DER ALBRECHT wollte wissen, wie es ist, als Rapper in einem Klassenzimmer zu stehen und hat dem Kieler Rapper Steasy einige Fragen zu seinem Debütalbum, seinen musikalischen Plänen und zu seinem Studium an der CAU Kiel gestellt.

DER ALBRECHT: In deinem Song Superlativ dropst du die Line: „Ich machte lang alles für meine große Liebe, aber hör’ deutschen Rap erst wieder, seit ich produktiv bin.“ Deine Fans haben nach deinem Sieg beim Video Battle Turnier (VBT) sehnsüchtig auf ein Album von dir gewartet. Was hast du in der Zeit zwischen dem VBT und der Veröffentlichung deines Debütalbums Statussymbol gemacht?

Steasy: In erster Linie habe ich an meinem Album gearbeitet. Nach dem VBT habe ich mir erstmal ein wenig Urlaub genehmigt und anschließend meinen Master beendet. Wirklich viel habe ich tatsächlich nicht getrieben, sondern mich in den letzten Jahren primär auf das Schreiben und Aufnehmen meiner Songs fokussiert.

Du und der ehemalige VBT-Rapper Pimf scheint privat noch engen Kontakt zu haben, auf Instagram hast du neulich auch sein neues Album beworben. Hast du noch viel mit den anderen VBT-Rappern zu tun?

Zu Pimf und Weekend habe ich noch ziemlich viel Kontakt. Das sind Freunde. Mit denen war ich die letzten fünf Termine auf Tour. Pimf wird auch ein Feature auf meiner neuen EP übernehmen.

Mit Statussymbol hast du dein erstes Album auf den Markt gebracht. Wird in naher Zukunft noch ein weiteres folgen oder sind vorerst andere Pläne angedacht?

Ich arbeite momentan daran. Die ersten Skizzen sind fertig, aber ich denke, dass ich erstmal eine neue EP rausbringen werde, bevor es an das zweite Album geht. Ich habe mein Referendariat noch nicht begonnen, weswegen ich denke, dass das zweite Album noch davor erscheinen wird. Je nachdem, wann ich einen Platz bekomme.

Du hattest eine Tour geplant, aus welchen Gründen wurde diese abgesagt? Wird es trotzdem bald einen Auftritt von dir in Kiel geben?

Ich habe momentan einen Job, der zur Tourzeit sehr zeitintensiv war, dementsprechend musste ich die Tour leider absagen. Es ist schwierig, nur von der Musik zu leben, es sei denn, man ist unter den Top 10 und verdient sein Geld auf diese Weise. Nun war es vor der geplanten Tour nicht absehbar,
dass ich ausgerechnet in dem Zeitraum viel arbeiten muss, daher fand die Absage so kurzfristig statt. Zu dem Auftritt in Kiel kann ich sagen, dass ich versuchen werde, bald wieder hier zu spielen. Vielleicht schon sehr bald auf der Kieler Woche.

Momentan hat der Trap-Hype in der Rap-Szene überhandgenommen. Gerade in den letzten Jahren haben viele neuere Künstler durch diese Musikrichtung an Bekanntheit gewinnen können. Du hast dich dem nicht angepasst und bist deinem Stil treu geblieben, hat das bestimmte Beweggründe?

Ich muss dazu sagen, dass ich diesen Hype anfangs nicht wirklich fühlen konnte. Mittlerweile kann ich es nachvollziehen, allerdings finde ich insbesondere den Afro-Trap ziemlich kurzlebig und denke auch nicht, dass dieser großes Potenzial hat, sich besonders weiterzuentwickeln. Eigentlich ist er schon fast wieder tot. In einigen meiner Songs finden sich schon Trap-Referenzen, aber ich denke nicht, dass ich jemals komplett in diese Stilrichtung umschlagen werde. Im Moment würde sich das zumindest falsch anfühlen. Ich finde auch nicht, dass man inzwischen noch durch neue Trap-Songs mehr Aufmerksamkeit generieren kann. Im Gegenteil ist es gerade schon etwas Besonderes, wenn ein Deutschrapper keinen Song rausbringt, der in diese Kerbe schlägt. Es fallen die Tracks auf, die sich diesem Hype entziehen.

Wen siehst du als dein musikalisches Vorbild an?

Das ist schwierig zu sagen. Ich denke Jay Z. Er hat alles, was ein Künstler braucht. Street-Credibility, letzendlich auch das Bling-Bling und eine hübsche Frau [lacht]. Im Endeffekt ist es sein Talent. Er macht immer noch gute Mucke und das, obwohl er mittlerweile schon älter ist. Er vereint meiner Meinung nach alle wichtigen Elemente eines guten Künstlers.

Der gute Jerry B. Anderson ist auch auf deinem Album vertreten. Gerade in Kiel sind seine Videos recht bekannt und waren ebenfalls ein Teil deiner VBT-Runden. Sind irgendwelche größeren Projekte mit ihm geplant?

Wir wollten auf jeden Fall mal einen Song zusammen machen, er war auch schon mit mir im Studio, aber es ist noch nicht wirklich was dabei rumgekommen. Aber cool wäre es schon, er ist auch ein überaus musikalischer Typ [lacht]. Es ist also auf jeden Fall was in Planung.

Du hast Sport und Deutsch auf Lehramt an der CAU studiert. Mit welchen Erinnerungen verbindest du dein Studium und wie lange ist es schon her, seitdem du deinen Master in der Tasche hast?

Meine Masterarbeit habe ich bereits Anfang 2015 abgegeben und bin dementsprechend schon seit drei Jahren fertig mit dem Lehramtsstudium. Das war damals auf jeden Fall die beste Zeit. Ich konnte mich während meiner Zeit an der Uni allerdings nur wenig meiner Musik widmen, da mich das Studieren und der Kram drumherum ziemlich eingespannt haben.

Wie vereinbarst du deine Karriere als Rapper mit dem Unterrichten? Wirst du oft von deinen Schülern erkannt oder um Autogramme gebeten?

Ich habe nach meinem Abschluss zehn Monate als Vertretungslehrer an einer Schule gearbeitet. Während dieser Zeit habe ich versucht, den Mantel des Schweigens über mein Dasein als Rapper zu breiten. Allerdings hat es gerade mal drei Tage gedauert, bis mich die ersten Oberstufenschüler auf dem Schulflur nach einem Foto gefragt haben. Es hat innerhalb kürzester Zeit die Runde gemacht, dass ich auch als Rapper tätig bin, beziehungsweise mal aktiv Musik gemacht habe. Schließlich hat auch der Direktor davon Wind bekommen [lacht].

Wie haben die anderen Lehrkräfte und insbesondere der Direktor auf deine Musikkarriere reagiert?

Die haben sehr locker darauf reagiert. Der Direktor hat im Vorbeigehen einmal erwähnt, dass er ein Video von mir gesehen hätte und daraufhin gelacht. Ich schätze, es war für ihn und für meine damaligen Arbeitskollegen kein Problem. Wer eher für Stress gesorgt hat, waren die Schüler. In den ersten drei bis vier Monaten war meine Musik das Gesprächsthema Nummer eins. Aus diesem Grund habe ich mich damals dazu entschlossen, vorerst nicht mehr als Lehrer zu arbeiten, da sich das nicht mit dem Release meines Albums hätte vereinbaren lassen. Zu der Zeit, als ich noch als Lehrer tätig war, sind keine neuen Tracks von mir erschienen, weshalb das weniger problematisch war.

Hast du noch ein paar Worte, die du an die Studierenden deiner alten Uni richten möchtest?

Ich bin übrigens ebenfalls noch Student – noch bin ich an der CAU eingeschrieben und bilde mich weiter fleißig fort! Es lohnt sich für’s FIZ und das Semesterticket [lacht]. Nein, ernsthaft, genießt die Studienzeit, es ist wahrscheinlich die beste Zeit, die man in seinem Leben hat. Zieht es deswegen auch ruhig etwas in die Länge, da muss man kein schlechtes Gewissen haben!

Vielen Dank für das Gespräch!

Autor*in

Jennifer studiert Germanistik und Anglistik auf Fachergänzung an der CAU und ist seit Dezember 2017 Teil der ALBRECHT-Redaktion. Sie leitet außerdem seit Februar 2018 die Online- und Social-Media-Redaktion.

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