Auch in dieser Spielzeit kooperiert das Kieler Theater wieder mit dem Theater Lübeck: Die Kieler Ballettkompanie gastiert für La Sylphide im Großen Haus in Lübeck. In Anlehnung an das Original von August Bournonville aus dem Jahr 1836 erarbeitetet Peter Bo Bendixen, Ballettdirektor am Tivoli Balletttheater in Kopenhagen, mit dem Kieler Ballettensemble die klassische Choreografie. 

Bild: Olaf Struck

Ein romantisches Stück mit tragischem Ende

Bevor das Stück beginnt, darf das Publikum einem musikalischen Intro lauschen, welches bereits auf die fantastische Welt der Sylphiden einstimmt. Dann öffnet sich der Vorhang und enthüllt die Szenerie eines schottischen Landhauses mit robusten Mauern, einem hölzernen Kronleuchter, der über allem prangt, und einem knisternden Kamin.

Vor diesem sitzt der schlafende James (Rauan Orazbayev) in seinem Sessel. Als plötzlich ein elfenhaftes Wesen auf der Bühne erscheint. Es handelt sich dabei um die Sylphide (Gulzira Zhantemir), welche mit verspielten Schritten, sich leicht wie eine Feder durch den Raum bewegt und James beobachtet. Dieser erwacht und entdeckt den Luftgeist und ist sofort fasziniert vom zarten Wesen. Doch als James sie zu erwischen versucht, verschwindet die Sylphide durch den Kamin. 

Nach einer erfolglosen Suche muss sich James wieder besinnen, denn heute ist der Tag seiner Hochzeit mit seiner Cousine Effy (Leisa Martínez Santana). Doch dem jungen Mann geht die Sylphide nicht mehr aus dem Kopf. Und als sie dann noch auf seiner Hochzeitsfeier  – nur für ihn sichtbar – erscheint, ist es um James geschehen. Der Wunsch, den Luftgeist für sich zu gewinnen, wächst immer stärker und so folgt er dem zauberhaften Wesen kurzerhand in den verwunschenen Wald und lässt seine erschütterte Braut zurück.

Im Wald trifft James auf die hexenhafte Wahrsagerin Madge (Yat-Sen Chang Oliva), die ihm bei der Suche nach der Sylphide scheinbar behilflich sein will. Von ihr bekommt er einen verzauberten Schal, mit dem James den Luftgeist einzufangen versucht. Doch als ihm das gelingt, verliert die Sylphide ihre Flügel und schließlich ihr Leben.

Bild: Olaf Struck

Hohe Sprünge und grazile Figuren

Das Stück ist ein sogenanntes Handlungsballett. Gerade im ersten Akt werden wenig reine Tanzchoreografien präsentiert, sondern diese stets mit einer konkreten Handlung verbunden, sodass es dem Zuschauenden leichtfällt, der Geschichte zu folgen. 

Vor allem das Bühnenbild, detailreich gestaltet von Heiko Mönnich, ist beeindruckend und entführt das Publikum in zwei kontrastierende Welten: das erste Bild zeigt das robuste, schottische Landhaus, dunkel gehalten mit hölzernen Details, jedoch nicht überladen. Im zweiten Bild befindet sich das Publikum im verwunschenen Wald, in dem sich hinterhältige Hexen und elfenhafte Luftgeister herumtreiben.  

Auch die Kostüme spiegeln diesen Kontrast wider: Während die schottische Gesellschaft in kräftigen Farben und traditionellen Karoröcken erstrahlt, sind die die Luftgeister von zartem Tüll umhüllt. 

Auch der Tanz verzaubert: Rauan Orazbayev überzeugt in seiner Rolle des James mit hohen akrobatischen Sprüngen und viel Ausdruck. Während Gulzira Zhantemir mit eleganten und grazilen Bewegungen über die Bühne schwebt und das Publikum in ihren Bann zieht. Als besonderes Highlight kann im zweiten Akt der Tanz der Sylphiden bestaunt werden, welcher nur so von Eleganz und Grazie erstrahlt. 

Bild: Olaf Struck
Autor*in

Johanna studiert seit dem Wintersemester 2016/17 Deutsch und Soziologie an der CAU. Sie ist seit Oktober 2016 Teil der ALBRECHT-Redaktion. Von Juli 2017 bis Januar 2019 war sie als Ressortleiterin für die Kultur verantwortlich. Sie war von Februar 2019 bis Januar 2022 Chefredakteurin des ALBRECHT.

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