Als ich vor fast fünf Jahren mein Studium an der CAU begann, war das eines der aufregendsten Dinge, die mir bis dato passiert sind. Es gab eine neue Stadt zu erkunden, neue Leute zu treffen, neue Dinge zu lernen. Das Deck war komplett neu gemischt, die perfekte Gelegenheit sich neu zu erfinden. Ich war endlich im richtigen Leben angekommen.  

Die Uni machte mir den Einstieg leicht. Einführungskurse wohin mein Auge reichte und wie geht eigentlich zitieren? Kein Problem, hier sind drei Kurse, in denen quasi nichts anderes gemacht wird, als genau das zu üben.  

Fast Forward: Vier Jahre später 

Die anfängliche Aufregung war längst verflogen, Routine hatte sich breit gemacht und mir wurde eines immer bewusster: Mein Studiengang war nicht der richtige für mich. Nach vier Jahren Uni entschloss ich mich also dazu, noch einmal ganz von vorne anzufangen und mein Fach zu wechseln. Zurück ins erste Semester.  

Eins wurde mir sofort klar, es hatte sich nichts geändert: Um mich herum waren alle aufgeregt, schlossen neue Freundschaften wohin sie auch kamen, es wurden Partys geplant und es wurde mit allem geflirtet, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Die wichtigsten Fragen, die es zu klären galt, waren, ob schon eine Wohnung gefunden worden war und was die Abifächer waren.  

Das Einzige, was sich geändert hatte, war ich. Anstatt mit meinen neuen Kommiliton*innen mitzumischen, lehnte ich mich lieber zurück und betrachtete den Wahnsinn von meinem Platz in der ersten Reihe aus. So sah es also aus, als ich damals frisch an die Uni kam. War ich genauso voll von gefakter Selbstsicherheit? Genauso erpicht darauf, mit jeder*m um mich herum befreundet zu sein? Wahrscheinlich.  

Und ganz ehrlich? Ich beneidete sie alle. Kein Druck, das Studium endlich abzuschließen. Die Zeit und vor allem die Energie, unter der Woche zu feiern. Sich selbst neu zu erfinden. Und all das, gepaart mit der Aufregung des Neuen. Denn obwohl ich auf dem Papier wieder ganz am Anfang stand, sah die Realität anders aus: Ich war 25 Jahre alt, hatte zwei Jobs neben dem Studium, einen Studienkredit im Nacken und einen Freundeskreis, den ich über Jahre hinweg aufgebaut hatte. Ein Neustart sieht anders aus.  

All das war der Uni natürlich egal. Du weißt wie zitiert wird? Fabelhaft, aber hier sind nochmal drei Kurse, in denen wir dir das beibringen. Natürlich verpflichtend. Du weißt, wo auf dem Campus was ist? Wie wäre es dann mit einer Campusführung von jemandem, der weniger Zeit an dieser Uni verbracht hat als du? Du möchtest mehr Kurse belegen, da du keine Eingewöhnungsphase, keine Schonfrist brauchst, dafür aber einen gewissen Zeitdruck mitbringst – wann sollst du denn aber Grundlagen wie Zitieren und Schreiben lernen?  

Natürlich ist mir bewusst, dass nicht immer Rücksicht auf Wechsler*innen wie mich genommen werden kann. Jedenfalls nicht in einem verschulten und steifen System wie dem Bachelor. Aber vielleicht ist genau dieses System dann das Problem, das Überarbeitung bräuchte.   

Autor*in

Janne ist seit 2019 Teil der Albrecht-Redaktion, zunächst als Leitung des Kulturresorts und Social Media, dann bis Anfang 2024 für ein Jahr als stellvertretende Chefredaktion.

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