Es ist klein auf der Empore des Kieler MAX’, lauschig und gemütlich. Um die Tanzfläche herum verteilt stehen große Sofas, an der Seite der Bühne ein Hochbett. Sehr heimelig – aber auch etwas lahm. Auf dem Boden sitzen die restlichen Zuschauer. Insgesamt haben es um die 50 Leute zu dem Konzert geschafft und anfangs wirkt es, als habe keiner Lust, zu tanzen.

Das ändert sich mit der Vorband Fil Bo Riva nicht. Die geröhrten Folk-Songs im Stile von Mumford and Sons regen nicht gerade dazu an, die Sitzplätze zu verlassen. Das Duo kommt aus Berlin und beweist, wieso die Hauptstadt nicht mehr die coolste Stadt des deutschen Sprachraums ist.

Die Decke im MAX hat psychedelische Wirkung
Die Decke im MAX hat psychedelische Wirkung

 

Aber es folgt das komplette Gegenprogramm: Von Wegen Lisbeth. Das Berliner Quintett macht schon mit dem ersten Song „Vor deiner Tür“ Stimmung, innerhalb weniger Sekunde sind alle auf den Beinen. Nichts mehr mit vornehmer Zurückhaltung. Die Jungs wirken leicht und unbeschwert. Als Schülerband gestartet, haben sie ihre Wurzeln nicht vergessen. Das sieht man auch dem Publikum an. Die größten Fans stammen mutmaßlich aus der eigenen Schulzeit der Gruppe und sind noch mit Liedern wie „Schokoladenmüsli“ vertraut. Musik ist für die fünf offen für Experimente. Und so wird auch ein Wok kurzerhand zu einem Instrument umfunktioniert, kombiniert mit Rasseln, Xylophon und einem speziellen Keyboard. Eigentlich ein japanisches Kinderspielzeug, erzeugt letzteres eingängige, einfache Töne und Melodien. Das teils kakophon anmutende Klangschauspiel, das wie ein Thai-Curry scheinbar unvereinbare Elemente zu einem stimmigen Gesamten macht, erinnert an Indie Bands der letzten Jahre wie Two Door Cinema Club oder Kowalski.

Die Band, die letztes Jahr noch als Vorgruppe von AnnenMayKantereit unterwegs war, schleimt sich nicht mit Worten wie „Was geht Kiel?“ beim Publikum ein, sondern versucht, den Raum wirklich zum Mitmachen zu bringen. So schön, wie sie Gaarden, Neumünster und Mettenhof in „Hellersdorf“ einbauen, möchte man ihnen diese sonst doch eher verschmähten Orte Kiels und Umgebung am liebsten selber zeigen.

Dabei greifen sie auch aktuelle Themen auf wie beispielsweise mit „Sushi“ das exzessive Posten auf Instagram und Co. Aber ihr Blick darauf ist nicht bierernst, sondern fröhlich, eben mit einem humoristischen Augenzwinkern. Und einer „US-Studie“ zufolge ist das immer noch der beste Weg, sich mit Dingen auseinanderzusetzen.

Mit eigener Vorband, einem begeisterten Publikum und dem sympathischen Auftreten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Konzerträume dann auch komplett gefühlt sind. Und vielleicht konkurrieren Von Wegen Lisbeth dann sogar mit genau der Band, für die sie selbst noch vor kurzem Support waren.

Text: Maline Kotetzki und Paul Stahnke

Fotos: Mimke Teichgräber

Autor*in

Maline ist 25 und studiert Deutsch und Politikwissenschaft im Master an der CAU. Sie ist seit Mai 2015 Mitglied beim Albrecht.

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