Der Tod eines Angehörigen oder Freundes, Versagen im Studium, Trennung von einem geliebten Menschen, Jobverlust oder Einsamkeit: Es gibt vieles, was uns aus der Bahn werfen kann. Es ist da nur verständlich und natürlich, dass wir uns dann traurig oder niedergeschlagen fühlen. Bei gesunden Menschen dauern solche Zustände meistens nicht lange, schnell ist die Trauer überwunden, der Kopf wieder oben und der Blick nach vorne gerichtet. Doch unter manchen Umständen können diese Zustände länger andauern oder in einer Abwärtsspirale münden. Dann ist nicht mehr von einer Verstimmung oder von schlechter Laune die Rede, sondern von Depressionen.

Häufig wird Depression in verschiedenen Wortgebräuchen verharmlost. Viele Heranwachsende sagen, wenn jemand traurig ist, dass er oder sie „depri“ ist. Eine Depression zu haben bedeutet aber nicht nur einfach traurig zu sein. Depressionen zeigen sich auf unterschiedliche Arten und doch fühlen sich die Menschen, die eine haben, meistens gleich. So gibt es zum Beispiel das gehemmt-depressive Syndrom. Menschen, die darunter leiden, wirken vollständig in ihrem Leid und ihrer Verzweiflung versunken, jede Tätigkeit, jedes Gespräch wird als quälend empfunden, Mimik existiert kaum, alle Handlungen erfolgen gegen einen zähen Widerstand und über allem liegt eine bleierne Schwere. Beim agitiert-depressiven Syndrom spüren die Betroffenen eine große Unruhe und Angst. Sie klagen verzweifelt und suchen wie getrieben nach Hilfe. In schlimmen Fällen kann es auch ein wahnhaft-depressives Syndrom geben, wo Sorgen, Ängste oder Befürchtungen sich in einem Wahn verfestigen und festsetzen.

Die Symptome einer Depression sind wie gesagt unterschiedlich, doch es gibt viele Übereinstimmungen. Depressive fühlen sich niedergeschlagen und verspüren Freudlosigkeit. Alles, woran man sonst Spaß hat – Hobbys, Freunde usw. – bereitet einem keine Freude mehr. Allgemein ist es für Depressive schwer bis unmöglich, Freude zu empfinden. Das Interesse an der Umwelt verschwindet, man fühlt sich leer, hat ein „Gefühl der Gefühllosigkeit“. Emotionen sind dermaßen unterdrückt, dass selbst der eigene Geburtstag oder gemeinsame Stunden mit dem Partner oder der Partnerin einen höchstens gleichgültig stimmen. Bei schweren Depressionen kann sogar Trauer nicht mehr erlebt werden, die Tränen versiegen. Neben Freudlosigkeit werden auch Antriebsstörungen immer stärker. Die Lust auf alles verblasst. Man will nicht aufstehen, essen, duschen, zur Arbeit oder Uni. Depressive ziehen sich daher oft von ihren Mitmenschen zurück. Kleine Aufgaben werden als riesige Belastung empfunden. Schuldgefühle und ständiges Grübeln vertrüben die Gedanken, Ängste werden größer. Dadurch wirken die Situation, das Leben oder die Zukunft hoffnungslos. Man fragt sich, wozu das alles? Viele empfinden dann nur eine Sinnlosigkeit, sehen keinen Grund mehr, auf der Welt zu sein, werden lebensmüde. Die Mehrheit der Patienten mit Depressionen haben daher häufig Suizidgedanken. Diese können auf verschiedenste Art und Weise geäußert werden, durch konkrete Selbstmordpläne oder die Bekräftigung der Sinnlosigkeit.

Nicht nur der Geist, sondern auch der Körper leidet unter Depressionen. Nicht nur, dass Gestik und Mimik von einer Depression beeinflusst werden, auch die Stimme meist leiser und gebrochener wird, sondern auch Schlafstörungen sind Symptome. Menschen mit Depressionen schlafen nur schwer ein und wachen in den frühen Morgenstunden auf, ohne wieder einschlafen zu können. Durch die Antriebslosigkeit entsteht häufig Appetitlosigkeit und damit Gewichtsverlust. Aber auch Gewichtszunahme kann ein Symptom sein, „Kummerspeck“ ist ein Begriff, der dieses Phänomen beschreibt.

Dass Depressionen etwas sind, was man ernst nehmen muss, zeigen Zahlen eines Bündnisses von Braunschweiger Beratungsstellen. Ihren Untersuchungen zufolge ist Selbstmord die zweithäufigste Todesursache von Jugendlichen. Jährlich sterben laut Angaben bundesweit insgesamt rund 10 000 Menschen durch Suizid, 100 000 Suizidversuche wurden gezählt, den höchsten Anteil daran haben Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 25 Jahren. Die Zahl der Suizide ist zwar seit den 1980er Jahren gesunken, seit 2006 ist allerdings wieder ein Anstieg zu erkennen. Männer nehmen sich aber häufiger das Leben als Frauen. Das zeigen Zahlen der Gesundheitsberichterstattung des Bundes.

Es muss aber nicht erst so weit kommen, dass depressive Menschen sich das Leben nehmen. Depressionen sind behandelbar. Doch bevor sie behandelt werden können, muss erst mal eine Depression erkannt werden. Wer selbst denkt, dass er oder sie depressiv sein könnte, sollte auf jeden Fall mit einem Arzt sprechen. Dabei ist der Gang zum Psychotherapeuten oder Psychiater nicht notwendig. Ein Gespräch mit dem Hausarzt ist für den Anfang häufig besser und leichter. Auch ein Gespräch mit einem engen Freund oder einer engen Freundin oder einem Familienmitglied kann ein erster Schritt sein. Wer sich vor all dem scheut, kann auch mit der Telefonseelsorge sprechen (0800/1110111 oder 0800/1110222), die kompetent und einfühlsam berät. Besonders ist aber das Umfeld jedes einzelnen gefragt. Freunde und Familie müssen verstärkt auf ihre Mitmenschen achten. Beobachten sie Symptome bei Freunden oder bei Familienangehörigen, sollten sie dringend ein Gespräch mit ihnen suchen oder einen Arzt bzw. eine Beratungsstelle aufsuchen und fragen, wie man vorgehen kann. Viele Depressive verstecken ihre Krankheit aber häufig hinter einer Maske, weshalb besondere Aufmerksamkeit immer angebracht ist, um die Krankheit zu erkennen.

Für viele Menschen mit Depressionen fühlt es sich an, als wäre die Depression der einzige Begleiter den sie haben. Wenn es einen Fall von Depressionen im näheren Umfeld gibt, dann muss den Menschen mit Depressionen deutlich gemacht werden, dass sie nicht alleine sind und dass man zu ihnen hält, ihnen hilft diese schwere Zeit zu überwinden. Mit einem Gespräch kann alles anfangen und die Depression vielleicht auch beendet werden.

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