In meinem Freundes- und Familienkreis hat fast jede:r in irgendeiner Form etwas mit Büchern und Literatur zu tun. Lesen und kreatives Schreiben waren schon immer ein großer Teil meines Lebens. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eine Person aus meinem nahen Umfeld ihr eigenes Buch veröffentlichen würde. Wenn es dann aber die eigene Mutter ist, die eine Novelle schreibt und selbst verlegt, macht es das zu einem ganz besonderen Erlebnis. Um dieses Erlebnis mit unseren Leser:innen zu teilen, habe ich mich mit meiner Mutter Kerstin über ihr Herzensprojekt unterhalten. 

Eine Novelle über Mütter, Töchter und das Erwachsenwerden 

… so lautet der Untertitel des vollendeten Werkes meiner Mutter. Er beschreibt schon sehr gut, worum es in dem Buch im Kern geht. Die Geschichte dreht sich um Linnea, die mitten in der Pubertät steckt und ihre Mutter Marie, die versucht, alles richtig zu machen und doch so oft das Gefühl hat, alles falsch zu machen. Eines Tages findet Marie alte Briefe ihrer eigenen Mutter an sie und lernt dadurch so viel über die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, dass sie ihre eigene überdenken muss. Neben der Erzählung über Mütter und Töchter ist die Geschichte aber auch eine Liebeserklärung an Bücher und das Schreiben selbst, denn auf einer weiteren Erzählebene geht es um den Schreibprozess der Novelle an sich. 

Der lange Weg einer Geschichte 

Seit ich denken kann, hat meine Mutter immer mal wieder erwähnt, dass sie irgendwann gerne ein eigenes Buch schreiben möchte. Das war auch schon in Planung, lange bevor mein Bruder oder ich überhaupt geplant waren. „Seit dem Teenager-Alter habe ich immer gesagt: Irgendwann schreibe ich mal ein Buch“, sagt Kerstin und lächelt bei diesem Blick in die Vergangenheit. Mit einer Ausbildung zur Buchhändlerin und einem anschließenden Literatur-Studium hat sie ihr Leben den Büchern gewidmet. Trotzdem hat es noch viele Jahre gedauert, bis ihr Traum vom eigenen Buch endlich wahr wurde. Woran lag das? Die Antwort auf diese Frage hat Kerstin ohne langes Überlegen parat: „Wie man in meinem Buch lesen kann, ist es eine Frage der Selbstdisziplin, sich wirklich hinzusetzen und zu schreiben. Da hat es eine Weile gedauert, bis ich mir gesagt habe: ‚Jetzt wird geschrieben und nichts anderes gemacht.‘“ Sie erzählt, dass der Startschuss für diese bestimmte Geschichte fiel, als mein großer Bruder auszog und sie ein bisschen mehr Zeit hatte, um sich ihrem Lebenstraum zu widmen.  

Meine Mutter, meine Pubertät und ich 

Der Auszug meines großen Bruders ist auch der Auslöser für das Hauptthema über Mütter und Töchter gewesen. Mit einem Lachen sagt Kerstin: „Das Thema hat sich aus der Lebenssituation ergeben. Es war eine Zeit, in der das Verhältnis zwischen dir und mir nicht immer so entspannt war und da passte das dann. Es lag sozusagen oben auf.“ Im Nachhinein können wir beide über die vielen Streitigkeiten, die vor allem durch meine pubertären Hormone ausgelöst wurden, lachen. Auch an einigen Stellen der Novelle, in denen ich mein Teenager-Ich eindeutig wiedererkannt habe, musste ich sehr schmunzeln. Trotzdem handelt es sich hauptsächlich um eine fiktive Geschichte. „Nur wer mich gut kennt, weiß die ein oder andere Anspielung zu verstehen“, ergänzt meine Mutter.   

Es ist nie zu spät! 

Ich kann mir vorstellen, dass viele von unseren Leser:innen auch den Wunsch haben, ein eigenes Buch zu schreiben und zu veröffentlichen. Ich hoffe, dass das Beispiel meiner Mutter diesen Menschen eine Sache verdeutlichen kann: Es ist nie zu spät! Als ich sie nach einem Tipp für Jungautor:innen gefragt habe, kam wie aus der Pistole geschossen: „Hinsetzen und machen!“ Wer eine Geschichte im Kopf hat, sollte den Figuren auch das Leben zwischen den Zeilen schenken. Egal, wie lange es dauert, bis das Projekt finalisiert werden kann. Dass es auch danach nicht immer einfach ist, weiß Kerstin zu berichten: „Ich hatte immer die Angst im Hinterkopf, dass die Menschen es total banal finden und dass es ein Flop wird.“ Das überrascht mich nicht, denn mit einem eigenen Buch zeigt man der Welt sehr persönliche Gedanken und macht sich dadurch verletzlich. Da meine Mutter ihre Novelle selbst verlegt hat, verkaufte sie diese vorerst nur persönlich im engen und weiteren Freundes- und Familienkreis. Dadurch haben das Buch bis jetzt fast nur Menschen gelesen, die sie in irgendeiner Form kennt, was die Nervosität natürlich noch steigert. Seit Neustem bringen nun aber auch mehrere Schleswiger Buchhandlungen das Werk unter die Leute und Liesegang in Kiel schließt sich dem an. Die Angst, die anfangs vorhanden war, scheint aber umsonst gewesen zu sein, denn Kerstin erzählt: „Die ersten Rückmeldungen sind positiv. Es ist aber wichtig, dass es auch Menschen lesen, die einen nicht so gut kennen und sich trauen, auch negative Kritik zu äußern.“ 

Also, an alle, die einen Traum mit meiner Mutter teilen: Traut euch! Hinsetzen und machen! 

Autor*in
stellvertretende Chefredakteurin

Mira ist 22 Jahre alt und studiert seit dem WiSe 2020/21 Soziologie und Deutsch an der CAU. Sie ist seit November 2020 Teil der ALBRECHT-Redaktion und leitete ab Februar 2021 für ein Jahr das Ressort Hochschule. Ab Februar 2022 war sie für ein Jahr die stellvertretende Chefredakteurin.

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