Eine fortwährende Kindheitsliebe

„Hier kommt nun Eduard Bär die Treppe herunter, rumpel-di-pumpel, auf dem Hinterkopf, hinter Christopher Robin.“ Mit diesen ersten Worten der Geschichte um den Honig liebenden Bären und seine Freunde begannen einige meiner Vorlesestunden als Kind. Mit meinem eigenen Pu im Arm habe ich immer wieder und mit großer Freude den Geschichten aus dem Hundertsechzigmorgenwald gelauscht oder mir gemütlich auf dem Sofa die Filme angesehen.

Seit über neunzig Jahren verzaubern die Geschichten nun schon kleine und auch große Kinder. Das Buch Pu der Bär wurde von dem Engländer Alan Alexander Milne geschrieben und im Oktober 1926 veröffentlicht. Zu der Geschichte inspiriert wurde Milne durch seinen eigenen Sohn Christopher Robin und dessen Stoffbären. So erweckte er Pu, den gelben Bären mit dem roten, kurzen T-Shirt und seine Freunde Ferkel, Kaninchen, Eule, I-Ah, Känga, Ruh und Tiger zum Leben und ließ sie gemeinsam Abenteuer bestehen, wobei Christopher Robin selbst oft als Retter in der Not in den Geschichten vorkommt.

Pu der Bär Paul K flickr

Pu der Bär Paul K flickr Milne beginnt das Buch aus seiner eigenen Perspektive und erzählt dem Leser, wie sein Sohn mit seinem Bären „rumpel-di-pumpel“ die Treppe herunterkommt und Pu eine Geschichte über sich selbst erzählt bekommen möchte. Also erzählt Milne Christopher Robin und Pu Geschichten, wie Pu versucht, den Bienen klammheimlich Honig zu stibitzen, oder bei Kaninchen in der Höhle feststeckt, weil er zu viel Honig gegessen hat, Ferkel einem Heffalump begegnet, oder auch wie alle gemeinsam mit Christopher Robin eine Expedition zum vermeintlichen Nordpol unternehmen. Gemeinsam entdecken sie neue Dinge, helfen sich gegenseitig und sind die besten Freunde.

Milnes Schreibstil ist einerseits sehr einfach gehalten und mit vielen Wiederholungen sehr kindgerecht, so wie Kinder ihre Tiere wohl selbst auch sprechen ließen, doch auf der anderen Seite sorgt der lebhafte Stil dafür, dass auch Erwachsene Spaß daran haben, das Buch zu lesen. Er lässt die Tiere wie kleine Kinder vieles hinterfragen und sich ihre eigenen Interpretationen zu allem erschließen, die nicht unbedingt sinnvoll aus der Sicht eines Erwachsenen erscheinen, jedoch passend für Kinder sind, die gerade selbst die Welt entdecken. Und genau so sind die kleinen Dummheiten des ,dummen alten Bärens‘, wie Christopher Robin Pu liebevoll nennt, immer wieder besonders sympathisch.

Pu der Bär Paul K flickr
Ernest Howard Sheperd zeichnete die Bilder für das Buch „Pu der Bär“ sowie für weitere Werke Milnes

1961, 35 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches Pu der Bär, kauft die Walt Disney Company die Markenrechte und gründet mit ihrer Adaption Winnie Puuh ein Franchise. Disney veränderte teilweise die Figuren aus Milnes Geschichten und fügte zum Beispiel das Erdhörnchen Gopher hinzu, das jedoch nicht in allen Filmen auftritt. Zunächst erschienen drei Kurzfilme, um das Publikum mit den Charakteren vertraut zu machen, da die Geschichten um die Tiere im Hundertsechzigmorgenwald in Amerika noch nicht so bekannt waren wie in England. Diese Kurzfilme wurden in dem Kinofilm Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh von 1977 zusammengefügt. Weitere Filme folgten, in denen zum Beispiel auch Tiger oder Ferkel in den Mittelpunkt gestellt wurden. Ein ganz neuer Film feierte am 29. September diesen Jahres Premiere in London, der Film Goodbye Christopher Robin wird am 5. April 2018 auch in Deutschland in die Kinos kommen.

Winnie Pus Erfolgsgeschichte geht über das Kindesalter hinaus, so wird er nicht nur von den Kindern geliebt, sondern oft auch noch von bereits groß gewordenen Kindern, die ihren Freund aus Kindertagen immer noch sehr schätzen. So freue ich mich an kalten Herbsttagen oder krank auf dem Sofa immer noch über einen schönen Winnie Puuh-Film oder über das erneute Aufschlagen meines alten Buches.


Bilquellen:  Paul K flickr

Autor*in

Judith ist seit April 2015 beim ALBRECHT. Sie studiert Deutsch und Geschichte auf Fachergänzung seit dem Wintersemester 2013/14.
Sie leitet das Lektorat des ALBRECHTS.

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