Disneys The Jungle Book ist in mehrerlei Hinsicht erwachsener geworden. Doch zuerst einmal darf The Jungle Book von Jon Favreau nicht mit dem Animationsfilm von 1967 verglichen werden. Es handelt sich hierbei weder um eine Real- noch um eine Neuverfilmung der bekannten Disney Story, sondern ist eine autarke Erzählung die ebenso von einem kleinen Menschenjungen namens Mowgli handelt, der im Dschungel vom Panther Bagheera (Ben Kingsley) gefunden, von Wölfen aufgezogen wird aber den Tiger Shir Kahn (Idris Elba) zum Feind hat. Die Figuren sind die alten geblieben jedoch die Geschichte wird neu, ein klein wenig erwachsener erzählt.

Ich beginne mit dem augenscheinlichem, die Animationstechnik ist beeindruckend, geradezu hyperrealistisch. Das macht den Film unter anderem zu einer phantastischen, märchenhaften Abenteuerverfilmung, die nicht mehr vollkommen der klassischen Disney Story folgt, jedoch genauso wenig mit ihr so sehr bricht, dass es ein Umbruch wäre. Es existieren klaren Strukturen zwischen Protagonist und Antagonist, die durch eine Backstory Wound begründet wird. Neben den Kampf- und Fluchtsequenzen zwischen Gut und Böse, werden die Werte Freundschaft, Familie und Heimat verhandelt.

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Beeindruckend wird der Film in den Sequenzen in denen er seine Visual Effects voll ausspielen kann, zum Beispiel wenn die Regentropfen am Fell der Wolfsmutter, welches in der Nahaufnahme unheimlich detailreich ist, abperlen oder wenn Mowgli auf der Reise zum Menschendorf durch atemberaubende computergenerierte Urwaldkulissen läuft, klettert oder reitet wird einem klar, dass es sich hierbei um eine Kinderphantasie handeln muss. Infolgedessen können die Tiere im Verhältnis zu Mowgli überproportional groß sein und mit Mowgli sowie untereinander sprechen, denn nicht ohne Grund lautet der Titel des Films The Jungle Book. Es ist die visualisierte Phantasie einer Märchen-/Abenteurerzählung (im Abspann wird dies noch einmal deutlich, also nicht nur bei Marvel-Filmen den Abspann schauen). Diese Form der Kommunikation trägt einen Moment der Irritation in sich. Damit ist nicht per se die tier- und menschenübergreifende Kommunikationsfähigkeit der Figuren gemeint, sondern die realistische Darstellung der Tiere in Verbindung mit der Fähigkeit zu sprechen. Anders als es zum Beispiel bei Dawn of the Planet of the Apes (USA 2014) ist, für den Dan Lemmon ebenfalls die Visual Effects erzeugt hat.

Die Bildgestaltung wechselt zwischen unbeschwerten, farbenfrohen Sequenzen in denen Mowgli mit Baloo the Bare Necessities (zu dt. Probier’s mal mit Gemütlichkeit) lebt, zu düster und regnerischen Nachtsequenzen die Shir Kahns Präsenz ankündigen. Dabei wirkt die Story in einigen Momenten zu stark konstruiert, wenn Mowgli in 106 Minuten Spielzeit auf dem Weg zum Menschendorf die einzelnen Abenteuer wie Etappen absolviert oder Metaphern über Kuckuckskinder über diverse Ebenen wiederholt erzählt werden. In diesem Fall darf nicht vergessen werden, an welches Publikum der Film gerichtet ist. Die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) hat The Jungle Book ab 6 Jahren freigegeben. Da dürfen gewisse niedliche Redundanzen vorkommen und das Spiel mit tierspezifischen Charakterstereotypen ist ein etablierter Humor, der alle Altersgruppen amüsiert. Im Besonderen Bill Murray, der seine Stimme Baloo dem Bären leiht, hat ein leichtes Spiel die Sympathie der Zuschauer zu gewinnen.

Dennoch stellt sich die Frage, wen diese Neuinterpretation vom The Jungle Book erreichen möchte. Für die jüngeren Zuschauer könnten die realistischen Tieranimationen, zumindest in 3D, für den einen oder anderen Schrecken sorgen, während der Film für Jugendliche und Erwachsene dann wieder zu kindlich daherkommt.


 

FAZIT

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Bildquelle: Walt Disney Studio Entertainment

Nichtdestoweniger ist dieser Hybrid aus Real- und Animationsfilm besonders durch die Visual Effects ein Grund den Film im Kino zu schauen. Die 2D Version wird vermutlich kaum etwas von seiner imposanten Bildsprache einbüßen, jedoch den einen oder anderen Schockmoment und Witz abschwächen. Die lineare Story birgt wenig Überraschungen in sich. Dafür verfügen die Songs immer noch über denselben Charme und Ohrwurmcharakter, wie vor knapp 50 Jahren. Auch wenn die Songsequenzen, das wird vermutlich viele ältere Zuschauer aufatmen lassen, für einen Disney Film wenig Screen Time einnehmen.

Des Weiteren freue ich mich auf die nächsten Disneyproduktionen mit ähnlicher Tricktechnik.


WERTUNG: 7,0 Kinokatzenpunkte


 

Darsteller: Mowgli – Neel Sethi
Kamera: Bill Pope (Matrix (1999); Spider Man 2 (2004))
Animationsleiter: Andy Jones (Avatar – Aufbruch nach Pandora (2004); World War Z (2013); I Robot (2004))

Zu sehen ab dem 14.04.2016 im Metro Kino (2D) und CinemaxX Kiel (in 2D/3D)

Bildquelle Titelbild und Plakat: Walt Disney Studio Entertainment

Autor*in

Marc studierte Politik, Soziologie und Medienwissenschaft in Kiel. Für den ALBRECHT schreibt er seit 2015 insbesondere für das Kulturressort und dessen Filmsparte KinoKatze.

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