Das war Schwermetall

Titel: Das war Schwermetall Bd. 1: 1980-1988

Autor: Achim Schnurrer

Verlag: Edition Alfons. 240 Seiten, Softcover (farbig). 24,95 Euro.

1980 in Deutschland ein Magazin herauszugeben, das nach französischem (Metal Hurlant) und amerikanischem (Heavy Metal) Vorbild Science-Fiction-, Fantasy- und Horror-Comics vereinte, war schon ein reichlich wagemutiges Vorhaben: Für das bundesdeutsche Publikum dieser Zeit begannen Comics für Erwachsene bei Asterix – und endeten dort auch gleich wieder. Die Schwermetall-Hefte waren gleichsam nicht nur eine echte Pionierarbeit, sondern zwischenzeitlich auch ein beträchtlicher Erfolg, der sich bis 1999 auf dem Markt behaupten konnte.

Achim Schnurrer, der zunächst als Laufbursche und später als Chefredakteur maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Magazins nahm, stellt sich nun der Herausforderung, diese knapp 20jährige Publikationsgeschichte nachzuerzählen. Dafür wählt er dankenswerterweise nicht den etablierten (und langweiligen) Weg, Schwermetall anhand von Schlüsselserien oder historischen Zäsuren exemplarisch zu analysieren. Nein, er nimmt sich in einem ebenso irrwitzigen wie grandiosen Ansatz jede der ersten 99 Ausgaben einzeln vor und hält fest, was ihm dazu so einfällt.

Das ist mal mehr, mal weniger – und je weniger desto amüsanter: Gerade die Pöbeleien über die stümperhafte Übersetzung eines Kurzgeschichten-Titels von Philip K. Dick („Ja, das ist kleinlich und unbedeutend, aber als Fan musste ich diese Anmerkung einfach loswerden.“) oder die editorische Arbeit seines Vorgängers (wobei Schnurrer gleichzeitig eingesteht, dass er es später selbst nicht viel besser hinbekommen hat), machen Das war Schwermetall zu einem wunderbar wüsten Stück Sekundärliteratur. (7/10)


Jupiter’s Legacy 

Titel: Jupiter’s Legacy Bd. 1: Familienbande & Bd. 2: Intimfeinde

Autor: Mark Millar (Skript) & Frank Quitely (Zeichnungen)

Verlag: Panini. Je 140 Seiten, Softcover (farbig). 16,99/17 Euro.

Es hat schon gute Gründe, dass die meisten Superhelden keine Familie haben (klar: die Fantastic Four sind eine Ausnahme – aber die sind auch ätzend). Sheldon Sampson hätte es als Einzelkind sicher einfacher gehabt. Stattdessen entdeckte er 1932 gemeinsam mit Bruder Walter die Spuren einer außerirdischen Rasse, die den Geschwistern Superkräfte verlieh. Achtzig Jahre später sind. Beide zwar noch mehr als rüstig, ideologisch aber tief entzweit: Der gutmütig-großväterliche Sheldon begnügt sich damit, Amerika vor Superschurken zu beschützen, während Walter angesichts einer ökonomisch-gesellschaftlichen Krise auch Einfluss auf die Regierungsgeschäfte nehmen möchte.

Mit Hilfe von Sheldons ebenso missratenem wie mächtigem Sohn Brandon, der sich von seinem ständig die Welt rettenden Vater natürlich vernachlässigt fühlt, gelingt es Walter das Weiße Haus zu übernehmen. Die guten Absichten weichen dabei zunehmend einer Gewaltherrschaft – doch auch Brandon ist kein Einzelkind: Im Untergrund plant seine Schwester Chloe mit einer Guerilla-Truppe bereits den Umsturz. Und friedliche Revolutionen sind sowas von 1984…

Jupiter’s Legacy schlägt den klassischen Superhelden erst einmal den letzten Nagel in den Sargdeckel: Als weltfremde Gutmenschen oder skrupellose Despoten sind sie gleichermaßen dem Untergang geweiht. Folglich bleibt den Schurken im zweiten Teil kaum etwas anderes übrig, als die Lücke selbst zu füllen, um die Welt wieder ein bisschen sauberer, das Genre der kostümierten Weltenretter aber um einiges schmutziger zu machen. Glänzen darf hier ohnehin nur Zeichner Frank Quitely, der einmal mehr seinen Status als vielleicht größter Stilist des amerikanischen Comics unterstreicht: Gegen die Wucht, mit der er den Machtkampf der Superhelden auf die Seiten prügelt, wirkt selbst Marvels aktuelle Kino-Großoffensive wie eine Aufführung der Augsburger Puppenkiste. (9/10)


Billy Bat

Titel: Billy Bat Bd. 18-20

Autor: Naoki Urasawa

Verlag: Carlsen. Je 200 Seiten, Softcover (s/w). 8,95 Euro.

Naoki Urasawa mag es gerne ausführlich. Acht Jahre dauerte die Arbeit an seinem Manga-Opus Billy Bat (im Original: 2008-2016), angesammelt haben sich in dieser Zeit 165 Kapitel mit einem Gesamtumfang von knapp 4000 Seiten. Allerdings: Der Vorgänger 20th Century Boys (1999-2007) brachte es noch auf 265 Episoden mit gut 5000 Seiten – und der verfolgte kein großangelegtes Konzept, dass die Geschichte der Menschheit von den Neandertalern bis ins Jahr 2063 neuzuschreiben versucht.

Im Zentrum des Manga steht nämlich ein undurchsichtiges Wesen, eine Cartoon-Fledermaus, die den Menschen seit Jahrhunderten in Visionen erscheint und auf diese Weise ihre Geschichte zu beeinflussen vermag. In den 1940er Jahren entwickelt der japanisch-stämmige Comiczeichner Kevin Yamagata auf ihrer Basis die Serie „Billy Bat“, in der er unter anderem die Ermordung John F. Kennedys voraussagte. Von diesem Ausgangspunkt aus entwickelte Urasawa nun eine ausufernde Chronik des 20. und 21. Jahrhunderts, in der Adolf Hitler und Walt Disney ebenso Platz fanden, wie die Mondlandung, der 11. September und die Zukunft der menschlichen Spezies.

Das Ergebnis, das sich nun endlich in seiner Gesamtheit bestaunen lässt, ist entsprechend schwierig zu klassifizieren: Ist es tatsächlich ein episches Meisterwerk oder doch wieder nur eines dieser geschickt gebauten Kartenhäuser, die in sich zusammenfällen, sobald man etwas an ihrer Oberfläche kratzt? Diese Frage ist es sicher wert, dass man sich mit ihr beschäftigt – angesichts des Umfangs und der narrativen Komplexität von Bill Bat sollte man dafür aber schon ein bis zwei Jahre einplanen. (vorerst ohne Wertung)


Batman

Titel: Batman Bd. 1: Ich bin Gotham & Bd. 2: Selbstmord-Trip

Autor: Tom King/Scott Snyder (Skript) & David Finch/Mikel Janín/Ivan Reis (Zeichnungen)

Verlag: Panini. 180/164 Seiten, Softcover (farbig). 16,99/15,99 Euro.

So eine Karriere gibt es auch kein zweites Mal: Tom King (*1978) begann als Praktikant bei DC und Marvel, wechselte in die Terrorismusbekämpfung der CIA, schied aus dem Dienst aus und schrieb einen Roman. 2014 kehrte er zum Superheldencomic zurück und avancierte dort zum höchstdekorierten Autor, was ihm die prestigeträchtige Anstellung als Stammschreiber bei Batman einbrachte. Seitdem ist die Serie ähnlich unkonventionell, wie die Berufslaufbahn ihres Autors.

Der dunkle Ritter ist sich nun völlig bewusst darüber, wie irrsinnig und auch albern es ist, jede Nacht verkleidet über die Dächer zu turnen. Nur erscheint dies in einer Welt, die fast ausschließlich von Schwerverbrechern und Psychopathen bevölkert wird, als nahezu adäquates Mittel, die eigenen Dämonen in Schach zu halten. Der Selbstmord auf Raten ist gleichzeitig die effektivste Überlebensstrategie. King hat ein Herz für das Paradoxe.

In Ich bin Gotham erscheinen zwei echte Helden, ein Geschwisterpaar mit richtigen Superkräften, in Batmans Stadt und wollen sie zu einem besseren Ort machen. Wenig später ist der eine tot und der andere verrückt, der dunkle Ritter holt den Besen und kehrt die Scherben zusammen.

Mehr Erfolg ist ihm in der Fortsetzung Selbstmord-Trip beschieden: Mit einem SWAT-Team, das er aus zweitklassigen Schurken rekrutiert, marschiert Batman für eine Befreiungsmission in einen souveränen Inselstaat ein, der von dem Muskelmonster Bane regiert wird, das ihm einst das Rückgrat brach. Damals war der Schurke noch mit leistungssteigernden Amphetaminen vollgestopft, heute versucht er drogenfrei zu leben. Doch stets verdrischt Batman ihn aufs Neue und führt Bane so seine cleane Unzulänglichkeit vor Augen. Er kann einem fast leidtun.

Abseits davon spielt Sex eine überraschend große Rolle: Einem wie dem dunklen Ritter (reicher als Mark Zuckerberg, muskulöser als ein olympischer Zehnkämpfer, mehr Narben als ein Eishockey-Profi) mangelt es sicher nicht an Angeboten, dass es da schon einer unter Mordverdacht stehenden Juwelendiebin wie Catwoman bedarf, um sein Interesse zu wecken, ist natürlich ein alter Hut. Wie die beiden Lederfetischisten aber ernsthaft versuchen, ihre Beziehung (und Libido) auf die Reihe zu kriegen, hat bisher niemand so explizit und glaubwürdig in den Mittelpunkt der Serie gestellt. Tom King – einer wie Keiner. (9/10)


Ein Mann – Ein Abenteuer

Wiederveröffentlichung des Monats: Ein Mann – Ein Abenteuer

Titel: Ein Mann – Ein Abenteuer Bd. 1: Jesuit Joe/La Macumba Del Gringo

Autor: Hugo Pratt

Verlag: schreiber&leser. 184 Seiten, Hardcover (farbig). 29,80 Euro.

Programmatischer war der italienische Comic selten: Der Reihentitel Un uomo un’avventura (1976-80) diente gleichzeitig als Zusammenfassung, die 30 Alben, darunter erschienen, trugen so prosaische Titel wie Der Mann vom Nil oder Der Mann aus der Wüste. Das konnte man auch so machen, wenn man die größten Zeichner des Landes an der Hand hatte. Der vielleicht beste, sicher aber einflussreichste unter ihnen war Hugo Pratt (1927-95), dessen Eine Südseeballade (1967) ihn zum Pionier von allem machte, was heute so unter dem Siegel „Graphic Novel“ firmiert.

In vier Jahren schuf Pratt vier Beiträge für die Reihe, die nun in zwei Bänden achronologisch neu aufgelegt werden. Den Anfang macht Jesuit Joe (L’uomo del Grande Nord, 1980), die Geschichte eines Indianers, der 1912 als Mountie gekleidet durch das verschneite Kanada vagabundiert. Dabei begeht er eine Reihe brutaler Morde, die nie eindeutig erkennen lassen, ob sie Teil eines groß angelegten Racheplans sind oder einfach ein Ausdruck der Verrohung des Individuums in rauen Zeiten. Gleichsam hat Pratt kein Interesse an der Zurschaustellung von Gewaltakten, sein Blick ist zu gleichen Teilen fatalistisch und melancholisch, das Ergebnis eine Elegie im Schnee. Das gerade diese sperrige Erzählung 1991 relativ opulent verfilmt wurde, wirkt heute wie eine späte Pointe.

Allerdings ist der zweite Beitrag, La Macumba Del Gringo (L’uomo del Sertao, 1978), noch abstrakter: 1938 wird der Bandit Gringo Vargas von Soldaten erschossen, woraufhin seine untröstliche Verlobte auf die okkulte Hilfe einer Voodoo-Priesterin zurückgreift. Einerseits sind es hier die Frauen, die die Zügel führen, andererseits ist das Abenteuer in dem dichten Nebel aus Mystik, Jenseitsphantasie und Traumlogik nur noch gerade so zu erahnen. Hugo Pratt ließ man so etwas schon damals gerne durchgehen – man wusste halt, dass er den Comic stets schon einen Schritt weiter dachte, als es sich die Konkurrenz überhaupt hat vorstellen können. (8/10)


Die Avengers-Anthologie

Titel: Die Avengers-Anthologie/Justice League Anthologie

Autor: Diverse

Verlag: Panini. 364/436 Seiten, Hardcover (farbig). 35/34,99 Euro.

„DC oder Marvel?“, heißt nach wie vor DIE Grundsatzfrage im amerikanischen Comic. Anders formuliert lautet sie: „Justice League oder Avengers?“ Die richtige Antwort variiert natürlich von Zeit zu Zeit, zwei edel aufgemachte Anthologien, die sich aktuell den beiden größten Superheldenteams aller Zeiten widmen, laden aber mal wieder zu einer gepflegten Bestandsaufnahme ein:

1. 1960 kam die DC-Truppe der Konkurrenz um drei Jahre zuvor – die Vorgängerformation „Justice Society“ aus den 1940ern nicht einmal miteinbezogen. Entsprechend wirken die „Avengers“ anfangs wie ein Plagiat, das das Muster der Liga dreist kopiert: An der Spitze steht ein patriotischer Langweiler (Captain America statt Superman), flankiert von einem Taktik-Genie (Iron-Man übernimmt Batmans Posten) und einer mythisch-göttlichen Erscheinung (Thor als Ersatz für Wonder Woman).

2. Die „Justice League“ trumpft von Beginn an mit einer starken, ihren männlichen Kollegen ebenbürtigen Heldin auf, die in den jüngsten Beiträgen zur treibenden Kraft wird. Die „Avengers“ haben 1963 anstelle einer Wonder Woman nur die Wasp, deren Superfähigkeit es bezeichnenderweise ist, sich auf Insektengröße zu schrumpfen. Und die bei den Jungs ohnehin nur mitspielen darf, weil sie mit dem Ant-Man verheiratet ist. Auch Scarlet Witch hat einige Jahre später zwar beträchtliche Kräfte, fragt, dem reaktionären Frauenbild entsprechend, aber ihren Partner Vision erst um Erlaubnis, bevor sie sie einsetzt.

3. In den Textbeiträgen werden diese Anachronismen leider nicht kritisch hinterfragt. Zudem wird das Material der Jahre 1982 bis 1996 ohne weitere Erklärung ausgespart, so als wolle man sich der Realität dieser Zeit nicht stellen: Die „Avengers“ bestanden damals hauptsächlich aus Captain America und einer Reihe Hinterbänkler, die man selbst dann nicht zur Hilfe gerufen hätte, wenn es nur galt, ein Einmachglas mit Gurken zu öffnen. Da ist man bei der „Justice League“ schon ehrlicher: Hier werden die zeitweisen Schwächen des Materials, die immer wieder zu Umbenennungen und Einstellungen der Serie führten, offen thematisiert.

4. Im 21. Jahrhundert machen die Marvel-Helden dann einiges an Boden wieder gut: In der immer rascheren Abfolge von Einstellung und Reboot, Tod und Wiederauferstehung behaupten sie sich weitestgehend souverän, während man Superman und seinen Mitstreitern den verbissenen Kampf um ihre eigene Relevanz zunehmend anmerkt. Dennoch liegt die Gerechtigkeitsliga am Ende klar vorne – eine Niederlage, die bei Marvel aber vermutlich gar keiner mitbekommt, weil alle viel zu beschäftigt damit sind, die Milliarden aus dem letzten „Avengers“-Kinofilm in die Tresorräume zu schaufeln.


SHORT CUTS

Fábio Moon/Gabriel Bá: Daytripper: Wie oft könnte ein Leben eine gänzlich andere Wendung nehmen? Die zeichnenden brasilianischen Zwillinge Fábio Moon und Gabriel Bá schildern das Leben des fiktiven Schriftstellers Brás de Oliva Domingos in zehn Episoden, die – Achtung, Kunstgriff! – stets damit enden, dass er einen mehr oder minder tragischen Tod stirbt. Das Erzählkonzept nutzt sich zunehmend ab, die prägnant-expressiven Zeichnungen und surrealen Farbkompositionen glücklicherweise nicht. (276 Seiten, Hardcover. 29 Euro)

Mark Millar/Greg Capullo: Reborn: Nach ihrem Tod gelangt die 78-jährige Bonnie nicht etwa in den Himmel, sondern ins fantastische Reich Adystria. Äußerlich merklich verjüngt, trifft sie verstorbene Freunde und Verwandte wieder, die sie als Heilsbringerin empfangen, die das friedliche Land gegen finstere Horden verteidigen soll. Trotz spektakulärer Fantasy-Oberfläche
besticht Reborn vor allem durch die Einfühlsamkeit, mit der Bonnies vermeintlicher Lebensabend geschildert wird. Reichlich absurdes Detail: Unter den Mächten, die Bonnie in Adystria nach dem Leben trachten, ist auch ihr verstorbener Kater, der nun seine Chance gekommen sieht, sich endlich für seine Kastration zu rächen. (180 Seiten, Softcover. 19,99 Euro)

G. Willow Wilson/Marco Failla/Diego Olortegui: Ms. Marvel Bd. 4: Im Namen der Freiheit: Kamala Khan hatte es im Guten probiert: Als gestaltwandelnde Superheldin Ms. Marvelversuchte die junge Muslima, die zunehmend rassistischen Auswüchsen ihrer Nachbarschaft zu mindern, indem sie für Toleranz und Nächstenliebe eintrat. Als der Zorn der Wutbürger und eine hassschürende Politik in wahllosen Inhaftierungen münden, die auch Kamalas Familie betreffen, muss Ms. Marvel erkennen, dass sie ihre Werte nur verteidigen kann, indem sie sich gegen die Meinung der Mehrheit stellt. Schon seit Jahren der beste Superheldencomic der Gegenwart gelingt der Serie hier ein derart eindringlicher Appell gegen die aktuelle Entwicklung der amerikanischen Gesellschaft, wie er bisher keiner anderen Kunstform gelungen ist. (140 Seiten, Softcover. 16,99 Euro)

Hope Larson/Rafael Albuquerque/Chris Wildgoose: Batgirl: Der Sohn des Pinguins: Man muss den quirligen Rotschopf Barbara Gordon einfach mögen: Als Batgirl ist sie ein athletischer aber bodenständiger Wildfang, der nicht ständig die Welt retten muss, sondern ganz damit                                  beschäftigt ist, die Heldennummer, ihre Doktorarbeit und das Universitätsleben unter einen Hut zu bringen. Leider torpediert der Megaband Der Sohn des Pinguins diese Stärken durch uninspirierte Storys um eine Asien-Reise, auf der Barbara albernen Figuren, wie der greisen Ninja-Meisterin „Fruit Bat“ (ja, die heißt allen Ernstes so) begegnet. Batgirl kann das verkraften – glücklicherweise ist sie ja mehr als ihr Job. (252 Seiten, Softcover. 26 Euro)

James Tynion IV/Riley Rossmo u.a.: Constantine – The Hellblazer Bd. 1: Abwärts: Hätten sich die Verantwortlichen mal an die alte Losung „I fit ain’t broken, don’t try to fix it!“ gehalten. Der Versuch, den stets soliden Hellblazer-Horror durch albernes und verkitschtes Artwork, sowie die Betonung der Bisexualität des paranormalen Detektivs John Constatine zu modernisieren, beweist letztlich nur Eines: Diversität allein macht einen uninspirierten Comic auch nicht interessanter. (124 Seiten, Softcover. 14,99 Euro)

Tom King/Kelley Jones u.a.: DC und die Looney Tunes: Auf gemeinsame Abenteuer von Superboy und Bugs Bunny oder Wonder Woman und dem tasmanischen Teufel hatte man nun nicht gerade gewartet. Aber die Rechte an den Figuren gehören halt demselben Medienkonzern, da macht man so etwas eben. Überraschend fand man einiges an Synergie: Tom King (siehe oben) verlegt den Hasenjäger Elmar Fudd für eine grandiose Noir-Geschichte in Gotham Citys Unterwelt. Und Kojote Karl beauftragt den außerirdischen Kopfgeldjäger Lobo endlich den Road Runner umzulegen, der ihm seit Dekaden entwischt. Im stilechten Kelley-Jones-Horror-Artwork ist das ein Crossover, das knallt es wie seit Body Count und Limp Bizkit keines mehr getan hat. (252 Seiten, Softcover. 26 Euro)

Alejandro Jodorowsky/Georges Bess: Anibal 5 – Gesamtausgabe: Alejandro Jodorowskys (*1929) Beitrag zur frankobelgischen Science-Fiction kann kaum zu überschätzt werden. Die gesammelten Abenteuer des Geheimdienst-Cyborgs Anibal 5 (entstanden um 1990), dessen Genitalien als Kanone fungieren, wenn er damit nicht gerade ein Rudel weiblicher Androiden beglückt, sind allerdings reichlich pubertär geraten. Die Gesamtausgabe richtet sich folglich vornehmlich an Komplettisten oder Anhänger von Zeichner Georges Bess, dessen burleske Arbeit in knapp 30 Jahren kaum Staub angesetzt hat. (136 Seiten, Harcover. 29,80 Euro)

Mike Richardson/Paul Gulacy: Star Wars – Crimson Empire: Nirgendwo schätzt man seine Bösewichte so, wie im Krieg der Sterne-Kosmos. Hier werden nicht nur Schurken wie Darth Vader oder Boba Fett zu den eigentlichen Helden erhoben, selbst ihr Handlanger werden nicht zu geringgeschätzt, um ihnen eine eigene Miniserie zu widmen. Im Zentrum von Crimson Empire steht Kir Kanos, ein Mitglied der Ehrengarde des Imperators, dass den Sieg der Rebellen in Die Rückkehr der Jedi-Ritter überlebte. Seines Lebensinhalts beraubt treibt ihn nur noch ein Ziel an: Rache an dem Kameraden zu nehmen, dessen Verrat zum Tod der Imperators beitrug. Die zwölf Hefte, die zwischen 1997 und 1999 erschienen, durchweht noch der intergalaktische Wüstensand der Siebziger Jahre. Wiederveröffentlicht werden sie nun als Band 33 und 35 der Star Wars Legends-Reihe. (Je 144 Seiten, Hardcover. 13,99 Euro)

Jean Van Hamme/William Vance & Jean Giraud: XIII – Gesamtausgabe Bd. 5: Mit Operation Montechristo (2004), Das Gold Maximilians (2005), Die Kelly-Brain-Story und Die letzte Runde (beide 2007) liegen nun auch die furiosen finalen Bände des bereits 1984 begonnenen Opus-Magnum des frankobelgischen Spionagethrillers gesammelt vor. Endlich erhält der unter Amnesie leidende ehemalige Soldat, Revolutionär und verhinderte Attentäter Jason Fly Einblick in seine Vergangenheit. Endlich bekommen die Schattenmänner, die ihn missbrauchen wollten, um in Amerika ein ultrarechtes Regime zu errichten, was sie verdienen. Anno 2018 ist das eine Wunschvorstellung, der man sich nur allzu gerne hingibt. (208 Seiten, Hardcover. 36 Euro)

Mark Millar/Dave Johnson: Genosse Superman: Was wäre, wenn Superman 1938 als Baby in der Sowjetunion gestrandet wäre? Wäre er unter dem Einfluss Stalins zum glühenden Stalinisten herangewachsen, der die Ideale des Kommunismus gegen alle Widerstände über die Welt verbreitet hätte? Jawoll, sagt Genosse Superman. Die kleine Lehrstunde über alternative Geschichtsschreibung (so etwas ist ja heute wieder modern) erschien erstmals 2003 und wird nun als vierter Band der Mark Millar Collection neu aufgelegt – leider nicht in der historisch-kritischen Edition, die sich aktuell anbieten würde. (172 Seiten, Hardcover. 24,99 Euro)

Autor*in

Janwillem promoviert am Institut für Neuere deutsche Literatur- und Medienwissenschaft. Er schreibt seit 2010 regelmäßig für den Albrecht über Comics und Musik, letzteres mit dem Schwerpunkt Festivalkultur.

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