Nicki Minaj
Titel: Queen
Label: Young Money Entertainment & Cash Money Records
VÖ: 10. August 2018

2010 erschien Minajs aufsehenerregendes Album Monster. Seitdem dominiert sie regelmäßig die Charts, konnte dieses Jahr sogar den Rekord für Erfolge einer weiblichen Solokünstlerin in den US-Charts brechen, der vorher von der Musiklegende Aretha Franklin gehalten wurde. Gerade im HipHop-Genre ist das eine enorme Leistung, denn es wird nach wie vor von Männern dominiert. Dennoch steht Minaj unter Zugzwang: Kollegin Cardi B. erfreut sich immer größerer Beliebtheit und könnte die Möglichkeit haben, Minaj vom Thron zu stoßen; in einer Welt, die Minaj selbst für weibliche Rapperinnen geebnet hat. Und so kann sie sich in dem Track Hard White auf ihrem neuen Album Queen eine Spitze gegen Cardi B. und ihre berufliche Vergangenheit nicht verkneifen („I ain’t ever had to strip to get to pole position“). Das sexistische Genre erlaubt nur eine Frau an der Spitze und diese Position will Minaj mit aller Kraft beanspruchen.

Auch sonst teilt die Sängerin mit indischen Wurzeln in ihrem aktuellen Werk kräftig aus. Vor allem der Track Barbie Dreams ist gespickt mit kleinen und größeren Sticheleien gegen ihre männlichen Kollegen, von DJ Kahled über Young Thug bis hin zu Drake. Oft geht es dabei um die sexuelle Performance der Rapper, die Minaj mit spitzer Zunge und einem Augenzwinkern („I’m just playing, but I’m saying“) aufs Korn nimmt. Aber Sex ist für Minaj ohnehin eher zweitrangig. „I got the money and the power now“ rappt sie auf Majesty, für den sie sich Unterstützung von Labrinth und Eminem geholt hat. Unterstützung, auf die sie nicht angewiesen ist, denn anstatt den Track in neue Höhen zu katapultieren, wirkt Eminems Part eher überholt und fällt so sehr aus dem Konzept, dass er eher irritiert als hilft.

Geld und Macht – das sind die Motoren, die Minaj antreiben. Zumindest inszeniert sie sich auf diese Art und Weise und spart nicht mit Referenzen, die ihren finanziellen Status betreffen („I ain’t stupid, this $250 on my arm / I like money more than d**k, n***a, that’s a fact“). Geld ist die Währung, in der Minaj ihren Erfolg misst. Nebenbei betreibt sie Namedropping der Königsklasse. Sizzla, Michael Jackson und Patti LaBelle sind nur einige der Persönlichkeiten, die Erwähnung finden. Mit ihrem Überblick über Musikgeschichte versucht Minaj, sich in ebenjene einzureihen.

Manchmal fällt dieser Versuch etwas zu direkt aus. Queen besteht aus insgesamt 19 Tracks. Das kommt zwar nicht an die Länge von Drakes Scorpion mit seinen 25 Songs heran, ist aber dennoch beachtlich. Leider sind nicht alle Lieder einer Königin würdig, wie beispielsweise das leicht zu vergessende Nip Tuck. Bed gemeinsam mit Ariana Grande und Thought I Knew You mit The Weekend werden durch ihre Eingängigkeit wohl einen leichten Weg in die Charts haben, tragen aber nicht den Signature-Style der Rapperin. Der findet sich dann auf Good Form und LLC, mit denen sie an ihr technisches Können auf Monster anknüpft. Es wirkt, als habe Minaj sich für 19 Titel entschieden, um ihre Chancen zu steigern: Die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens ein Song die Streaming-Charts knackt, wird durch die schiere Anzahl erhöht. Dabei beweist Minaj, dass sie ein solches Kalkül eigentlich nicht nötig hat. Noch ist ihr die Krone sicher, aber ihr Thron ist ein wackliger.


Titebild: Christopher Macsurak, Wikimedia Commons

 

 

Autor*in

Maline ist 25 und studiert Deutsch und Politikwissenschaft im Master an der CAU. Sie ist seit Mai 2015 Mitglied beim Albrecht.

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