Banoffee, das ist normalerweise ein ziemlich süßer, englischer Kuchen aus Banane, Toffee und Sahne. Die australische Sängerin Martha Brown adaptierte den Namen für ihr erstes Solo-Projekt und startet jetzt als Banoffee durch. An ihr ist jedoch recht wenig süß, zumindest wäre das nicht das erste Adjektiv, welches man mit der 25-Jährigen assoziiert. Cool, tough, ein bisschen gelangweilt kommt sie auf den Plakaten für ihre anstehende Tour rüber. Die Hände legt sie an den Kopf, die Haare sind gebleicht, das Gesicht ungeschminkt, die schweren Springerstiefel wollen zuerst gar nicht richtig zu der zarten Sängerin passen.

http://d3mfoxizwrqdu.cloudfront.net/Artists/B/banoffee/banoffee_do_make_you_nervous_0915.jpg

Banoffees Musik kann vordergründig als R’n’B bezeichnet werden, und so nennt sie als Inspirationsquelle sowohl Mariah Carey als auch Drake. Unterlegt ist das Ganze dann mit Synthesizern, die man im Kopf geradezu ihre Runden drehen fühlen kann. Besonders eindrucksvoll demonstriert die Melbournerin diesen Sound auf ihrer Debüt-Single Ninja, die recht minimalistisch daherkommt. Ein bisschen Pop ist in der Mixtur zwar auch dabei, aber der futuristische Eindruck überwiegt. Marthas hohe, klare Stimme verschmilzt perfekt mit den Hintergrundklängen und dem eingängigen, herzschrittmachenden Bass. Auch Fans von Indie, die sich an den altbekannten Interpreten satt gehört haben und sich einen neuen Blick auf den Stil wünschen, kommen auf ihre Kosten.

Bannofees Songs handeln von Liebe, ob vollzogen, unerwidert oder eingebildet. Auf das altbekannte Thema, das bei so vielne Liedern Pate steht, schaut Banoffee allerdings auf eine sehr moderne, manchmal resignierte Art. Die Vocals sind so ziemlich das einzige, was als Sugarcoating bezeichnet werden könnte, denn Banoffees Texte sind ungeschönt. Als ’süß‘ möchte sie ohnehin nicht bezeichnet werden, denn wie Brown erzählt, „the word cute makes [her] want to throw up“.

http://whothehell.net/wp-content/uploads/2013/07/943527_400139370092490_1864117216_n2.jpg

Selbstbewusst zelebriert sie ihre Weiblichkeit, für manch einen vielleicht etwas zu sehr das unabhängige Mädchen mimend. In Ninja entwirft sie das Bild einer liebenden Freundin, die sich aufopferungsvoll um ihren Partner kümmert. Aber alle Gesten helfen letzten Endes nicht, es kommt zur Trennung. Unterkriegen lässt sich die Sängerin davon nicht („I won’t let you bring me down/ you thought you kill me now/ well honey, I’d like to see how I’m a fucking ninja now“). Sie wird ihr eigener soldier, vielleicht eine Anspielung auf Destiny’s Childs Soldier, in dem ein Beschützer zur Unterstützung gesucht wird. Banoffee ist einen ganzen Schritt weiter und spiegelt somit ein anderes Frauenbild wider als die Girlgroup: Sie ist sich selbst genug, wenn es denn sein muss. In Wirklichkeit mache sie ohnehin alles für sich selbst und nicht, um jemanden zu beeindrucken (Body Suit).

Besonders eingängig und damit voller Ohrwurmpotenzial ist die Single With Her, in der mit einem Kerl abgerechnet wird, welcher während einer Beziehung zweigleisig gefahren ist. Das Gute an Banoffee: Sie klingt trotz einer solchen Thematik nie weinerlich. Durch die Beats lässt sich die Musik einfach im Hintergrund abspielen, aber es lässt nicht lange auf sich warten, bis man von den Liedern in ihren Bann gezogen wird und sich auf die Suche nach Twists in den Texten macht. Und wem ihre Haltung nicht süß genug ist, kann sich ja einen Kuchen genehmigen.

[wpdevart_youtube]7-_41Zooj8Q[/wpdevart_youtube]

Autor*in

Maline ist 25 und studiert Deutsch und Politikwissenschaft im Master an der CAU. Sie ist seit Mai 2015 Mitglied beim Albrecht.

Share.
Leave A Reply