„Wir geben euch eine schöne Hülle, macht was draus!“, so die Schlussworte der Stadträtin für Bildung, Jugend und Kreative Stadt bei der Eröffnungsfeier des Jugendcafés Raum 4U, das am 13. September erstmals seine Türen in der Rathausstraße öffnete. Es handelt sich bei Raum 4U um ein Café mit einem äußerst ungewöhnlichen Konzept, denn dort sind ausschließlich junge Menschen unter 27 Jahren erwünscht. In diesem Café wird der jungen Altersgruppe ein Rückzugsort geboten, wo sie sich auf ein wahlweise heißes oder kaltes Getränk treffen und sich kreativ über ihre Ideen austauschen können. Die Grundintention hinter diesem Konzept ist, dass dem jüngeren Publikum Kiels eine Möglichkeit geboten wird, sich frei und gänzlich ohne erwachsenen Einfluss entfalten zu können. Es liegt in der Entscheidung der Jugendlichen, wie es dort zugehen soll und sie lernen dabei, wie es ist, Verantwortung für etwas zu übernehmen.
Für die Tresenkräfte gelten dieselben Bedingungen: Zutritt bis einschließlich 27 Jahren. Die gesamte Organisation wird von jungen Leuten geleitet und falls doch einmal Probleme aufkommen sollten, dann muss das untereinander geklärt werden. „Wenn jemand von den Jugendlichen einen, wohlgemerkt alkoholfreien, Cocktail trinken möchte, dann muss sich ein anderer darum kümmern, dass ein Cocktail hinter dem Tresen gemacht wird. So läuft das“, so Renate Treutel. Eine ordentliche Einführung wird den angehenden Tresenkräften natürlich trotzdem angeboten. In JiMs Bar können sie an Barista-Workshops teilnehmen, um die richtigen Techniken für die Arbeit am Tresen zu erlernen.

Es handelt sich bei Raum 4U um ein Projekt von jungen Menschen für junge Menschen. Ursprünglich wurde dieses Café in einem Planspiel besprochen und zu einem späteren Zeitpunkt von dem Jungen Rat in die Tat umgesetzt. Der Antrag wurde an den Jugendhilfeausschuss gestellt und wurde anschließend von der Stadt Kiel genehmigt. Die Koordinatoren, Chrissi Agrianidou und Marco Kock aus dem Kinder- und Jugendbüro nebenan, bildeten das Planungsteam und sorgten für eine insgesamt sehr gelungene Einrichtung. „Wir haben so viel Liebe und Arbeit in dieses Café gesteckt. Die Strandliegen und die jugendliche Dekoration soll auch im Außenbereich für ein besonderes Ambiente sorgen“, erzählt Agrianidou freudestrahlend. „Wir sind ebenfalls froh, dass uns die Eröffnungsfeier so gut gelungen ist. Die Leute sind zahlreich erschienen und es sind sogar einige Mitarbeiter von den Jugendhäusern Kiels hier und unterstützen uns tatkräftig in Form von mitgebrachtem Essen.“ Die Eröffnungsfeier konnte tatsächlich als voller Erfolg gesehen werden, denn die Räumlichkeiten des Cafés waren komplett gefüllt, manche Besucher mussten sogar draußen stehen.

Dieser Erfolg darf natürlich nicht nur den Koordinatoren angerechnet werden, sondern vor allem dem Jungen Rat, der sich so tatkräftig für die Entstehung des Cafés engagiert hat. Der Junge Rat besteht aus insgesamt 17 Schülern und Schülerinnen aus den verschiedensten Teilen Kiels, die sich auf politischer Ebene für die jungen Menschen in dieser Stadt einsetzen. Das Jugendcafé Raum 4U ist nicht das einzige Projekt, was der Junge Rat momentan am Laufen hat, es wurden bereits zwei weitere Anträge an die Stadt Kiel gestellt, die sich auf die Erneuerung von Sportplätzen und anderen Orten für Jugendliche beziehen. Des Weiteren hat sich der Junge Rat als Ziel gesetzt, den jungen Menschen, insbesondere den Schüler*innen, politische Themen und Angelegenheiten näher zu bringen.
Eins ist sicher: Solch ein Café hat es laut Renate Treutel noch nie in Kiel gegeben. Diese Innovation soll allerdings nicht nur seine Primärfunktion als Treffpunkt für junge Leute erfüllen, sondern auch ein wichtiges Statement an die jungen Leute in Kiel setzen. Die stellvertretende Vorsitzende des Jungen Rats Kiel, Emma Louisa Döhler, hat sich deutlich zu ihrer Meinung bezüglich des politischen Engagements bei jungen Leuten geäußert. „Die Jugendlichen müssen verstehen, dass Kommunalpolitik nicht unnahbar ist. Gerade an den Schulen muss das mehr thematisiert werden. Es liegt an uns, etwas zu verändern.“ Alle zwei Jahre wird der Junge Rat gewählt und die Wahlbeteiligung ist nach wie vor niedriger als erwünscht. Stadträtin Treutel empfindet das geringe Interesse seitens der jungen Menschen als erschreckend und wünscht sich, dass sich in naher Zukunft etwas ändern wird. „Setzt euch selbst für eure Anliegen ein!“, betont Treutel. Dabei können die jungen Bürger Kiels gemeinsam so viel auf die Beine stellen, wie Raum 4U es beweist.

Autor*in

Jennifer studiert Germanistik und Anglistik auf Fachergänzung an der CAU und ist seit Dezember 2017 Teil der ALBRECHT-Redaktion. Sie leitet außerdem seit Februar 2018 die Online- und Social-Media-Redaktion.

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