Wie finanziere ich mein Studium? Was mache ich, wenn ich die Deadlines nicht einhalten kann? Wie finde ich mich in einer neuen Stadt zurecht? Fragen wie diese hat sich jeder im ersten Semester schon mindestens einmal gestellt. Die Antworten können sehr einfach sein, wie die Teilnehmer des in diesem Wintersemester zum ersten Mal angebotenen Fachergänzungsmoduls Internationalität an der CAU zeigen wollen. Denn für internationale Studenten, die nach Kiel kommen, präsentieren sich zu diesen Fragen noch zusätzliche Herausforderungen wie eine andere Sprache und ein fremdes Hochschulsystem.

„Viele Studenten aus außereuropäischen Ländern sind gewöhnt, dass Dozenten große Respektspersonen sind, die bei Problemen nicht einfach so angesprochen werden“, erklärt Marlene Schimpf. Sie hat mit neun anderen Studenten im Rahmen des Moduls ein Training zum internationalen Tutor absolviert. Marlene, die im fünften Semester Deutsch und Politikwissenschaften studiert, bringt schon einige Erfahrungen im Bereich Interkulturalität mit. „Ich war bereits mit weltwärts, dem Freiwilligendienst, ein Jahr in Ghana und habe auch viele internationale Freunde.“

Petra Stützer vom Zentrum für Schlüsselqualifikationen ist verantwortlich für das Modul. An zwei Blockwochenenden beschäftigten sich die zukünftigen Tutoren mit interkultureller Sensibilisierung. Außerdem bereiteten sie selbst einen Workshop für die Auftaktveranstaltung des Programms am 28. November des vergangenen Jahres vor. „Als Dozentin leite ich die Studenten nur wenig an. Ich begleite den Prozess natürlich, aber wir legen viel Wert auf eigenständiges Arbeiten“, erläutert Stützer. Als Ergebnis der Auftaktveranstaltung betreuen die Tutoren zurzeit sieben internationale Studenten, unter anderem aus Brasilien, Mexiko, Benin und Syrien. Mit diesen stehen sie im regelmäßigen Kontakt über soziale Medien wie WhatsApp und facebook. Bei ungezwungenen Treffen können Probleme besprochen werden. Zu diesen gehört häufig auch fehlender Kontakt zu deutschen Mitstudenten.

„Viele finden es schwierig, mit Kommilitonen ins Gespräch zu kommen“, erzählt Marlene. „Weil wir hauptsächlich bei der Studienorganisation helfen wollen, können wir sie dann an andere Projekte vermitteln, wie Study Buddy, oder sie auf Uni-Angebote wie Sportgruppen aufmerksam machen. Da kann es leichter sein, Anschluss zu finden.“ Entstanden sei das Modul unter anderem aufgrund der hohen Abbrecherquote bei internationalen Studenten in Kiel. Laut Stützer liege diese bei Studenten aus arabischen Ländern bei rund 80 bis 90 Prozent. In Kooperation mit dem International Center, dem AStA und dem Studentenwerk soll das Programm einen Beitrag leisten, internationale Studenten in die hiesige Wissenschaftskultur zu integrieren. Gewürdigt wurde dieser Ansatz bereits mit Fördergeldern aus dem Internationalisierungsfond der CAU.

Die zehn studentischen Tutoren kommen aus verschiedenen Fakultäten und können auf eigene Erfahrungen aus dem Studium zurückgreifen. Denn wie sie den Besuchern ihrer Auftaktver
anstaltung in einem selbstproduzierten Video zeigten: Am Anfang des Studiums stehen alle vor den gleichen Fragen. Sie müssten nur gestellt werden. „An uns kann man sich aber während des ganzen Studiums wenden“, betont Petra Stützer.

Zum weiteren Aufbau des Moduls, für das die Tutoren fünf ECTS-Punkte bekommen, gehören Reflexionstreffen sowie eine Abschlussveranstaltung Mitte Januar. Auch gibt es zum Ende des Semesters einen Abschlussbericht und persönliche Gespräche über den Lernprozess der Tutoren. Es ist geplant, das Modul im Sommersemester 2016 erneut anzubieten. Dafür müsse Stützer zufolge über die bisherige Arbeit gesprochen und, wenn nötig, Verbesserungen vorgenommen werden. Alles in allem ziehen die Teilnehmer für die Premiere in diesem Wintersemester jedoch bereits eine positive Bilanz. Bei einer Neuauflage sei die Veranstaltung erneut für alle Fakultäten offen, auch für Studenten, die nicht auf Fachergänzung studieren. Unterstützung würden sie sich vor allem von Studierenden aus mathematischen und technischen Studiengängen wünschen, erklären die Teilnehmer. Denn in diesen gäbe es viele internationale Studenten, da sie teilweise auf Englisch angeboten würden. Mitmachen als Tutor könne jeder Student der CAU ab dem dritten Semester. Auch Studenten aus dem Ausland, die bereits einige Zeit in Kiel studieren, könnten sich anmelden.

Bei den Tutoren dieses Semesters ist die Motivation hoch, das Programm weiterzuführen. Petra Stützer schwebt hierfür eine Art des ‚Peer Teachings‘ vor, bei dem vorherige Teilnehmer den neuen ihre Kenntnisse und Erfahrungen vermitteln. „Wir wollen das eigenständige Arbeiten noch mehr fördern. Von diesem profitieren die Studenten in diesem Modul genauso wie von ihren interkulturellen Erfahrungen.“ Die Teilnehmer hoffen, im nächsten Semester noch mehr internationalen Studenten helfen zu können, sich an der CAU zurechtzufinden. „Ich halte das Modul auf jeden Fall für sinnvoll“, resümiert Marlene. Persönliche Ansprechpartner, die selbst studierten, seien eine gute Ergänzung zu allgemeinen Informationsveranstaltungen, wie das International Center sie anbiete.

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