Live-Musik, Hüpfburgen, Erdbeerkuchen, Seifenblasen, Kindergeschrei – es war ein fröhliches Campusfest, das am 22. Mai 2015 auf dem Gelände der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel stattfand. Sogar die Sonne ließ es sich zur Erheiterung der Gemüter nicht nehmen, Gast auf dieser 350. Geburtstagsfeier zu sein. Unter dem Namen summa cum laude Campusfest kamen von Alumni über namhafte Politiker bis hin zu den jetzigen Studierenden und Mitarbeitenden der CAU viele Menschen an diesem Freitag in die schleswig-holsteinische Hauptstadt, um der Universität zu ihrem besonderen Jubiläum zu gratulieren.

Eines der Highlights des Campusfestes war im wahrsten Sinne des Wortes die Dachterrassenbesichtigung des Unihochhauses. Dieses große, den Campus überragende Gebäude ist allen bekannt, die sich an der CAU aufhalten, doch die wenigsten durften schon einmal ihren Blick von dort oben über das Universitätsgelände schweifen lassen. Die angebotenen Führungen konnten dem Andrang kaum standhalten, denn der Weg hinauf lohnte sich: Uwe Trautsch, einer der engagierten Stadtführer, erfreute sein Publikum mit spannenden Details über die Universitätsgeschichte: Die CAU lag einst im Schlossgarten und war durch ihre Nähe zum Zentrum fest im Kieler Stadtgeschehen verankert.

Mit der Entscheidung an den Westring zu ziehen, zog sich die Uni aus dem Stadtgeschehen zurück – Quelle: Leona Sedlaczek
Mit der Entscheidung an den Westring zu ziehen zog sich die Uni aus dem
Stadtgeschehen zurück – Quelle: Leona Sedlaczek

Nachdem die Universitätsgebäude jedoch wie so viele weitere im Krieg zerstört wurden, verlagerte man die CAU in alte Fabrikgebäude am Westring, wo sie auch heute noch zu finden ist. Uwe Trautsch bedauert die Entscheidung, die CAU vom Zentrum in den damaligen Außenbezirk zu verlagern: „Kiel war ursprünglich eine Universitätsstadt, heute ist sie eine Stadt mit Universität.“ Jedoch ermöglichte diese Umsiedelung einige architektonische Möglichkeiten und nicht wenige der Lauschenden staunten über die vielen gut durchdachten Intentionen und Pläne rundum die in den darauf folgenden Jahren erbauten Universitätsgebäude. Das 1969 errichtete sechseckige Audimax ist eines dieser besonderen Bauten auf dem Kieler Campus und ist mit seiner aufwändigen Hörsaalstruktur kein zweites Mal zu finden. Wer hätte außerdem vermutet, dass die durch ein gleichschenkliges Dreieck geprägte Architektur der Unikirche die universitäre Lehre wiederspiegeln sollte, um ein Zusammentreffen von Religion und Wissenschaft zu ermöglichen? Auch das Studentenhaus wurde in Form eines Kreuzganges errichtet, um den Studierenden Raum zu geben, gleichzeitig dem Geistigen als auch Wissenschaftlichen näher zu kommen. Wo heutzutage zu Mittag gegessen wird, wurde vor nicht allzu vielen Jahrzehnten noch Muße gepflegt, indem die Studierenden sich im damals noch nach oben offenen Atrium des Studentenhauses an Hochbeeten und Wasserinstallationen erfreuen durften.

Vieles hat sich verändert in diesen 350 Jahren Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und auch wenn sie heute an Unterfinanzierung zu leiden hat, darf die Hochschule in diesem Jahr trotz allem stolz auf ihre Geschichte zurück blicken. So ist das Engagement des Organisationsteams zu loben, das sich schon im Vorhinein so einiges rundum die 350-Jahrfeier überlegt hat, um diesen Geburtstag gebührend zu feiern: Während die Grünflächen der Stadt mehr und mehr in lila-weiß erblühen, können über das Jubiläumsjahr verteilt in ganz Kiel insgesamt 26 Ausstellungen verschiedenster Fachrichtungen besucht werden.

Das studentisch organisierte 350 Jahre, 350 Schritte, 350 Dezibel Festival sorgte für Live-Musik bei den Unisportstätten – Quelle: Leona Sedlaczek
Das studentisch organisierte
350 Jahre, 350 Schritte, 350 Dezibel
Festival sorgte für Live-Musik bei den Unisportstätten – Quelle: Leona Sedlaczek

Auch die eigens erdachte Science Show kann sich sehen lassen: Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der CAU präsentieren zu vielen der diesjährigen Feierlichkeiten interessante Forschungsinhalte und treffen dabei immer wieder auf wichtige humane Meilensteile der Universitätsgeschichte: Die mit langen Perücken und altertümlichen Gewändern verkleideten Studierenden nehmen das Publikum mit in die Zeiten vor Smartboards und WiFi. Neben der Science Show wurden jedoch noch weitere Projekte ins Leben gerufen, darunter zum Beispiel das mit jungsteinzeitlicher Technik errichtete Megalith Großsteingrab, das seit dem 14. Mai auf dem oberen Campus bewundert werden kann. Wer seine universitäre Verbundenheit öffentlich zeigen will, kann seine Post mit einer der in den Universitätsfarben gedruckten Jubiläumsbriefmarken ausstatten, sich mit der aufgefrischten Textilkollektion der CAU in Schale werfen, oder mit einem lila Kaffeebecher in der Hand über den Campus flanieren. Leckermäuler erfreuen sich an den Jubiläumsmuffins der Campus Suite, für die Bierliebhaber gibt es ein von der Kieler Brauerei eigens hergestelltes Jubiläumsbier. Studierende der Lebensmitteltechnologie entwickelten sogar verschiedene Sorten Jubiläumslimonade, die auf dem summa cum laude Campusfest verkostet werden konnte.

2015 ist demnach ein mit allen Sinnen zu erlebendes und sehr lila-weißes Jahr für die Stadt Kiel, in dem Interessierte viel über die Universitätsgeschichte erfahren können. Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich die nächsten 350 Jahre Studieren im Norden gestalten werden.

 

Autor*in

Leona ist seit Juni 2014 Teil der Redaktion und war von Dezember 2014 bis Februar 2017 Chefredakteurin der Print-Ausgabe des ALBRECHT. Anschließend leitete sie die Online-Redaktion bis Mitte 2018. Leona studiert Englisch und Französisch an der CAU, schreibt für verschiedene Ressorts der Zeitung und kritisiert Land, Leute, Uni und den Status Quo ebenso gerne wie Platten.

Share.
Leave A Reply