Obwohl unsere Gesellschaft im Laufe der Jahre offener geworden ist, gibt es immer noch Tabuthemen, besonders im Bereich der Sexualität. Viele Fragen bleiben ungestellt, einige Bemerkungen ungemacht und so manche Meinung ungesagt. Max und Jakob besprechen in ihrem Podcast Beste Freundinnen genau das, was viele sich zu den Themen Liebe, Sex und Beziehungen nicht zu sagen trauen. Dabei reden die beiden ganz ungeniert über alles, was ihnen zu One-Night-Stands, Frauen und dem ein oder anderem Bedürfnis einfällt – wie beste Freundinnen eben. Mittlerweile haben die beiden passend zu ihrem Podcast ein Buch geschrieben, um ihre Eindrücke, Erfahrungen und Einschätzungen verlauten zu lassen. Gleichzeitig wird kein Blatt vor den Mund genommen – allerdings nicht provokativ, sondern informativ, liest sich das Buch doch wie ein Ratgeber und macht gleichzeitig keine Vorgaben. Kann ich nicht sagen, muss ich nackt sehen ist ein Gespräch, ein Austausch zwischen Max und Jakob. Dabei sind sich die Männer nicht zu schade, auch unbequeme Erinnerungen zu teilen, wie zum Beispiel die furchtbaren ersten Male mit einer Ex oder nach einer Trennung heulend auf dem Dielenboden zu liegen.

Max und Jakob sprechen über Themen wie „Netflix und chill bumsen er will“, „Was Männer an Frauen geil finden“ oder „Wie es ist ungeplant Vater zu werden“. Hinzu kommen einige Hörerbriefe, die im Buch beantwortet werden. Dabei können sich die beiden aber nicht immer mit dem identifizieren, was der/die Hörer*in zu sagen hat (zumal die meisten Briefe von Frauen stammen). Im Vorwort heißt es, „wer dieses Buch liest, wird sich automatisch mit sich selbst auseinandersetzen“, und das stimmt. Als ich das Buch gelesen habe, habe ich mich in vielen Beschreibungen selbst wiedergefunden, manchmal Exfreunde, manchmal meinen Freund.

Wer sich mit diesem Buch befasst, muss sich darauf gefasst machen, unschöne Wahrheiten um die Ohren geballert zu bekommen. Dazu zählen Aufzählungen, warum manche Frauen (Max und Jaob zufolge) eher nur für Sex da sind, andere hingegen zum Heiraten, oder aber warum sich so manche vergebene Person wünscht, lieber alleinstehend zu sein. Und obwohl beide Männer in Beziehungen stecken, sprudeln sehr persönliche Gedanken über Exfreundinnen und auch die aktuellen Partnerinnen hervor, die einen oftmals TMI denken lassen. Da frage ich mich, was wohl Jakobs Freundin gedacht hat, als sie die Zeilen über seine Seelenverwandte (die anscheinend nicht sie ist) las? Und soll es wirklich jeder wissen, dass Max‘ Partnerin hysterische Anwandlungen zeigt, wenn er zu lange unterwegs war?

Unterhaltsam ist Kann ich nicht sagen muss ich nackt sehen auf jeden Fall. Die beiden Autoren beschreiben mit viel Humor Erfahrungen und Meinungen und so manches Mal habe ich nach einem Kapitel das Buch zur Seite gelegt und über das gerade Gelesene nachgedacht. Manchmal fühlte ich mich auch peinlich berührt, da ich das Gefühl hatte, erwischt worden zu sein, wenn die beiden das Verhalten einer Frau interpretieren.

Wichtig ist aber sich selbst daran zu erinnern, dass dies nur Meinungen zweier Männer sind. sie stehen (hoffentlich) nicht für das gesamte männliche Geschlecht, was auch daran zu erkennen ist, dass die beiden selten einer Meinung sind wenn sie über Attraktivität vs. Inneres oder Fremdgehen diskutieren. Ich denke, das Buch kann für manche Singles und auch Vergebene augenöffnend sein, jedoch darf nicht alles für bare Münze genommen werden. Aber wie bereits gesagt, es liest sich nur wie ein Ratgeber – es ist keiner. Jede*r kann selbst sehen, was aus den Geschichten gezogen werden soll.


BQ: ap

Autor*in

Ann-Kathrin studiert Deutsch und Anglistik im Master an der CAU. Da sie nicht auf Lehramt studiert, hielt sie es für klug, im Oktober 2017 Teil der ALBRECHT Redaktion zu werden. Von Februar 2018 bis Februar 2019 war sie Leiterin des Ressorts Gesellschaft und übernahm dann bis Januar 2020 den Posten der stellvertretenden Chefredakteurin.

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