Die Special Olympics – Eine Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung

Der Wunsch, Menschen mit geistiger Behinderung die gleichen Chancen im Sport zu bieten und Kraft für den Alltag zu geben, veranlasste Eunice Kennedy Shriver, die Schwester des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, im Jahre 1968 die Special Olympics zu gründen. Gemeinsam mit ihrer geistig behinderten Schwester Rosemary betrieb sie viele verschiedene Sportarten und lernte dabei, dass der Spaß am Sport und am Wettkampf jedem Menschen Freude bereiten kann und die Athletinnen und Athleten zusammenschweißt.

Inzwischen sind Special Olympics die weltweit größte, vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) anerkannte Bewegung für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung. Seit 1991 gibt es den Verband auch in Deutschland – mittlerweile mit mehr als 40 000 Mitgliedern. Er bietet sowohl den Zugang zu behinderungsspezifischen Angeboten als auch die Möglichkeit, in inklusiven Teams aus Sportlerinnen und Sportlern mit und ohne geistige Behinderung zu trainieren. „Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass man im Sport Inklusion lebt und auf Augenhöhe miteinander Sport macht“, erklärt Steffen Weinhold, Handballer beim THW Kiel und eines der fünf „Gesichter der Spiele“ der diesjährigen nationalen Special Olympics.

Für die Wettbewerbe in den insgesamt 19 verschiedenen Sportarten werden die Athletinnen und Athleten in homogene Leistungsgruppen eingeteilt. Hierbei ist, anders als bei den Paralympics, wo Menschen mit körperlichen Behinderungen gegeneinander antreten, nicht die Art der Behinderung entscheidend. Die Gruppierung erfolgt in erster Linie nach dem Leistungsvermögen der Sportlerinnen und Sportler. Geschlecht und Alter sind zweitrangige Kriterien.

Wer den wahren Kern des Sports erleben möchte, muss zu einer Special Olympics Veranstaltung gehen.

Dr. Thomas Bach, IOC-Präsident

Die nationalen Spiele finden dieses Jahr vom 14. bis 18. Mai in Kiel statt. Es wird auch gleich eine kleine Besonderheit geboten, denn es ist zum ersten Mal Segeln als Sportart mit von der Partie. Auch sollen erstmals einige Wettbewerbe in den Abendstunden stattfinden, um mehr Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Rängen begrüßen zu können. Als Veranstaltungsort zeigt sich Kiel sehr offen und begeisterungsfähig. „Wir sind extrem dankbar für den großen Zuspruch, den wir bekommen, und auch ganz überwältigt von den zahlreichen Bewerbungen auf die Helferstellen. Anfang des Jahres hatten wir etwas Sorge, denn 2 200 Helferinnen und Helfer sind ein Menge, aber nun können wir stolz sagen, dass wir es geschafft haben“, freut sich Lena Marquardt, Koordinatorin für den Bereich Helfer und Betreuung bei den Special Olympics.

Aber nicht nur in sportlicher Sicht ist die Organisation aktiv: Special Olympics ist eine globale Bewegung, die sich für eine inklusive Gesellschaft einsetzt. Menschen mit geistiger Behinderung sollen durch die Special Olympics Deutschland (SOD) selbstbestimmt ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gestalten. Die Möglichkeit, körperlich fit zu sein, Herausforderungen zu meistern, Freundschaften zu knüpfen und vor allem Mut sowie Selbstbewusstsein zu sammeln, wird jeder Sportlerin und jedem Sportler durch die Wettkämpfe und das regelmäßige Sporttraining gegeben. „Wir sehen uns nicht nur als ein Event. Als Alltagsbewegung haben wir das große Ziel, den Inklusionsgedanken voranzutreiben und Scheu sowie eventuelle Hemmnisse abzubauen“, stellt die Koordinatorin für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit Lena Glück heraus.

Neben den sportlichen Wettbewerben werden in der Wettkampfwoche ergänzend weitere Programme angeboten, die die Menschen zusammenbringen sollen und ihnen die Möglichkeit bieten, sich auszutauschen. So können  beispielsweise bei den SOD-Aktionstagen insbesondere Familien und Kinder, aber auch Vereinssportlerinnen und -sportler Barrieren ab- und Netzwerke aufbauen. Das Gesundheitsprogramm Healthy Athletes bietet in sieben Disziplinen kostenlose Untersuchungen und Beratungen zur Förderung der eigenen Gesundheit an. Und es gibt ein studentisch organisiertes wettbewerbsfreies Angebot, bei dem alle Besucherinnen und Besucher eingeladen sind, sich sportlich auszuprobieren. Bei den diesjährigen Spielen wird das Stationskonzept zusammen mit Sportstudenten und -studentinnen der CAU gestaltet.

„Beim Sport steht der Spaß im Vordergrund und wenn jeder Spaß hat, ist es egal, ob man eine geistige Behinderung hat oder nicht“, bringt der THW Kiel-Spieler und ebenfalls „Gesicht der Spiele“ Rune Dahmke den Kerngedanken auf den Punkt. Denn bei den Special Olympics geht es um eben das: den Spaß am Sport sowie sportliche Höchstleistungen und ganz große Emotionen zu erleben.


Titelbild: SOD/Tom Gonsior

 

 

Autor*in

Johanna studiert seit dem Wintersemester 2016/17 Deutsch und Soziologie an der CAU. Sie ist seit Oktober 2016 Teil der ALBRECHT-Redaktion. Von Juli 2017 bis Januar 2019 war sie als Ressortleiterin für die Kultur verantwortlich. Sie war von Februar 2019 bis Januar 2022 Chefredakteurin des ALBRECHT.

Autor*in
Share.
Leave A Reply