„Unser Anspruch ans Debüt war riesig – dafür mussten wir live und auf den EPs erst einmal unseren Sound finden“, so die  Band Giant Rooks. Seit dem 28. August 2020 steht das Debütalbum in den Plattenläden bereit und eins ist sicher: Das lange Warten hat sich gelohnt.

E n d l i c h ! Unzählige Liveauftritte und drei EPs lang haben sich Giant Rooks Zeit genommen, um ihren ganz eigenen Sound zu finden und diesen dann auf Platte zu pressen. Mit der offiziellen Veröffentlichung des DebütalbumsRookery heißt es für die fünf Musiker aus Hamm, „dass wir jetzt eine richtige Band sind. Das ist ehrlich gesagt ziemlich cool. Ein Album ist das, worauf alles  aufgebaut wird. Voll krass!“. Als krass, lässt sich auch der steile und doch natürliche Werdegang der Giant Rooks beschreiben. „Das erste Konzert war vor einhundert Leuten, das nächste vor zwölf und dann ist das nach und nach gewachsen. Das ist glaub ich für uns als Menschen auch eine total tolle Entwicklung“, so Giant Rooks Gitarrist Finn Schwieters.

Bereits in jungen Jahren beginnen die Cousins Frederik Raabe und Finn Schwieters mit dem gemeinsamen Musizieren. Aus einem Pappkarton wird ein Schlagzeug und aus A-Cappella-Musik eine Mischung aus Art-Pop, Indie, Folk und viel Experimentierfreunde. Doch vorerst verlieren sich die beiden Cousins musikalisch aus den Augen. Nach den anfänglichen Punk Rock Songs singt Fred dann erst einmal in einer Blues Band. Anfang 2014 treffen sich die beiden ganz ungezwungen im Proberaum und finden wieder zueinander. Fast ein ganzes Jahr lang suchen sie gemeinsam nach einer adäquaten Bandkonstellation. Wie sich herausstellt, gar nicht so einfach. Doch mit Bassist Luca Göttner, Keyboarder Jonathan Wischniowski und Drummer Finn Thomas ist die Band schließlich komplett. Als Giant Rooks beginnen die fünf Jungs mit einem Sound, „als wäre dieser mehr oder weniger vom Himmel gefallen“, so Sänger Fred. Sie alle lassen sich inspirieren von Künstlern wie unter anderem Arcade FireAlt-J, Drake, Amy Winehouse, Glass Animals, Bon Iver oder James Blake, zusätzlich bringen sie aber auch ihre individuellen Vorlieben mit ein. Neben der enorm großen Schnittmenge, treffen so eben auch hin und wieder Folkelemente auf Elektrobeats oder auch Singer-Songwriter Texte auf Big Band Feeling. Diese bunte und geschmackvolle Mischung entwickelt sich schließlich zu einem besonderen Stilmittel der Giant Rooks. So ganz eindeutig lässt sich dieser eigene Sound jedoch nicht definieren, was der Band am Ende aber auch sehr bedeutungsvoll ist. Sie wollen frei davon sein, und das auch bleiben, einem bestimmten Genre anzugehören und sich in eine Schublade stecken zu lassen. Dazu singen sie nicht auf Deutsch, sondern auf Englisch. 

Die Band spielt ihre ersten Liveauftritte vor überschaubarem Publikum. Einige von ihnen gehen zu dieser Zeit noch in die Schule. Trotzdem sind Giant Rooks nie eine Schülerband, das betonen sie gerne. Von Anfang an haben „wir immer nur eigene Sachen gemacht. Wir haben nie gecovert“, so Gitarrist Finn. Mit The Times Are Bursting kommt 2015 die erste Giant Rooks EP. Obwohl zu dieser Zeit noch keiner von ihnen älter als 19 Jahre alt ist, klingt ihre Musik erwachsen, souverän und deutlich reifer als die jungen Musiker aussehen. 

Schnell entwickeln sich Giant Rooks zu einer dynamischen Live-Band und spielen auf zahlreichen Festivals. Sie werden mit dem popNRW-Preis als Newcomer 2016 ausgezeichnet, beim New Musik Award in Berlin belegen Giant Rooks im selben Jahr den dritten Platz. Es folgen Auftritte im Vorprogramm der Mighty Oaks und deutschen Größen,wie KraftklubVon Wegen Lisbeth und AnnenMayKantereit.  Mit der zweiten EP New Estate kommt auch die erste eigene Headliner-Tour in  Deutschland, Österreich und der Schweiz dazu. Ihre unzähligen Liveauftritte nutzen Giant Rooks, um ihre Songs zu perfektionieren. Immer wieder verändern und verbessern sie ihre alten Songs, teilweise so sehr, dass Fans der ersten Stunde diese kaum wiedererkennen. Die Bühne wird für Giant Rooks zum zweiten Proberaum.

Mit Wild Stare kommt 2019 die vorerst letzte EP. Giant Rooks sind schon lange kein Geheimtipp mehr. Sie spielen weitere Konzerte, treten in TV-Shows, wie Late Night Berlin auf und drücken sich zunehmend vor der Frage: Wann kommt endlich das Album? „Wir sind ganz große Fans davon, ein Album zu machen“, versichert Gitarrist Finn, „wir brauchten aber einfach die Zeit bis hier hin, um genau das Album machen zu können, das wir machen wollen.“ Das Warten hat sich auf jeden Fall gelohnt. 

Darüber, wie das Album bei den Fans ankommen wird, haben sie sich wenig Gedanken gemacht. „Wir haben uns davon ziemlich frei gemacht, was andere Leute denken könnten – was für den Schreibprozess total gut war“, erklärtFinn. „Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt“, so die Band. Mit Rookery verspricht die Band ein perfektes Debütalbum – und liefert ab. Neben einer Symbiose aus klassischen und modernen Einflüssen befasst sich das Album vor allem mit Fragen und Thesen rund um eine Welt, die gerade kopfsteht. 

Wie schon zu Anfang, hat sich die Band hinsichtlich ihres ersten Albums vielern kreativern und experimentellernMöglichkeiten bedient. „Es hat sich auf jeden Fall noch einmal in eine andere Richtung entwickelt, die wir gut und spannend finden.“ Das spiegeln auch die bereits vor Release veröffentlichten Singles WatershedWhat I Know Is All QuicksandHeat Up und Misinterpretations wieder. 

In ihren jungen Jahren, nicht nur als Menschen, sondern auch als Band, ist es Giant Rooks jetzt schon wichtig, dass ihr „Album nicht rückwärtsgewandt klingt und sich in Nostalgie verliert“. Ihr nicht so geheimes Geheimrezept: „Wir machen einfach das an Musik, worauf wir Bock haben.“ Das Konzept geht auf, Medien und Kritiker loben Giant Rooks in hohen Tönen. Sie sind junge Erwachsene, die reife und fundierte Musik kreieren. Gleichzeitig sind sie bodenständige und kreative Persönlichkeiten mit großen Perspektiven. 

Etwas anderes, als Musik zu machen, kann sich keiner der fünf Bandmitglieder mehr vorstellen. Inzwischen sind Fred, Finn, Jonathan, Luca und Finn von Hamm nach Berlin gezogen. In getrennten WGs genießen sie es, neben den täglichen Treffen im Proberaum, auch einmal über etwas anderes, als Musik oder die Band zu sprechen. Trotzdem ist es gerade „eine super spannende Zeit“, verrät Finn. Auch in der Zukunft legt die Band neben vermehrt weltweiten Auftritten Wert auf eine gute fortwährende Entwicklung. Bis hierher lief die Karriere für Giant Rooks bereits sehr organisch, wie sie selber sagen, „die Kunst ist es, über viele Jahre hinweg, das machen zu können, was wir machen“, ergänzt Gitarrist Finn.  

Autor*in

Birte studiert Umweltgeographie und -management an der CAU und schreibt seit Juni 2020 für die Hochschulzeitung.

Share.
Leave A Reply