Am 22. September spielten Von Wegen Lisbeth im Orange Club. DER ALBRECHT traf Sänger Matze und Gitarrist Julian vor dem Konzert zu einem Interview.

DER ALBRECHT: Wie beurteilt ihr den Ausgang der Wahlen in Berlin?

Von Wegen Lisbeth: Erschütternd. Man hat es ein bisschen geahnt, aber trotzdem… Besonders hat natürlich das AfD-Ergebnis erschüttert, aber auch die Wahl als Ganzes. Allgemein haben alle Parteien auch irgendwie enttäuscht. Fast jede Partei hatte in Berlin schon mal die Chance in der Regierung und alle haben es verkackt. Auf der Straße bemerkt man die rechte Tendenz aber nicht.

Im Rahmen eines Kunstprojektes habt ihr in der Schule ein Video produziert, mit dem Titel Als ich erfuhr, dass ich ein Schaf war – benotet mit einer Eins. Wie haben sich seitdem eure Videos entwickelt?

Das war der Startschuss für unsere visuelle Kariere (lacht). Bei den Videos wollten wir uns auch nie reinquatschen lassen. Es ist halt mega verlockend, wenn du ein Album herausbringst und einen Plattenvertrag hast, zu sagen „Ey, macht uns dafür ein Video“. Stattdessen arbeiten wir einfach mit Leuten, die wir kennen gemeinsam am Video. Der Dreh für das Musikvideo zu Bitch war zum Beispiel unfassbar geil! Wir haben zwei Tage lang gedreht, obwohl der Take, der in Zeitlupe gezeigt wurde, am Ende nur 15 Sekunden lang war. Es hat echt viel Spaß gemacht, die Sektflaschen waren natürlich auch nicht nur Attrappe und es war unfassbar heiß.

Wie fühlt es sich an, zu wissen, dass Leute die eigene Musik oder das Konzert feiern oder irgendwo erkannt zu werden?

Auf der Straße werden wir nicht erkannt. Und dass die Leute zu den Konzerten kommen und die Lieder mitsingen, das ist noch nicht so lange so. Es ist ziemlich krass, davon sind wir selbst geflasht. Es ist mega geil zu wissen, dass wir Fans haben. Deshalb nimmt man sich dann auch die Zeit, eineinhalb Monate für die Tour unterwegs zu sein.

Seid ihr schon mal in einen Spielzeugladen gegangen, um konkret nach neuen Instrumenten Ausschau zu halten?

Noch nicht, aber auf dem Flohmarkt in der Spielzeugabteilung. Wir haben schon sehr viele kleine Keyboards in der Zeit verschlissen. Da sind einige Tasten bei draufgegangen.

2008 wart ihr als Harry Hurtig im Fernsehen, im zibb-Sommergarten. Wart ihr seitdem als Von Wegen Lisbeth nochmal im Fernsehen?

Ja, in der Tagesschau (lacht). Das war total ‚weird‘, wir waren im normalen Tagesschaustudio und sollten dann über Mukke reden. Es war furchtbar. Dann waren wir noch bei Circus HalliGalli, aber nichts war so krass wie der Auftritt im zibb-Sommergarten. Eigentlich hätten wir danach aufhören können, Musik zu machen. Das war so der Höhepunkt unserer Karriere.

Habt ihr ein Lieblings Band-Bier?

Meistens trinken wir Sternburg, weil es das billigste ist. Dann gibt’s noch das gute alte Oettinger. Und wenn man dann ganz pleite ist, bleibt’s halt bei Pilsator. Das gibt es im Späti für 50 Cent. Das ist auch der allergrößte Vorteil an Berlin, dass es da überall Spätis gibt.

Lutherstadt Wittenberg, Cloppenburg, Haldensleben / Alles Kreuzberg, wenn du tanzt“ – Warum Haldensleben?

Da haben wir mal auf einem Stadtfest gespielt. Solche Feste sind ja eigentlich räudige Bierbankverstaltungen, wo dann die Freiwillige Feuerwehr spielt. Aber da gab es dann eine voll geile Bühne, die von netten Menschen gemacht wurde. Das war ein saulustiger Abend. Und für das Lied habe ich einfach nur ’nen Ort gesucht, der richtig kacke ist und dann ist mir Haldensleben eingefallen, weil es halt echt ein Scheißort ist. Den Namen kann man auch erst richtig aussprechen, wenn man richtig besoffen ist, wurde uns gesagt. Trotzdem sind damit schöne Erinnerungen verbunden.

Ihr beschreibt oder hinterfragt in euren Texten oft Verhalten, Aussagen, Politik oder Konsum, ohne konkret Kritik zu äußern. Geht es euch dabei nur um das Beschreiben, oder glaubt ihr, dadurch etwas Positives anzustoßen?

Es ist wirklich alles reine Beobachtung. Wir geben nur wieder, wie wir Sachen wahrnehmen und empfinden und da nimmt man sich dann halt die Sachen raus, die auffallen. Das ist dann auch spannender als mit dem Finger zu zeigen und zu sagen: „Du bist kacke, weil du was auf facebook postest“. Wer das machen will, kann das halt machen. Es wäre schöner, wenn die Leute selber merken, wie das wirkt.

Habt ihr eine Zielgruppe für eure Musik oder eure Konzerte?

Eigentlich nicht, wir nehmen, was kommt und freuen uns, wenn so viel los ist.

Danke für das angenehme Gespräch!
Das Interview führte Mimke Lena Teichgräber


Titebildquelle: Marian Lenhard

 

Autor*in

Studiert seit 2013 Psychologie in Kiel, und frönt dem ALBRECHT seit dem Wintersemester 2014/15, von 2015 bis 2017 als Bildredakteurin und von Januar 2017 bis Januar 2018 als stellvertretende Chefredakteurin.

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