Am 06.01. traf DER ALBRECHT den Gitarristen Christian und den Sänger Niklas der Band RAZZ vor ihrem Konzert im Kieler Orange Club zum Interview. Auf imposanten Ledersofas und schummriger Beleuchtung sprachen sie über ihre Inspriration, ihre schwarzen Klamotten und ihren musikalischen Werdegang.

DER ALBRECHT: Eure Texte sind sphärisch, verträumt, reflexiv. Auf eurem Instagram-Profil gibt es zwar spaßige Bilder, es dominieren aber schwarz-weiße, ernste Bilder. Nehmt ihr euch sehr ernst?

Christian: Wir nehmen uns schon ernst und machen uns auch Gedanken darüber, wie wir wirken wollen. Aber wir wollen damit auch nicht fern von den Fans sein. Es gibt ja so Bands, die gar keinen Fankontakt haben wollen.

Erschafft ihr euer Image selbst oder redet euch das Management da rein?

Christian: Wir machen das komplett selbst. Manchmal kriegen wir Ärger vom Management, weil die lieber wollen, dass wir fröhlicher wirken oder persönlichere Bilder posten. Aber wir machen einfach das, worauf wir Bock haben.

Niklas steht als Sänger viel im Vordergrund. Auch auf Instagram ist er auf einigen Fotos allein oder hervorgehoben zu sehen. Findet ihr diesen Fokus angebracht?

Christian: Mir ist das ehrlich gesagt noch nicht so aufgefallen. Aber er ist schon unser Frontmann, schreibt auch die Texte und hat einen sehr großen Anteil an dem, was wir machen.

Niklas: Ich habe privat kein Instagram von daher, tobe ich mich vielleicht dann da aus (lacht). Aber meist ist es auch Christian, der etwas postet. Ohne jetzt arrogant klingen zu wollen: Ich glaube, dass man als Frontmann oder Sänger unweigerlich mehr Aufmerksamkeit bekommt, ob man es will oder nicht. Man identifiziert die Band auch eher mit dem Sänger, vor allem die, die sich nicht so tiefgehend mit der Musik oder den einzelnen Bandmitgliedern befassen. Aber mir ist das nicht so wichtig.

Habt ihr schon immer gerne schwarz getragen oder kam das erst mit dem Band-Image?

C: Ich habe früher nie schwarze Klamotten getragen, wir alle eigentlich nicht. Aber das kam dann mit der Zeit. Wir haben auch Leute, die für uns Klamotten schneidern. Das sind Newcomer-Designer, die was Neues ausprobieren wollen und das quasi mit uns ausprobieren. So kriegen die Werbung und wir neue Klamotten. Die haben uns dann Vorschläge gemacht und irgendwie hat sich das so entwickelt, dass wir jetzt alle viel Schwarz tragen.

Sind die schwarzen Klamotten dann nur ein Band-Ding oder trägst du die auch im Alltag?

C: Mittlerweile trage ich die auch so. Zum Beispiel diesen Rollkragenpulli habe ich seit unserem letzten Fotoshooting. Der wurde mir damals vorgeschlagen und seitdem finde ich den mega geil. Das Ding ist aber bei uns, dass in dem kleinen Ort aus dem wir kommen, die Leute echt komisch gucken, wenn man solche Klamotten trägt. Die Typen tragen da ja alle Jacken von Jack & Jones. Da kommen manchmal echt blöde Sprüche.

Bildquelle: Nils Lucas
Bildquelle: Nils Lucas

Wie ist das so, immer noch in einer Kleinstadt, also Meppen, zu wohnen?

C: Eigentlich wohnen wir gerade im Tour-Van. Ich bin fast nie zu Hause, ehrlich gesagt. Entweder sind wir zum aufnehmen des Albums im Studio oder auf Tour oder drehen Musikvideos oder sowas. Irgendwie ist immer was los. Wir ziehen da auch bald alle weg.

Wie kam es, dass Stephen Street euer Album Nocturnal produziert hat?

C: Wir sind bei der gleichen Plattenfirma wie die Kaiser Chiefs. Stephen Street hat damals zwei Alben von denen produziert und dann hat unsere Plattenfirma ihm unser erstes Album geschickt. Er hat es sich angehört und fand es geil. Dann ist er für ein Konzert von uns nach Deutschland gekommen und fand uns dann auch live sehr gut. Wir haben uns auch mit den Alben befasst, die er produziert hat, und fanden die alle sehr geil und auch die Bands. Wir dachten erst, da kommt jetzt der krasseste londoner Rockstarproduzent aber er war sehr bodenständig und ein britischer Gentleman. Cooler Typ!

Warum singt ihr auf Englisch?

N: Wir haben damals angefangen Songs zu covern, nur Englische. Irgendwie haben wir nie wirklich darüber nachgedacht, auf Deutsch zu singen. Hinzu kommt noch, dass wenn man auf Deutsch singt, sich quasi auszieht. Man präsentiert sich nackt und jeder versteht was man wirklich sagen will. Das finde ich schwierig. Ich glaube, ich wäre auch ein schlechter deutscher Texter.

C: Es ist auch unser Traum, unser Ziel, international rumzukommen. Wir sind auch schon durch England getourt, das war sehr geil.

Wahrscheinlich habt ihr in Großbritannien mehr potentielles Publikum als in Deutschland?

C: Naja, es gibt dort einen krassen Bandüberschuss in dem Genre. Viele gute Bands werden da einfach nicht groß. In Deutschland haben wir auch lange dafür gekämpft, diesen Bekanntheitsgrad zu erreichen, aber es hat geklappt. Wenn wir uns jetzt erst gegründet hätten, hätten wir es wahrscheinlich schwieriger als vor fünf Jahren. Damals hatten wir mit unserem ersten Album einen kleinen Hype. Aber mittlerweile gibt es superviele kleinere Bands im Aufschwung: Leoniden, Giant Rooks, Neufundland, da muss man erstmal auffallen.

Was sind eure musikalischen Einflüsse?

C: Auf jeden Fall die Editors.

N: Sonst noch Kings of Leon, aber auch viel elektronisches, wie Nick Murphy oder Chet Faker.

Habt ihr auch literarische Inspirationen?

N: Wenn ich etwas schreibe, ist das eher inspiriert von anderen Songs und weniger von Dichtern oder Autoren. Und bei den Songs dann auch viele aus verschiedenen Genres.

Vielen Dank für das Gespräch!

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Autor*in

Studiert seit 2013 Psychologie in Kiel, und frönt dem ALBRECHT seit dem Wintersemester 2014/15, von 2015 bis 2017 als Bildredakteurin und von Januar 2017 bis Januar 2018 als stellvertretende Chefredakteurin.

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