von Janne Beeker und Nadine Simon

Verhütung: Ein Thema, auf das wir eigentlich mächtig stolz sein können, denn diese Entscheidungsfreiheit war nicht immer gegeben. Dass es innerhalb dieses Feldes aber noch viele andere Möglichkeiten als das bekannteste Verhütungsmittel, die Pille, gibt, scheinen nicht viele zu wissen. Zeit, diese einmal kritisch zu betrachten und eine Alternative vorzustellen: Die Kupferkette.

Als die Pille in den 70er-Jahren auf den Markt kam, war die Freude groß: Es war für Frauen ein Schritt Richtung Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Schon damals waren die Nebenwirkungen des Medikamentes bekannt, aber die Vorteile überwogen, und so wurde es zu dem populärsten Verhütungsmittel in unserer westlichen Gesellschaft. Aber nicht unbedingt zu dem Gesündesten in Blick auf die Nebenwirkungen: In den letzten Jahren häufen sich in den sozialen Medien Erfahrungsberichte von Frauen, die von negativen Nebenwirkungen der Pille zu berichten wissen. Dazu gehören unter anderem Depressionen, chronische Scheidenentzündungen, Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und Thrombosen. Umso erschreckender, dass viele Frauenärzte sogar Patientinnen, die bekanntermaßen schon an einem Thromboserisiko leiden, dennoch die Pille als einziges Verhütungsmittel verschreiben. Dabei kann es auch einfacher funktionieren, zum Beispiel mit der Kupferkette.

Sicherheitstechnisch ist die Kupferkette etwas besser aufgestellt als die Pille, da laut des Herstellers Gynefix lediglich 0,1 bis 0,5 von 100 Frauen im Jahr trotz Kette schwanger werden. Im Vergleich: Mit der Pille werden laut profamilia jährlich 0,1 bis 0,9 von 100 Frauen schwanger, wobei auch die Einnahme eine Rolle spielt. Die an einem Nylonband hängenden vier bis sechs Kupferkugeln töten durch ihre Kupfer-Ionen die Spermien ab und verhindern so eine ungewollte Befruchtung oder Einnistung. Als wichtiges Spurenelement im Körper ist die in der Kupferkette enthaltene Dosis ungefährlich für den Menschen. Die täglich abgegebene Kupfermenge beträgt weniger als zehn Prozent dessen, was durch Nahrung wie zum Beispiel Nüsse, Kakao oder Gemüse aufgenommen wird. Der Mythos vom hohen Eileiterentzündungsrisiko stimmt nicht, das Risiko ist nicht höher, als bei hormoneller Verhütung. Auch die aktuell in Europa verwendeten glatten Nylonfäden bergen kein erhöhtes Risiko mehr für bakterielle Entzündungen.

Bevor die Kupferkette eingesetzt wird, erfolgt ein Beratungsgespräch über die Einlage, Wirkung, Medikamente und mögliche Probleme. Danach findet eine Voruntersuchung statt, bei der unter anderem auch ein Ultraschall gemacht wird. Dieser ist wichtig, um mögliche Hemmnisse erkennen zu können und die Gebärmutter auszumessen. Junge, kinderlose Frauen haben typischerweise eine kleine Gebärmutter, etwa zwei Zentimeter im Durchschnitt, bei der sich selbst die Einlage der kleinsten Spirale problematisch gestalten kann. Die Kupferkette wurde daher extra für diese Zielgruppe entwickelt. Je nach Größe und Beschaffenheit wird dann entweder eine Spirale, ein Ball oder eben die Kette empfohlen. Die Kette gibt es in zwei verschiedenen Größen, 20 oder 33 Millimeter lang.

Die Einlage findet kurz nach oder während der Menstruation statt, da der Muttermund dann bereits etwas offener ist. Der Eingriff an sich geht ganz schnell: Die Kupferkette wird durch den Muttermund hindurchgeschoben und in der oberen Gebärmutterwand befestigt. Das Ganze dauert wenige Sekunden, der Schmerzgrad hängt ganz vom eigenen Empfinden ab. Allgemein lässt sich sagen, dass die Einlage der schmalen Kette angenehmer ist als die einer Spirale. Die Verlustrate ist mit 0 – 0,1 Prozent jährlich gering, allerdings am höchsten in den ersten vier Wochen, da der Knoten erst vom Bindegewebe umschlossen werden muss. Nach diesem Eingriff wird Ruhe verordnet. Heißt: Eine Woche keinen Sport, kein Bad nehmen und nichts in die Vagina einführen. In den drei Wochen nach der Einlage ist das Risiko einer Entzündung am höchsten. Schmierblutungen und Unterleibsschmerzen können in den ersten Tagen danach auftreten und die ersten Perioden können sehr stark ausfallen, dennoch sollte es dauerhaft zu keinen stärkeren oder schmerzhafteren Blutungen kommen.

Wenn alles in Ordnung ist, bleibt die Kupferkette völlig unbemerkt. Beim Sport, Sex sowie bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen ist sie für die nächsten fünf Jahre eine stille Begleiterin. Trotzdem ist eine regelmäßige Untersuchung wichtig. Eine Kontrolle findet normalerweise einmal im Jahr statt, wenn gewünscht auch jedes halbe Jahr. Ansonsten gilt: Ein Schutz vor Geschlechtskrankheiten und Entzündungen ist nicht gegeben, also sollte auf Sicherheit und Hygiene geachtet werden. Für weitere Informationen ist die Website verhueten-gynefix.de zu empfehlen. Dort befindet sich auch ein Ärztefinder, mit dem die nächste trainierte Praxis für Gynäkologie gefunden werden kann. Denn nicht jede Praxis ist darauf spezialisiert, eine Kette oder andere Arten der Kupferverhütung einzusetzen, da die Methode noch nicht sehr oft genutzt wird. Vertrauensvolles und erfahrenes, ärztliches Fachpersonal ist dann manchmal doch ausschlaggebend für Frauengesundheit.


Autor*in

Janne Beeker ist 22 Jahre alt und studiert Englisch und Deutsch auf Fachergänzung. Seit November 2018 ist sie Teil der Redaktion des Albrechts.

Autor*in

Nadine ist 22 Jahre alt und studiert Germanistik und Medienwissenschaft im Master an der CAU. Seit Oktober 2018 ist sie Teil der Albrecht-Redaktion und hat vom Sommersemester 2019 bis Sommersemester 2020 das Kulturressort geleitet. Nun kümmert sie sich um die Social Media-Präsenz, schreibt aber auch noch fleißig Artikel.

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