Colorado Springs, Anfang der 1970er. Der junge Ron Stallworth beginnt mit dem Leben als erster afroamerikanischer Polizist der Stadt. Schnell merkt er, dass Rassismus ein viel größeres Problem ist, als er je erwartet hätte. So beginnt er nahezu alleine, den terroristisch-rassistischen Geheimbund „Ku-Klux-Klan“ zu infiltrieren. 


Die Handlung 

Der Oscar-Film beginnt in der Anfangsszene mit stark rassistischer Werbung für den Ku-Klux-Klan, die die Handlung einleitet. Dabei handelt es sich um einen echten Werbeclip aus den 1970ern. Der Geheimbund, gegründet 1865, richtete sich ursprünglich gegen die Abschaffung der Sklaverei und sehnte sich eine Unterdrückung der Schwarzen, aber auch anderer Minderheiten, zurück. Obwohl der Klan zur Jahrtausendwende stark an Bedeutung verlor, lebte er durch die Bürgerrechtsbewegung erneut auf. Die Klan-Mitglieder wollten die Rassentrennung beibehalten. Durch diesen Kontext ist direkt klar, dass es bei dieser Buchverfilmung von 2018 durch Spike Lee nicht um friedliches gesellschaftliches Zusammenleben geht.  

Angelehnt an die wahre Begebenheit 1979 ist auch hier der junge afroamerikanische Ron Stallworth, basierend auf der gleichnamigen Person und gespielt von John D. Washington, auf Jobsuche. Nach dem Dienen im Vietnam-Krieg sucht er dringend nach etwas Lebensunterhalt und stößt auf die Jobausschreibung der Polizei. Schon beim Bewerbungsgespräch merkt er jedoch, dass die Polizei nicht so tolerant ist, wie es die Ausschreibung wirken ließ. Viel schlimmer wird diese Erkenntnis, als er seine Arbeit als erster schwarzer Polizist in Colorado Springs beginnt: Er wird von einigen Kollegen gemobbt und bekommt keinen eigenen Fall. Nachdem er sich mehrfach beschwert, ist auch sein erster Fall eine einzige Schikane: Ron muss in der Bürgerrechtsbewegung, die für mehr Rechte der Schwarzen kämpft, verdeckt gegen die Kämpfer:innen ermitteln. Der Sinn dahinter war, Vorwände für eine Festnahme der Kämpfenden zu finden. Bei den Ermittlungen merkt er, dass er in einigen Bereichen mit der Meinung der Bewegung übereinstimmt. Er beginnt sich mit der Hauptaktivistin zu treffen. 

Anfangs ist er sich des tatsächlichen Grunds für seine Ermittlungen nicht bewusst und geht davon aus, dass er nur illegale Aktivitäten verhindern soll. Je länger er jedoch als Polizist arbeitet, desto mehr dämmert ihm, wie gravierend durch diesen Fall bei den Bürgerrechtskämpfenden der strukturelle Rassismus geschürt wird. Dadurch erkennt er, wie seine Kollegen ihre Machtposition Schwarzen gegenüber ausnutzen. Als ihn diese Erkenntnis trifft, bricht er die Arbeit gegen die Black-Power-Aktivist:innen ab. Stattdessen beginnt er, telefonisch Kontakt zum Ku-Klux-Klan aufzunehmen, ohne es vorher mit seinen Kollegen oder Vorgesetzten abzusprechen. Am Telefon gibt sich Ron glaubhaft als weißer extremistischer Rassist aus. So schafft er es nicht nur, ein verdecktes Mitglied der Ortsgruppe zu werden, sondern es ist ihm auch möglich, mit den Führungspositionen der Terrororganisation in Kontakt zu treten.  

Als es dann später zu Treffen kommen soll, versucht er sowohl Kollegen als auch Vorgesetzte von seiner Infiltration zu überzeugen. Doch auch hier stößt er auf Ablehnung, bis sich ein Kollege bereiterklärt, ihm zu helfen. Gemeinsam können sie ihren Chef überzeugen und der weiße Kollege geht an Stelle von Ron von nun an zu den Klan-Treffen. Schnell erfahren sie, dass die Geheimorganisation mehr plant, als das Terrorisieren Einzelner: Es ist ein Anschlag gegen die Black-Power-Aktivist:innen geplant. Ein Mitglied des Ortsvereins scheint Ron und seinen Kollegen zu durchschauen, was ihnen die Ermittlung deutlich erschwert und beide beinahe auffliegen lässt …   


Von einer Krimikomödie zum bitteren Ernst 

Obwohl der Film vor Beginn der Haupthandlung mit der Werbung für den Ku-Klux-Klan den ersten Eindruck negativ prägt, startet der eigentliche Film positiv. Ron Stallworth wird als freundlicher Mensch inszeniert und die rassistischen Bemerkungen seiner Kollegen als leichte Hürden, die ihm in den Weg gelegt werden. Der Tonus des Films bleibt immer noch hell und freundlich. Es scheint, als würde sich die Handlung bis zu einer Pointe aufbauen. Und die kommt: Denn als Ron bei dem Klan anruft, scheint er das Absurdeste zu machen, was man in seiner Position tun könnte. Er bezeichnet sich selbst nicht als jemanden, der alle Schwarzen, jüdische Menschen und generell Minderheiten hasst, sondern er beginnt sich maßlos über diese auszulassen und hetzt sogar. Die Kollegen in seinem Großraumbüro können nicht glauben, was sie hören und werden stumm. Es ist absurd. 

Doch schnell beginnt die Stimmung zu kippen. Je weiter Ron und sein Kollege in die Ortsgruppe vorstoßen, desto deutlicher wird, wie grausam die Mitglieder sind. Das anfängliche Telefonat hat den Hass dumm und unwirklich scheinen lassen. Die Arbeit mit dem Klan lässt ihn jedoch real und gefährlich dastehen. Genau wie die Stimmung immer düsterer wird, wird es auch die Szenerie. Die Klimax ist erreicht, als gezeigt wird, wie alle Mitglieder ihre Kutten anziehen und gemeinsam ein Ritual vollziehen. Rassistische Parolen und Gesten begleiten sie in jedem Augenblick. Dieser Moment ist ein absoluter Gänsehautmoment und gerade deshalb so intensiv, weil der Film einen bitter auf die „lustigen” Szenen zurückblicken lässt. Die gute Laune der Zuschauenden vergeht genau in diesem Moment. Ganz klar ist das der Moment, in dem die eigene Rassismus-Sensibilität in Frage gestellt wird. 

Doch auch, wenn dieses Kippen der Stimmung gut gelungen ist, geht damit unweigerlich eine negative Eigenschaft des Films einher. Dabei handelt es sich um die äußerst detailliert dargestellte Brutalität durch die Klan-Mitglieder und Polizisten. Auch wenn dadurch deren Taten noch drastischer und vielleicht sogar eindrucksvoller sind, ist es doch ein Makel. So fiel es mir schwer, den Film an einem Stück zu gucken. Dass manche Szenen genauso schlimm sein können, wenn nicht jeder Tropfen Blut oder jede Leidensfalte zu sehen ist, scheint hier vollkommen ignoriert worden zu sein. 


Keine leichte Kost 

Nein, leichte Kost ist dieser Film wirklich nicht. Du willst einen gemütlichen Abend mit ein paar Freund:innen verbringen, quatschen und nebenbei etwas laufen lassen? Dann ist BlacKKKlansman definitiv nicht das Richtige für dich! Es ist eine Qualität des Filmes, dass er zum Nachdenken anregt und auf immer noch aktuelle Probleme aufmerksam macht. Es braucht Zeit, ihn ganz zu verstehen und die eigenen Gedanken zu ordnen. Er wird einen lange beschäftigen und das ist auch gut so. Auch wenn er nichts für schwache Gemüter ist, lohnt es sich auf jeden Fall, ihn zu gucken. Er fesselt. Obwohl der Film äußerst brutal, sowohl psychisch als auch physisch, ist, lässt er sich nicht ausschalten. Als Zuschauer:in wird mit Ron Stallworth mitgefiebert. Es wird mit den Aktivist:innen gelitten. Und die Klan-Mitglieder werden gehasst. 

Besonders gut gelungen ist, wie klar und prägnant die Gegenüberstellung von Gut und Böse ist: Die Bürgerrechtsgruppe kämpft einen unfairen Kampf gegen die diskriminierende gesellschaftliche Struktur der „alten weißen Männer“. Die Vielfalt der Aktivist:innen gegen die eingeschränkte Sichtweise der Polizisten. Während die Bösen immer skrupelloser und grauenhafter wirken, wirken die Guten immer ehrenwerter. Ron gehört als Polizist zu den Bösen, aber durch das Treffen mit der Hauptaktivistin und das Infiltrieren des Klans gleichzeitig auch zu den Guten. Er ist im wahrsten Sinne der „Mittelsmann“.  

Durch Ron erkennen die Zuschauer:innen, dass es häufig eine solche Person braucht, um etwas zu bewegen. Obwohl die Hauptaktivistin – in diesem Fall repräsentativ für viele Mitglieder der Bewegung – Polizist:innen für ihre Arbeit verurteilt, wäre das Infiltrieren des Klans ohne Ron nicht möglich gewesen. Effektiv schafft er es deshalb, durch seinen Beruf über einen neuen Weg mehr für die Schwarzen zu erreichen. Eine Message des Films ist es also, dass keine ganzen Gruppen verallgemeinerbar sind. Nicht alle Beamt:innen nutzen ihre Macht aus. 

Ihr wollt den Film gucken? Streambar ist er bei YouTube, Amazon Prime oder Google Play für 3,98€. 

Kinokatze: 9/10 

Autor*in

Nele studiert seit Wintersemester 2019/20 Politikwissenschaften und Deutsch an der CAU. Im Mai 2020 hat sie als Redakteurin und im Lektorat-Team beim ALBRECHT angefangen. Sie war bis zum SoSe 23 zwei Jahre lang Gesellschaft-Ressort-Leitung.

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