Redakteurin Anna Lisa Oehlmann berichtet von ihren Erfahrungen in der Live-Sendung Lebenszeit zum Thema: Respekt zwischen Jugend und Alter

Um einen runden Tisch mit vier Stühlen sind ebenso viele Mikrophone an einzelnen Stationen drappiert. Auch Kopfhörer liegen bereit. „Bitte setzt euch, wir beginnen gleich mit dem Soundcheck“ erklärt Deutschlandfunk-Moderatorin Bettina Schmieding. Ich nehme mein Wasserglas, stelle es auf den Tisch neben das Mikrophon und setze mich. „Bitte das Wasserglas möglichst weit weg vom Mikrophon. Es ist sehr empfindlich, sonst hört man das Pritzeln der Kohlensäure“, erklärt die Moderatorin. Nach einigen Sprachproben ist alles bereit. Im Studio nebenan liest eine Mitarbeiterin des Deutschlandfunks die Verkehrsnachrichten vor. Über den Kopfhörer höre ich ihre Stimme und sehe durch die Glasscheibe zwischen den Studios, wie sie grinst, als sie sich verliest. Die Nachrichten sind zu Ende.

10.10 Uhr: Die Sendung Lebenszeit beginnt. Moderatorin Bettina Schmieding, Senior Coach bei Alt hilft Jung, NRW e.V., Gerd Podszun, Professor Niels van Quaquebeke und ich gehen live auf Sendung. Das Thema am 19.09. lautet: „Nicht nur ein Privileg der Älteren – Die Forderung der Jugend nach Respekt“. Aufgrund genau dieser Forderung bin ich vom Deutschlandfunk eingeladen worden. Alte Menschen benehmen sich in Kulturveranstaltungen häufig diskreditierend gegenüber Jugendlichen. Dies regte mich von jeher auf und ich beschloss, dies den kulturinteressierten Lesern des ALBRECHTS in Form eines Kommentars mitzuteilen: „Mehr Respekt für die Jugend!“, forderte ich daher bereits im März vergangenen Jahres. Da dieser Artikel noch immer auf der Internetseite des ALBRECHTS zu finden ist, hat er auch Isabel Ullrich aus der Redaktion des Deutschlandfunks angesprochen. Sie hat mich spontan angeschrieben, wir haben telefoniert und ich bin der Einladung nach Köln ins Studio gern gefolgt.

Wurde aufgrund eines Artikels zu einer Radiosendung eingeladen: Redakteurin Anna Lisa Oehlmann.
Wurde aufgrund eines Artikels zu einer Radiosendung eingeladen: Redakteurin Anna Lisa Oehlmann.

In einem Einspieler beklagen sich junge Leute über Alte. Das hätte auch ich sein können, denke ich, grinse und ziehe gleich die Aufmerksamkeit der Moderatorin auf mich. Sie fragt, ob ich das kenne. „Ja, ich kenne das“, ist meine Antwort und ich lege los, mich über das respektlose Verhalten in der Oper und in klassischen Konzerten zu beschweren. Sie könnten ja wohl auch mal auf uns junge Menschen zukommen und vor allem aufhören, einen anzupöbeln, nur weil Kaugummikauen oder Fotografieren nicht in deren Weltbild passen. Während ich mich in Rage rede, verfliegt so langsam die Aufregung, doch ein Rest bleibt. Dann die Frage: „Erleben Sie das auch privat, dass man Sie als junge Frau nicht respektiert?“ Schweigen, Überlegen, keine Ahnung, Hilfe. „Weiß ich jetzt leider kein Beispiel“. Die Moderatorin merkt es und stellt erst einmal Professor Niels Quaquebeke vor, der die Respekt-Research-Group leitet. Das Verhältnis zwischen den Generationen ist natürlich immer auch ein Thema. Dazu wurde ich über den Umgang mit meinen Eltern und Großeltern befragt. Klar kommt von denen auch mal die Kritik, dass der Ausschnitt zu tief sei. Oder der Klassiker der Eltern bei jedem, der eine Geisteswissenschaft studiert: Was willst du denn damit werden? Wie oft meine Eltern zu mir auch schon gesagt haben: „Studiere doch lieber etwas Vernünftiges“. Manchmal fehlt den älteren Generationen einfach das Verständnis für die heutige Zeit. Das zeigt sich auch am Umgang der Studierenden mit älteren Gasthörern. Häufig kommen sie auf einen zu und suchen das Gespräch, doch die angehenden Akademiker schrecken vor ihnen zurück – aus der Angst heraus uncool zu sein oder weil sie mit den Erzählungen der Alten ja sowieso nichts anfangen können. Der Dialog scheitert an dieser Stelle, es stellt sich als schweres Thema heraus. Die Nachrichten folgen, endlich eine Verschnaufpause.

Ein kurzes Rap-Stück von Heinz Rudolf Kunze wird eingespielt und Bettina Schmieding fragt mich nach dem Respekt-Begriff in der Rap-Musik. Die Frage kommt spontan, so wie alle anderen. Es gab nichts zur Vorbereitung, da zwischendurch E-Mails oder Anrufe von Hörern eingeschaltet werden, die den Themenfokus immer wieder verändern. So halten ganz unterschiedliche Facetten des Respekt-Begriffs Einzug in das intergenerationelle Gespräch. Wer Lust auf mehr hat, kann sich die komplette Sendung auf der Internetseite des Deutschlandfunks unter der Kategorie Lebenszeit noch einmal anhören.

 

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