Der Studiengangwechsel wird zum endlosen Telefon-Pingpong 

Vor einem Jahr fing es an. Ich begab mich auf eine Reise, eine Reise durch die Tiefen der Bürokratie unserer Universität. Was ein kurzer Abstecher werden sollte, wurde zu einem Kampf zwischen den Ämtern.  

Entscheidungen zu fällen, war für mich noch nie einfach. Umso schwieriger war der Entschluss, einen komplett neuen Weg für die Zukunft einzuschlagen: Lehrerin. Wirtschaft/Politik, Deutsch und Informatik wollte ich unterrichten. Ich wandte mich endgültig von meinem – wie ich fand – riskanten und ungewissen Karriereplan des Fachergänzungsstudiums, mit Hoffnung auf einen kleinen Fuß im Journalismus, ab. Lehramt ist nun mein neuer Traum. 

Die ersten Hürden schmeißen sich mir entgegen 

Der Entschluss stand fest. Was jetzt noch fehlte, war die Handlung. Ermutigt von positiven Erfahrungen meiner Freundinnen aus Niedersachsen machte ich mich auf zu den Ämtern. Was mir für mein neues Studium an Kursen fehlte, war mir schnell klar. Der Vorgang des offiziellen Studiengangwechsels war mir umso mystischer. 

Nach den ersten Telefonaten mit dem Studierendenservice, der Studienberatung und der Beratung meiner drei Fächer entstand direkt ein Bild: Ganz so einfach wie bei meinen Freundinnen sollte es bei mir nicht werden. Ich beantragte Formulare, damit ich andere Formulare beantragen konnte und wählte mir die Finger wund.  

Meine große Frage war, was ich vor meinem offiziellen Wechsel für Kurse belegen darf. Die Antwort darauf – ein großes Fragezeichen. Die Studienberatung verwies mich zur Fächerberatung, die an ihre Kolleg:innen und diese zurück an die Beratung. Mit guter Miene zu bösem Spiel versuchte ich es weiter, bis jemand mir eröffnete, ich solle in die Fachprüfungsordnung gucken. Doch was ist die Prüfungsordnung für Fachergänzung? Das blieb unbeantwortet und ich gab es auf.  

Heute weiß ich, dass die Antwort darauf, was ich belegen durfte, einfach ist: Nichts. Doch hätte ich das früher gewusst, wären mir einige graue Haare erspart geblieben. 

Scheitern und aufstehen 

Ab März hieß es warten. Bei der Abgabe meiner mühsam gesammelten Unterlagen half mir eine freundliche Mitarbeiterin des Studierendenservice. Endlich. Diverse unterschiedliche Webseiten verwiesen auf andere Dokumente und kurz entschlossen gab ich einfach alles ab. Sicher ist sicher.  

Ich schickte ihr eine E-Mail. Sie versicherte mir, das würde reichen. Beflügelt von der positiven Erfahrung verflogen die Tage und Wochen. Kurz vor offizieller Abgabefrist schaute ich erneut in das Bewerbungsportal und stellte mit Erstaunen fest: Mein Status hat sich nicht geändert, meine Unterlagen galten als nicht eingereicht. 

Im Eiltempo fuhr ich zum Studierendenservice, um meine Zettel einzureichen. Dieses Mal persönlich. Es funktionierte und nun hieß es mal wieder abwarten. Die Zeit verging und immer häufiger starrte ich auf meine Bewerbung, in der Hoffnung, die Anzeige würde von gültig zu zugelassen springen. Nichts geschah. 

Das neue Semester begann. Ich belegte meine Kurse. Einen Monat später kam die Absage. Die Kurse besuchte ich weiter, denn ich dachte mir nur: neues Semester, neues Glück. Zum Wintersemester würde ich mich erneut bewerben. Voller Zuversicht beteiligte ich mich in den Seminaren, lernte für die Vorlesungen und machte die Übungen für das Fach, was ich noch gar nicht studierte. Schließlich würde ich ja das nächste Mal mit Sicherheit genommen werden.  

Das unendliche Stehaufmännchen 

Formulare sind beantragt und für die Bewerbung erneut verschickt. Alles beginnt von vorne. Warten, hoffen und beten. Doch noch gab ich nicht auf. Ich streckte meine Fühler erneut Richtung Studierendenservice aus, um zu fragen, ob ich mich auch nur für zwei meiner drei Fächer bewerben kann.  

Zu meiner Freude: Ja! Und die gute Nachricht war, dass beide Fächer zulassungsfrei sind. Ich bin also direkt dabei. Für Informatik und Deutsch müsse ich mich nur online bewerben und dann käme nach dem 30. September schon die Nachricht. Die blieb leider aus. Dafür erhielt ich den Bescheid, ich hätte meine Unterlagen nicht rechtzeitig eingereicht und könne mich daher nicht mehr einschreiben. 

Eine simple Nachricht, die in einem Menschen viel Panik auslösen kann. Ich sah mich schon ohne Zukunft und Perspektive mein Studium abbrechen. Was sollte ich denn jetzt machen, wo nicht mal das klappte? 

Ende gut, alles eher mittelmäßig 

Ein letzter Versuch war es und erneut wählte ich die Nummer des Studierendenservice. Ich hoffte auf Hilfe, eine Ausnahme oder endlich Unterstützung. Und die kam. Die Frau am anderen Ende erklärte mir, ich hätte mich nicht online bewerben sollen, sondern müsse nur einen Zettel abgeben. Also all die Aufregung umsonst. Und warum? Ein simpler Fehler der Kollegin.  

Immerhin hat es funktioniert und ich bin seit Beginn des Semesters im Lehramtsstudium eingeschrieben. Ich komme meinem Traum einen Schritt näher. Von der Bewerbung um mein Drittfach (Wirtschaft/Politik) habe ich immer noch nichts gehört. Ich muss mich wohl nächstes Semester erneut bewerben – oder auch nicht. Denn wenn ich eins gelernt habe: Das Amt kann man nicht besiegen. 

Autor*in

Nele studiert seit Wintersemester 2019/20 Politikwissenschaften und Deutsch an der CAU. Im Mai 2020 hat sie als Redakteurin und im Lektorat-Team beim ALBRECHT angefangen. Sie war bis zum SoSe 23 zwei Jahre lang Gesellschaft-Ressort-Leitung.

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