Mit einem Lesefest der neuen europäischen Literatur eröffnete das Literaturhaus Schleswig-Holstein am Abend des 10. Mai 2012 das 10. Europäische Festival des Debütromans in Kiel. Die Autoren und Autorinnen aus zehn verschiedenen Ländern, aus Dänemark, Finnland, Norwegen, Österreich, Polen, Spanien, der Schweiz, Ungarn und Wales, sowie den Veranstaltungsländern Deutschland und  Frankreich, waren zusammen mit ihren Verlagsvertretern angereist, um ihre Debüt-Werke zum ersten Mal der internationalen Öffentlichkeit und dem lesebegeisterten Publikum im Literaturhaus Schleswig-Holstein vorzustellen. Diese Veranstaltung bildete den Auftakt der Festivalwoche. Sie lud bis zum 14. Mai Interessierte mit Vorträgen über zeitgenössische Literatur, der Frage „Ein Debütroman und dann?“ oder Lesungen der teilnehmenden Autoren zum Zuhören, Diskutieren oder Schmökern in den vorgestellten Werken ein.

Das Europäische Festival des Debütromans wird seit 2003 vom Literaturhaus Schleswig-Holstein in Kooperation mit dem Centre Culturel Français de Kiel, mit Förderung der Französischen Botschaft in Berlin und des Landes Schleswig-Holstein veranstaltet. Es soll den literarischen Austausch innerhalb Europas fördern und dem Publikum Werke näher bringen, die nicht immer in Bestseller-Listen wiederzufinden sind, aber dennoch von Literaturhäusern der jeweiligen Länder für lesenswert erachtet werden.

Dass die Auswahl der Autoren offenbar mit literarischem Fingerspitzengefühl getroffen wird, zeigt zum einen der überdurchschnittliche Erfolg der Teilnehmer der vergangenen Jahre, aber vor allem auch das mit jedem Jahr größer werdende öffentliche Interesse an der Veranstaltung. Durch die räumlich beschränkten Möglichkeiten des Literaturhauses konnten dieses Jahr leider nicht alle im Inneren des Hauses Platz finden. Doch durch  installierte Kameras und  Mikrophone wurde das Lesefest auf Leinwände auf das Gelände des Literaturhauses übertragen, wo nun alle anderen in aufgestellten Pavillons sitzend die Beiträge der Autoren live verfolgen konnten und in angeregter Stimmung bei  Kerzenlicht miteinander ins Gespräch kommen oder mit Leseexemplaren tiefer in die Werke einsteigen konnten.

Autor Tore Kvæven stellt sein Buch vor. Foto: Klaus-Henning Hansen

Die Bandbreite der vorgestellten Romane in diesem Jahr war groß und bot für jeden individuellen Lesergeschmack etwas.

Für große Begeisterung sorgte der Norweger Tore Kvæven, der mit seinem Abenteuerroman „Hard er mitt lands lov“ (Hart ist das Gesetz meines Landes) die Schatzsuche eines Wikingerschiffes auf seinem Weg von Rom nach Afrika erzählt und vor allem durch seinen detailliert recherchierten Hintergrund, starke Charaktere und mitreißende Wortwahl überzeugt.

Ein Buch der ganz anderen Art, aber nicht weniger faszinierend, ist das der Finnin Satu Taskinen, die in ihrem Roman „Täydellinen paisti“ (Der perfekte Braten) ein Tag im Leben einer in Wien lebenden Finnin beschreibt, die versucht den dortigen Ansprüchen an sie gerecht zu werden. Die sensibel beschriebene Alltagstragik wird bereichert durch viele humoristische Passagen, die den Leser teilweise zum Schmunzeln, teilweise auch zum lauten Lachen bringen. Taskinen selbst lebt momentan in Wien, sodass diese Geschichte zwar mit einigen Klischees spielt, aber durch die eigenen Erfahrungen Taskinens nie albern oder unglaubwürdig wirkt.

Einen weiteren Kontrast bildet das Werk „Spiel mit ihr“ von Franziska Gerstenberg. Im lustvollen Spiel zwischen den handelnden Personen, im Wechsel zwischen Erotik, Glaube und Alltag spart Gerstenberg nicht an deutlichen Worten und detaillierten Beschreibungen,   überschreitet dennoch nie die Grenze des vulgären oder blasphemischen.

Das 10. Lesefest des Festivals des Europäischen Debütromans war genau das, was sein Name im Vorwege versprach. Ein Fest für, aber vor allem mit der Literatur, bei dem jeder Besucher mitgenommen wurde in spannende Geschichten, gefühlvolle Augenblicke und tragische Schicksale.

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