten sind die Busse oft schon weit vor der Universität so voll, dass Busfahrer*innen an Haltestellen vorbeifahren, weil keine weitere Person im Bus Platz hätte. Daraus folgt, dass viele bereits eine halbe Stunde früher zum Campus fahren, als sie eigentlich müssten. Die Zeit sinnvoll nutzen geht anders. 

Mir stellt sich nur die Frage: Warum fahren diese Busse nicht einfach fünf Minuten später am Botanischen Garten los? Mal ganz abgesehen davon, dass es zwischen den Seminaren selten einen leeren Bus gibt und die beworbenen Einsatzwagen, welche zu Stoßzeiten die normalen Linien unterstützen sollen und vor allem auf dem Weg zum Campus dringend notwendig wären, von mir noch nie an der CAU gesichtet worden sind. 

Also liebe KVG, wer hat eure Fahrpläne gemacht und hat sich dieser Jemand mit den Seminarzeiten an der Uni beschäftigt? Ich für meinen Teil würde mir wünschen, dass in Zukunft die Pläne noch besser an den Campus-Alltag angepasst werden und vielleicht noch der ein oder andere Bus mehr seinen Weg über die Olshausenstraße findet. Denn als ‚Uni-Linien’ würde ich die nicht angepassten Fahrpläne definitiv nicht bezeichnen. 

Autor*in

Rebecca ist 27 Jahre alt, studiert Deutsch und Philosophie im Profil Fachergänzung und ist seit Oktober 2018 beim ALBRECHT. Sie schreibt Artikel für alle Ressorts, vorzugsweise welche, in denen sie sich aufregen kann. Von Januar 2019 bis Januar 2022 leitete sie das Lektorat.

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