Im letzten Jahr sorgte eine Erhebung zu den Mensapreisen in Deutschland, durchgeführt von dem Portal Netzsieger, in Kiel für Furore. Die Ergebnisse der Erhebung besagen nämlich, dass Kieler Studierende mit durchschnittlich 3,20 Euro den höchsten Preis für ihr Mittagessen zahlen müssen – bei einem bundesweiten Durchschnitt von 2,20 Euro. Vollkommen unfair, behauptete das Studentenwerk gegenüber den Kieler Nachrichten, Mensapreise könnten angesichts der einfließenden Faktoren nicht pauschal verglichen werden. Kristin Dahl, stellvertretende Leiterin der Hochschulgastronomie, erklärte in besagtem Artikel weiter, Netzsieger habe fälschlicher Weise auch das wesentlich teurere Aktionsessen der Mensen in den Durchschnitt einberechnet. Ohne dieses läge der durchschnittliche Betrag eines Essens „nur“ bei 2,61 Euro – keine Glanzleistung, aber immerhin nicht ganz so katastrophal. Außerdem seien bei den Mahlzeiten, im Gegensatz zu anderen Universitäten, auch Sättigungsbeilagen enthalten.
An dieser Stelle musste ich kurz auflachen, als mir meine kürzliche Mensaerfahrung einfiel. Die Sättigungsbeilage sollte an diesem Tage Bratkartoffeln sein, zu meinem sehr leckeren Fleisch erhielt ich stolze sechs Scheibchen. Bin ich einfach nur ein Vielfraß oder ist das mickrig? Natürlich fragte ich nach mehr, argumentierte, dass bei einem Preis von knapp vier Euro doch vielleicht auch die Chance bestehen sollte, satt zu werden. Die gestresste Mitarbeiterin hatte natürlich eine Lösung parat: Ich könne mir doch einfach eine Portion Bratkartoffeln zusätzlich kaufen. Na, danke auch.
Natürlich lässt sich Essen nicht einfach so vergleichen. Ich verstehe, dass Aktionsgerichte nicht einfließen sollten und dass die Höhe des Beitrags, den Studierende ans Studentenwerk zahlen, für den Preis relevant ist. Wie wäre es also mal mit einem neuen Vergleich?

Ein neuer Vergleich

Mensa 1, 30. Oktober 2018: Es gibt Pasta mit Käsesoße (1,60 Euro), Rindfleischcurry (3,55 Euro), Lammkeulenbraten (3,95 Euro) und veganen Börek (2,25 Euro). Das Aktionsgericht (Lachsfilet, 5,50 Euro) rechnen wir nicht mit ein und kommen auf einen Schnitt von 2,84 Euro, was dann nur noch die Universitäten in Münster und Stuttgart toppen können. Werden die anderen Wochentage (29.10. – 02.11.) betrachtet, pendelt sich der durchschnittliche Preis bei circa 2,70 Euro ein. Kann hier damit argumentiert werden, dass der Beitrag an das Studentenwerk SH mit 53 Euro pro Studierendem geringer ausfällt als in anderen Bundesländern? Studierende der Freien Universität Berlin zahlen im Durchschnitt 1,60 Euro für ihr Mittagessen bei einem Beitrag von 54 Euro für das studierendenWERK BERLIN. Scheint ja auch irgendwie zu klappen!

Klammheimliche Preiserhöhung

Also, liebes Studentenwerk, circa 2,70 Euro Durchschnittspreis. Waren die 2,60 Euro (Angabe KN November 2017) ein Euphemismus oder gab es seitdem wieder eine Preiserhöhung? Das wäre ja nichts Neues. Fakt ist, Eintöpfe für 1,30 Euro, wie es vor vier Jahren noch die Regel war, finden wir heute nicht mehr. Wird das Essen kontinuierlich teurer oder kommt mir das nur so vor? Ich kann leider nichts belegen, denn es gab, seitdem ich hier studiere, keine Ankündigung zu Preisanhebungen. Wie werden steigende Preise gerechtfertigt? Warum erfahren wir davon nichts? Ich persönlich habe nichts gegen Preiserhöhungen, solange sie gut gerechtfertigt werden können. Ich finde es toll, dass Milchprodukte von der Meierei Horst bezogen werden und dass es gute regionale Gerichte wie Rübenmus oder Labskaus gibt. Ein weiteres Argument für eine Preiserhöhung wäre der Einsatz von Bioprodukten, falls dies der Fall ist, weiß ich nur nichts davon.

Das Warten auf Antworten

Liebes Studentenwerk, ich mag euer Essen. Ich verstehe nicht immer, wonach ihr eure Tagespläne anfertigt (Hühnersuppe im Sommer? An einem Tag drei Gerichte mit Fleisch, an anderen kein einziges?), doch eure Ideen sind kreativ (Hey, wer sonst macht schon Popcorn auf Lasagne?) und kommen bei vielen gut an. Warum jedoch ist dies nur zu einem Preis von 2,70 Euro möglich? In anderen Mensen funktioniert es doch auch. Bitte, beantwortet dies. Bereits zweimal (vor einem Jahr und vor circa zwei Monaten) habe ich euren Mensa-Kummerkasten genutzt, euch genau diese Fragen gestellt und bis heute keine Antwort bekommen. Gerne könnt ihr dem ALBRECHT schreiben, wenn euch danach ist. Noch ist die Frustration meinerseits nicht so hoch wie bei dem Studierenden, der Anfang Oktober angeblich einen Blaubeerpfannkuchen in euren Kummerkasten gestopft hat. Wenn das stimmt, könnte es natürlich auch sein, dass meine Beschwerde unleserlich geworden ist – der einzige nachempfindbare Grund, nicht auf solche Fragen zu antworten.

Autor*in

Johanna schreibt seit Anfang 2015 vornehmlich für das Ressort Gesellschaft. Seit Februar 2017 ist sie Chefredakteurin des ALBRECHT. Sie studiert seit dem Wintersemester 2014 Deutsch und Soziologie an der CAU.

Share.
Leave A Reply