Am vergangenen Donnerstag zogen weit über 2 500 Studierende trotz Kieler Schietwetter vom Audimax der Christian-Albrechts-Universität zum Landeshaus der Stadt Kiel, um gegen die Missstände an der Uni zu demonstrieren

Die Unterfinanzierung der Hochschulen in Schleswig-Holstein sorgt schon seit Jahren für Protest unter den Studierenden. So wurde schon im Winter 2000/2001 durch eine , bei der das Wort HELP am Uni-Hochhaus aufleuchtete, auf die desolaten Zustände an der Uni Kiel aufmerksam gemacht. Nachdem bereits im Juni 2014 eine Demo zum gleichen Thema stattfand, zogen heute erneut über 2 500 Studierende durch die Landeshauptstadt. Überfüllte Hörsäle, schimmelnde Lernmaterialen und einsturzgefährdete Lehrräume, diese Zustände wollen sich die Studierenden der Universitäten in Schleswig Holstein nicht länger bieten lassen. „Ihr Spart an unserer Bildung, wir spar’n an eurer Stimme 2017“ ist nur einer der vielen Sprüche, die dem Unmut der Studierenden gegen die momentane Bildungspolitik Ausdruck verlieh.

Ein besonders reizvolles Thema ist dabei, dass die Koalition, die rund 36 Millionen , die das Land durch eine komplette BaföG-Übernahme durch den Bund jährlich erspart bleiben, ausschließlich den Schulen zukommen lassen will. Geld, das die Hochschulen selber nur zu gut gebrauchen könnten, um die Missstände in den Unis wenigstens etwas zu mildern. Denn der momentane Zustand geht nicht nur den Studierenden gewaltig gegen den Strich.

Dozenten, die meist nur einen befristeten haben, sind völlig überlastet und müssen Veranstaltungen teilweise aus Sicherheitsgründen abbrechen, da sich zu viele Studierende in einen viel zu kleinen Hörsaal quetschen müssen. „Wir fahren mit Überlast“, sagte Uni-Präsident Lutz Kipp in einer kurzen Ansprache vor der Demonstration. Besonders heikel ist diese Situation im Hinblick auf die Zukunft. 2015/16 schließen doppelt so viele Schüler die Schule mit dem Abitur ab, was wiederum die Zahl der potentiellen Studienanfänger enorm erhöht. Die Universität Kiel bildet zurzeit schon 25 000 Studierende aus, obwohl die Kapazitäten nur für 14 000 reichen. Die ungewiss hohe Zahl der Studienanfänger im nächsten Jahr stellt die Uni also vor eine finanzielle und organisatorische Herausforderung, die bei dem derzeitigen Stand nicht bewältigt werden kann. Daher forderten die Demonstranten am Donnerstag unter Anderem mehr Lehrpersonal sowie finanzpolitische Maßnahmen.

Die Reaktion der Bildungsministerin Kirstin Alheit auf die Forderungen stieß den meisten Studierenden bitter auf. „Wir müssen einen gemeinsamen Weg finden, wie wir diese Situation verbessern können“, sagte Alheit wiederholt in ihrer kurzen Ansprache zu dem Vorwurf der jahrelangen Fehlplanung der Mittel bezüglich der Hochschulen. Natürlich ist der Dialog zwischen Uni und Regierung notwendig um etwas an der miserablen finanziellen Situation der Universitäten zu ändern, aber haben wir dies nicht schon in der Vergangenheit oft genug gehört? Die Frage, die sich den meisten Studierenden aufdrängt ist: Wenn so viel Geld in die Uni fließt, warum merken wir als Studierende nichts davon? Warum sitzen wir immer noch in überfüllten Hörsälen, Mensen und Seminarräumen?

Kirstin Alheit ließ in ihrer Rede durchblicken, dass salopp gesagt, die Uni auf dem Geld sitzt. Der Vorwurf des Unterschlagens von die Uni-Verwaltung und Alheits Aussage „Es kann ja nicht sein, dass da nichts bei euch ankommt!“, empörte die Masse. Der nachfolgende Sprecher der Studierenden bezeichnete dies als „bodenlose Frechheit“ und erntete dafür nicht nur von den Studierenden, sondern auch von den anwesenden Mitgliedern des Präsidiums Applaus. Die Opposition hingegen stellte einen Entwurf vor, der den Unis die Hälfte der BaföG- Millionen zusprechen sollte. Dieser sollte aber, laut Piratenpartei abgelehnt werden. Ob die Demonstration dazu beigetragen hat, diesen Entwurf doch noch zuzulassen, bleibt zu bezweifeln. Wichtig hierbei ist in jedem Fall, dass die Demonstration gegen die Unterfinanzierung der Hochschulen und Universitäten stattfand und nicht zur Unterstützung der Opposition.

Die Abgeordneten, die sich heute der demonstrierende Masse gestellt und den Dialog gesucht haben, hatten es gewiss nicht ganz einfach. Trotzdem beschlich die meisten Studierenden das Gefühl, dass die angesprochenen Politiker überwiegend ausweichend auf die konkret angesprochenen Probleme reagierten. Viele Beteiligte hatten das Gefühl, dass mit Aussagen wie „Es ist gut, dass Sie hier demonstrieren“ und „Ich freue mich, dass ihr alle hier seid“ ein auf sympathiebasierendes Verhältnis geschaffen werden sollte, das in diesem Rahmen einfach nicht möglich ist.

Dies bekamen vor allem der Abgeordnete der CDU durch ein lautes Pfeiffkonzert und Buh-Rufe zu Spüren. Die Anwesenheit Studierender aus Lübeck und Flensburg demonstrierte, dass die Unterfinanzierung ein flächendeckendes Problem sei, das ganz Schleswig-Holstein betrifft. Der Vertreter des AStA aus Lübeck sowie der Vorsitzende des AStA der Kiel machten in ihren Ansprachen deutlich, dass sich die gesamte Studierendenschaft gemeinsam für eine bessere Finanzierung der Lehre und Forschung an den Unis einsetzt. Trotz des Regens harrten die Studierenden bis um kurz vor eins vor dem Landtag aus und begaben sich dann friedlich und durchnässt wieder in den Alltag.

Wichtig ist in jedem Fall, dass mit dieser Demo erneut auf die haarsträubenden Zustände an den Hochschulen in ganz Schleswig-Holstein aufmerksam gemacht wurde. Es kann nur gehofft werden, dass die Versprechen eine gemeinsame Lösung für dieses Problem zu finden, auch gehalten werden und dies nicht erst, wenn die Uni aus allen Nähten platzt.

Share.
Leave A Reply