Mittlerweile ist der Alltag eingekehrt. Wir machen es uns morgens mit einer Tasse Kaffee vor dem Laptop gemütlich und auf geht es in die erste Vorlesung – selbstverständlich online. Danach ein paar Aufgaben für das nächste Seminar anfertigen: Leseprotokolle, Rechenübungen oder Videos von Experimenten. Die Mehrzahl der Lehrenden hat sich schnell mit der Situation arrangiert, sodass für viele Studierende das Studium im Homeoffice mehr oder weniger problemlos ablaufen kann. Doch das unterscheidet sich von Studiengang zu Studiengang und von Semester zu Semester. Für einen Einblick ins Unileben verschiedener Studierender, sozusagen von Zimmerfenster zu Zimmerfenster statt von Mensatisch zu Mensatisch, haben wir auf Instagram in die Runde ge- und zusätzlich einzelne Studierende befragt.  

Laut unserer (nicht repräsentativen) Umfrage auf Instagram finden für knapp zwei Drittel der teilnehmden Studierenden alle Lehrveranstaltungen statt. In Studiengängen, die auf Präsenzunterricht und Laborpraktika angewiesen sind, ist der Ersatz von Veranstaltungen allerdings schwierig, zum Beispiel bei Physik-Masterstudentin Jule: „Der Start des Laborpraktikums wurde immer weiter verschoben. Es soll jetzt eine abgeänderte Praktikumsversion stattfinden, bei der immer nur ein*e Studierende*r einer Praktikumsgruppe im Labor ist, während die andere Person online dazugeschaltet wird.” Doch auch in geisteswissenschaftlichen Fächern unterscheiden sich die Ausfallquoten zum Teil stark: Für Fabian, der Politikwissenschaft und Philosophie im Bachelor studiert, finden alle Lehrveranstaltungen statt, bei Lea, die im Master Pädagogik und Migration & Diversität studiert, wurden drei Seminare abgesagt. 

So individuell die Studiengänge beim Abhalten von Veranstaltungen sind, so individuell sind auch die Lehrmethoden im E-Learning. Bei vielen Studierenden entsteht so ein kunterbunter Mix aus Selbststudium und Konferenzen auf verschiedensten Plattformen. 

Jetzt mal ehrlich: Wir haben wohl alle zu Beginn dieses Semesters gedacht, dass fast alle Kurse erstmal ausfallen und sich unsere Semesterferien quasi verlängern würden. Aber solche Gedanken scheinen für viele längst vergessen, denn einige Studierende berichten, dass sich ihr Lernaufwand seit dem Homeoffice sogar vergrößert hat. 

Studierende müssen in dieser schweren Zeit ihren Alltag neu erfinden und auf ihr gewohntes Lernumfeld verzichten. Das Leben und Lernen findet jetzt vor dem Laptop statt. Was die meisten Studierenden vermissen: den Kontakt mit den Kommiliton*innen und den Austausch über Lehrinhalte.  

Diese Ausnahmesituation macht erfinderisch und bietet die Möglichkeit, alte Lehrmethoden zu überdenken oder auszubessern. Besonders das Aufzeichnen von Vorlesungen kommt bei den Studierenden gut an.  

Das erzwungene Online-Studium bringt also auch einige Vorteile mit sich, und es wirkt, als ob auch viele positive Dinge aus den Umständen entstehen. Wie sich die Veränderungen der Studienbedingungen auf die Zukunft auswirken, wird sich noch zeigen. Die meisten unserer Interviewpartner*innen sind allerdings optimistisch und glauben nicht, dass sich ihr Studium durch die Corona bedingten Unwägbarkeiten verlängern wird. In unserer Umfrage auf Instagram haben allerdings knapp über ein Drittel der Studierenden angegeben, ihr Studium würde sich durch die Corona-Krise verlängern. Das befürchtet auch Sozio-Ökonomiestudent Fabi: “Die Situation verunsichert mich, da noch nicht klar ist, wie das Studium weitergehen wird und wann die Prüfungen stattfinden sollen. Das beeinflusst meine Planung und deshalb kann es durchaus sein, dass sich mein Studium verlängern wird.”  

Die Interviews mit den Studierenden haben wir im Mai geführt. Mittlerweile läuft das Semester schon runder, so haben sich fast alle Fakultäten auf einen gemeinsamen Nachholprüfungszeitraum für die ausgefallenen Klausuren des Wintersemesters geeinigt und auch die Veranstaltungen, die nicht digital ablaufen können, finden peu à peu wieder statt. Eines hat uns dieses Semester jetzt schon gelehrt: Wo ein Wille, da ein Weg – und wo kein Weg, da hilft nur das Selbststudium.  

*Name wurde von der Redaktion geändert 

Zeichnungen und Bildbearbeitung: Lea-Sophie Straatmann

Autor*in

Kristin studiert Soziologie und Politikwissenschaft. Sie ist seit Ende 2018 beim ALBRECHT und war im Jahr 2020 Ressortleiterin der "Hochschule". Außerdem unterstützt sie das Lektoratsteam.

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Eva ist seit November 2015 in der Redaktion. Sie studiert Biochemie und Molekularbiologie an der CAU. Als Ressortleiterin hat sie sich bis Anfang 2019 um den Hochschulteil der Zeitung gekümmert, mittlerweile schlägt ihr Herz für Online.

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