Der Sommer ist in Kiel angekommen und wir freuen uns beim Sonnenanbeten im Schrevenpark und Grillen auf dem Balkon über grandioses Wetter. Ohne weite Reisen lassen sich die Semesterferien im tropischen Kiel genießen. Während uns ein warmer Juliabend die Sonnenseiten des Klimawandels zeigt, haben Dürren wie im letzten Jahr nicht nur in Deutschland ihre Spuren hinterlassen.

Dass es sich bei diesen Wetterextremen nicht um Einzelphänomene handelt, zeigt der Klimareport 2018 der Weltorganisation für Meteorologie. Die UN-Agentur widmet sich der Erforschung und Verknüpfung von Wetter, Klima, Hydrologie und Geophysik. In ihrem jährlichen Bericht werden die Veränderungen von Klimaindikatoren wie Temperatur, Treibhausgasen, Säuregehalt der Meere, Meeresspiegel sowie der Kryosphäre (Eismassen) dargestellt und Klimarisiken beleuchtet.

Klimaindikatoren

Die gemessene Oberflächentemperatur lag 2018 etwa einen Grad Celsius über der Temperatur der vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900). Vielerorts wurden zudem Rekordabweichungen von den erwarteten Temperaturen (Mittelwert der Jahre 1981 bis 2010) erreicht: In der Arktis war es bis zu drei Grad wärmer und auch in Mitteleuropa, dem Südwesten der USA, in Australien und Neuseeland wurden stark erhöhte Temperaturen gemessen. Seit Beginn der Aufzeichnungen waren 2015 bis 2018 im globalen Durchschnitt die wärmsten Jahre – 2018 war weltweit das viertwärmste Jahr.

Als weiterer Klimaindikator zeigt der Anteil der Treibhausgase das Zusammenspiel von Emissionen und Aufnahme durch Biosphäre und Ozeane. Im Vergleich zur vorindustriellen Zeit (1750) haben sich die Massen der einzelnen Treibhausgase in der Atmosphäre mehr als verdoppelt: Kohlenstoffdioxid (405,5 parts per million (ppm), 146 Prozent Anstieg), Methan (1859 parts per billion (ppb), 257 Prozent Anstieg) und Distickstoffmonoxid (329,9 ppb, 122 Prozent Anstieg). Der CO2-Haushalt liefert nicht nur Hinweise über den anthropogene Einfluss auf Klimaveränderungen, sondern ermöglicht Vorhersagen für die kommenden Jahre: Ein steigender Anteil von Treibhausgasen in der Atmosphäre führt neben der Erwärmung der Erdoberfläche auch zur Versauerung der Meere. Diese entsteht durch eine Erniedrigung des pH-Werts, wenn viel CO2 im Wasser gelöst ist. Die veränderten Bedingungen beeinflussen die Lebensfähigkeit von Organismen wie Muscheln, Korallen und Fischen. In den letzten 30 Jahren war eine Verringerung des pH-Wertes der Meere zu beobachten.

Die Forscher stellten ebenfalls Informationen zur Kryosphäre zusammen: Sowohl das arktische als auch das antarktische Meereseis hatten 2018 eine unterdurchschnittliche Ausdehnung im Vergleich zum Mittel der Jahre 1981 bis 2010. Im September lag die arktische Eisfläche 28 Prozent unter der durchschnittlichen Ausdehnung. Auch die Eisdecke in Grönland verliert seit 20 Jahren kontinuierlich an Fläche. In den letzten 500 Jahren gab es dort keine vergleichbar hohen Schmelzmassen. In der Schweiz haben Gletscher in den letzten zehn Jahren ein Fünftel ihres Volumens verloren. Diese zunehmende Masse an geschmolzenem Eis und die wärmebedingte Ausdehnung des Wassers führen zu einem Meeresspiegelanstieg: Von 2017 bis 2018 wurde ein Anstieg um 3,7 Millimeter gemessen, was die Beschleunigung des Phänomens unterstreicht.

Extremevents und Klimarisiken

Wie genau veränderte Klimaindikatoren zu Extremevents führen, ist Gegenstand der aktuellen Forschung. Im vergangenen Jahr waren überdurchschnittlich viele Zyklone, besonders im Nordost-Pazifik, sowie Starkregen, Überschwemmungen und Sturzflut in Indien, Japan und Ostafrika zu verzeichnen. Auch in Europa waren mit einem sehr kalten Winter und einer Hitzewelle in den Sommermonaten die Auswirkungen des Klimawandels spürbar.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) vermeldete, dass 2018 in Deutschland das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnung war. Somit fallen acht der neun wärmsten Jahre in dieses Jahrhundert. „Der weltweite Klimawandel schreitet weiter voran und erfordert dringend ein gemeinsames internationales Handeln“, fordert Professor Dr. Paul Becker, Vizepräsident des DWD. Denn die Häufung warmer Jahre ist weltweit zu beobachten und kann durch landwirtschaftliche Schäden und Extremevents zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen führen.

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