Wenn echte Ärzte Kuscheltiere operieren

Seit Dienstag (19. Mai) sieht es auf dem Asmus-Bremer-Platz in Kiel anders aus als sonst: Vier große Zelte bilden einen provisorischen Krankenhauskomplex: Behandlungszimmer, OP- und Röntgenzelt, Zahnarztpraxis und die Apotheke – alles, was man für die Gesundheit braucht. Doch von Dienstag bis Donnerstag werden hier keine Menschen therapiert, sondern die liebsten Begleiter eines jeden Kindes, das Kuscheltier. Denn wir befinden uns im Teddybärenkrankenhaus.

Mit viel Kreativität haben die Studenten das "Krankenhausgelände" noch kinderfreundlicher gestaltet.
Mit viel Kreativität haben die Studenten das „Krankenhausgelände“ noch kinderfreundlicher gestaltet.

Ein Hase hat ein gebrochenes Ohr, dem Plüschhund schmerzt der Bauch und der Drache klagt über Sodbrennen. Die Medizinstudenten nehmen die umsorgten „Eltern“ der Kuscheltiere, die in Wirklichkeit meist Kindergartenkinder im Alter zwischen drei und sechs Jahren sind, sehr ernst und geben ihnen Spritzen, einen Verband und am Ende gibt es in der Apotheke für jedes Plüschtier die passende Therapie: Selbstgebastelte Wärmflaschen und Eisbeutel, Obst und Tee.

Hinter der süßen, aber oberflächlich betrachtet unnützen Aktion steht ein tieferer Sinn: Die Kittel wirken zu weiß, die Spritze tut weh und die Umgebung ist fremd. Viele Kinder haben Angst vor dem Arztbesuch oder auch einem Krankenhausaufenthalt. Um Kindern diese Angst zu nehmen, haben sich circa 100 Studenten der Kieler Universität ehrenamtlich dazu bereit erklärt für knapp vier Tage ihre Arbeit an Menschen gegen die an den kuscheligen Begleitern auszutauschen. Mit viel Zuneigung und Geduld schaffen sie es den Kindern den Arztbesuch aus einer anderen Perspektive zu zeigen. Die Kinder werden für diesen Augenblick zu Eltern ihrer Kuscheltiere. Sie müssen erklären, was der Patient hat und begleiten dann die ganze Therapie. Ermöglicht wird dieses präventive Projekt nicht nur durch die sehr engagierten und kreativen Studenten, die unter anderem ein eigenes Röntgengerät für die Tiere entwickelten und die unterschiedlichsten Röntgenbilder von der Diddlmaus, über Kermit, bis zu Nagetierpfoten zur Anschauung bereit halten, sondern auch von Sponsoren, die es ermöglichen den Kindern auch etwas Gesundheit mit nach Hause zu geben, in Form von Obst oder auch einer Zahnbürste. Durch das Engagement konnte das Projekt in den letzten Jahren immer mehr Erfolg verzeichnen und wird inzwischen von mehr als 500 Kindern besucht.

Und am Ende gehen die kleinen Besucher nicht nur mit einem verarzteten Teddy nach Hause, sondern sie verabschieden sich auch von den angehenden Ärzten mit einem dankbaren Lächeln – Ziel erreicht.

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