Ich weiß nicht, ob ihr es schon wusstet, aber es war Wahlkampf an unserer Uni.

Als dieser Kommentar entstand, waren die Ergebnisse der Wahl gerade raus und, oh Wunder, es haben diesmal mehr Studierende gewählt als im letzten Jahr – der neuen Onlinewahl sei Dank. Am Engagement der Hochschulgruppen, ihre Wähler*innen zu motivieren, kann es nicht gelegen haben. Während ich die niedlichen Wahlkampf-, nein, Waffelstände vor den Mensen noch wohlwollend einer zurückhaltenden, gar höflichen Politiker*innen-Mentalität zuschreiben wollte, hat mich die Podiumsdiskussion auf der Vollversammlung doch eines Besseren belehrt. Zwei Tage vor Schließung der Urnen fühlten sich die Politiker*innen nicht einmal ansatzweise zu brennenden Wahlkampfreden berufen. Stattdessen durfte das leider (oder vielleicht zum Glück) spärliche Auditorium vagen bis ambitionslosen Beiträgen lauschen.

Da geht es um klimapolitische Ziele und zu hören bekommen wir von allen, zu allererst aber von der Vertreterin der CampusGrünen (!), dass wir den Klimawandel an der Uni ohnehin nicht aufhalten können. Richtig, aber geht es noch enthusiastischer?

Auch über den Verkehr auf dem Campus wird gesprochen und die Juso-Vertreterin fühlt sich prompt berufen, deutlich zu machen, dass alle auf dem Podium hier das Gleiche wollen – eine Verbesserung des ÖPNV. Wie schön, diese Einigkeit. Brenzlig wird es erst bei einer Publikumsfrage nach der Haltung der LHG zur Unterstützung von extremistischen Hochschulgruppen durch Gelder der Studierendenschaft. Der LHGler versucht sich an einer heiklen Definition von Extremismus und weckt damit die CampusGrüne aus ihrer Lethargie: Damit habe er auch alle Schüler*innen von Fridays for Future als Extremisten bezeichnet. Ja, darum geht es ihm bestimmt. Gut, dass wir hier inhaltlich nichts Genaueres erfahren.

Zum Schluss sind sich dann endlich wieder alle einig: An der missglückten Veranstaltung, bei der nicht eine Liste wirklich deutlich machen konnte (wollte), warum sie gewählt werden sollten, ist nur die Planung des Wahlausschusses schuld. Über das Semesterticket wurde ja gar nicht diskutiert. Natürlich. Hätte der Moderator nur zu diesem Thema, das wir im letzten Semester hundertmal durchgekaut haben, eine Frage gestellt, dann wäre alles viel besser gelaufen.

Ihr Lieben, was ist denn noch nötig, damit ihr mal richtig Wahlkampf macht? Wollt ihr euren Wähler*innen nicht zeigen, dass ihr motiviert und fähig seid, ihre Interessen zu vertreten? Von euren Zielen lese ich auf euren Flyern und schaffe es sogar zwischen Kirschen und Crêpe vor der Mensa etwas mehr von euch zu erfahren. Am Ende eures Podiums ist aber nur eine Botschaft bei mir angekommen: Bitte nicht zu viel erwarten! Keine Sorge, das kommt bestimmt nicht mehr vor.

Autor*in

Über Hochschulpolitik und Campuskultur schreibt Nadine am liebsten und seit dem Wintersemester 17/18 auch für den Albrecht. Für den Master Praktische Philosophie der Wirtschaft und Umwelt ist sie nach Kiel gekommen und genießt seit dem die Nähe zum Meer.

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